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Verhandlungen über Tankstellenraub32-Jähriger bedrohte Kassierer in Pesch mit Messer

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Ein Mann steht in Handschellen neben einem Polizisten.

Das Urteil über die Verhandlungen soll am Mittwoch fallen.

Eine Entschuldigung für eine Verzweiflungstat – diese gab der 32-jährige Angeklagte dem Kassierer einer Kölner Tankstelle, die er im Juli dieses Jahres ausgeraubt hatte. Das Urteil ist noch nicht gefallen.

Es war an einem Juli-Abend in diesem Jahr, als der Verkäufer einer Tankstelle in Pesch einen kleinen, vermummten Mann auf sich zustreben sah. Die Sturmhaube, die er trug, kam dem Verkäufer ein bisschen zu groß für das Gesicht vor. Kaum war der vermeintliche Kunde an der Kasse angelangt, zeigte er ein Messer und sagte höflich: „Das ist ein Überfall. Geben Sie mir die Tageseinnahmen.“

Der Kassierer hatte für einen solchen Fall die Anweisung, ohne Umstände das Geld auszuhändigen. Nachdem er den stillen Notruf abgesetzt hatte, gab er dem Räuber den Kasseninhalt: rund 750 Euro. Der Mann steckte das Geld in einen Leinenbeutel und flüchtete.

Raubüberfall in Köln: Angeklagter gesteht „Verzweiflungstat“

Am Dienstag schilderte der 44-jährige Kassierer im Landgericht, wie er den Überfall erlebt hatte, und sagte: „Ich hatte keine Panik, dass er mir was antut.“ Ängste habe er keine zurückbehalten, allerdings sei er etwas aufmerksamer geworden: „Wenn Leute mit Helm hereinkommen, gucke ich ihnen auf die Finger.“ Bevor er den Sitzungsaal verließ, bat der Angeklagte ihn um Entschuldigung. Der Zeuge nahm sie an.

Da hatte Robin K. (32, Name geändert) den Raubüberfall über seine Verteidigerin längst gestanden. Sie sprach von einer „Verzweiflungstat“. Der Angeklagte, der zur Tatzeit kein Obdach hatte, sagte, er habe „es nicht mehr ausgehalten, auf der Straße zu schlafen“. 2000 bis 4000 Euro habe er sich von dem Überfall erhofft. Die Vorsitzende Richterin merkte an: „Bei Tankstellen ist nicht mehr viel zu holen, da wird oft mit EC-Karte gezahlt.“

2016 hatte Robin K. dieselbe Tankstelle kurz hintereinander zweimal überfallen – mit der Folge, dass er zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt wurde. Auf die Frage, warum er sich ausgerechnet den alten Schauplatz für die neue Tat aussuchte, antwortete er, der Ort sei ihm „vertraut“; er habe mehrere Jahre in dem Viertel gewohnt, daher kenne er „die ganzen Wege“. Es nutzte ihm nichts, noch auf der Straße wurde er festgenommen.

Angeklagter Kölner kämpfte seit der Kindheit mit Problemen

„Im tiefen Inneren ist er ein netter, lieber, süßer Kerl“, sagte seine Mutter im Zeugenstand; doch manchmal könne er „garstig“ sein, ein „Monster“. Begonnen habe es mit psychischen Problemen in der Kindheit, in der Robin K. zudem die Trennung der Eltern zu verkraften hatte. Früh kam er mit Drogen in Berührung; eine Zeitlang lebte er bei Pflegeeltern. Nach einer Lehre zum Verkäufer habe nur über Zeitarbeitsfirmen Jobs gefunden, gab er an; die Miete für die eigene Wohnung habe er durch Drogenhandel aufgebracht.

Nach Verbüßung der mehrjährigen Haftstrafe zog er wieder bei der Mutter ein, die in zweiter Ehe verheiratet ist. Trotz aller Liebe wurden die Spannungen so groß, dass sie ihn schließlich vor die Tür setzte. Robin K. sagte, einige Wochen habe er in dem Bordell gewohnt, in dem er sich prostituierte. Die Mutter wusste von der Tätigkeit. „Ich fand es nicht toll“, sagte sie, „aber er ist ein erwachsener Mensch.“

Zum Schluss wusste er nicht mehr wohin: „Ich habe keine Perspektive mehr gesehen.“ Am Mittwoch soll das Urteil verkündet werden.

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