Corona in KölnInzidenz steigt schneller als Zahl der Infizierten: Was heißt das?

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Maske Boden

Medizinische Masken sind jetzt Pflicht in Geschäften sowie Bussen und Bahnen.

  • Zahlen über Zahlen: Die Inzidenz steigt drastisch, die Fälle der aktuell Infizierten nehmen langsamer zu.
  • Was heißt all das für die tatsächliche Ausbreitung des Coronavirus?
  • Welche weiteren Zahlen wichtig sind, was sie aussagen – und ob wirklich nur mehr getestet wird.

Köln – Es ist ein gehöriger Sprung: Am Mittwochmorgen hat die Stadt Köln bekanntgegeben, dass die Inzidenzzahl bei 70,4 liegt. Nur einen Tag zuvor lag sie noch bei 66,0. Worüber viele Menschen schon in der vergangenen Tagen stolperten: Die Zahl der aktuell mit Corona Infizierten hatte sich bis Mittwochmorgen kaum verändert. Aktuell gelten zwar 858 Kölner als infiziert, während es am Mittwochmorgen noch 724 waren. Doch in den Tagen zuvor war die Zahl der aktuell infizierten Menschen kaum angestiegen, teils sogar zurückgegangen. Woran liegt diese vermeintliche Diskrepanz? Werden neue Fälle nur nicht schnell genug gemeldet? Und kann die Inzidenz wirkllich das Hauptkriterium sein?

Wenn die Inzidenz steigt, die Zahl der aktuell Infizierten jedoch nicht oder zumindest nicht korrelierend, dann heißt das, dass genauso viele oder mehr Menschen genesen sind als sich neu infiziert haben. Der Inzidenzwert erfasst diese genesenen Menschen nicht. Er besagt lediglich, wie viele Einwohner je 100.000 sich im Schnitt binnen sieben Tagen neu mit dem Coronavirus infizieren.

Im Vergleich von Tag zu Tag kann die Inzidenz erheblichen Schwankungen unterliegen. Allein eine Familienfeier, bei der sich mehrere Menschen angesteckt haben, reicht, um den Wert in die Höhe zu treiben. Ein Tag mit wenig erfassten Neuansteckungen, zum Beispiel ein Samstag oder Sonntag, kann den Wert nach unten drücken. Über einen längeren Zeitraum betrachtet ist die Inzidenz daher aussagekräftiger. So wird sich auch erst zeitverzögert in den Zahlen abbilden, ob die Maßnahmen, die Stadt und Land nun erlassen haben, Wirkung zeigen.

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Das Problem der Inzidenz als einziges Kriterium zeigt sich schnell: 35 und 50 waren Grenzwerte, an denen in den vergangenen Monaten neue Maßnahmen ausgerichtet wurden. Was darüber hinaus geschieht, ist bislang unklar. Was heißt es konkret, wenn Städte im Winter eine Inzidenz von 100 erreichen oder sogar überschreiten? Man könnte es auch anders ausdrücken: Wenn 50 der rote Bereich ist, was kommt nach rot?

Dass stagnierende Infizierten-Zahlen bei steigender Inzidenz nur eine Momentaufnahme sind, zeigt ein Rückblick auf die vergangenen Wochen. Noch am 1. Oktober lag die Zahl der Infizierten unter 500. Und auch die Zahl der Corona-Infizierten in stationärer Behandlung steigt stetig: Am ersten Oktober waren es 64 Patienten, am 14. Oktober 100.

Sterblichkeit bleibt bislang prozentual konstant

Ebenso steigt die Zahl der Todesfälle, sie bleibt prozentual in Bezug zur Zahl der Infektionen jedoch deutschlandweit relativ konstant unter 1 Prozent. Da sich nach den Sommermonaten nun jedoch wieder vermehrt ältere Menschen anstecken werden, gehen Experten von einem deutlichen Anstieg der Todesfälle aus.

Ein weiterer interessanter Wert bleibt die Reproduktionszahl: eine statistische Schätzung, wie viele weitere Menschen durch eine Infizierte Person angesteckt werden. Aktuell liegt der 7-Tage-R-Wert deutschlandweit bei 1,2. Zum Vergleich: Im März lag der Wert teilweise bei 3. Damals war es das Ziel, konstant unter einem Wert von 1 zu bleiben, um eine exponentielle Verbreitung des Virus zu verhindern.

Weniger Tests im Sommer, dafür mehr davon positiv

Wer glaubt, es werde immer mehr getestet und dadurch steige die Zahl der positiven Ergebnisse, liegt nur zum Teil richtig. Seit Ende August ist die Zahl der wöchentlich ausgewerteten Tests in etwa gleichbleibend. Ebenso der prozentuale Anteil der positiven Tests. Zu Beginn des Jahres war die Testzahl deutlich niedriger, dafür aber auch der prozentuale Anteil positiver Ergebnisse deutlich höher.

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