„Riesige Unsicherheit“Wie Kölner Schulen Corona-Schnelltests selbst organisieren

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Schnelltests am ersten Schultag im Montessorigymnasium in Bickendorf.

Köln – Der Nebenraum der Mensa im Montessori-Gymnasium in Bickendorf hat sich am Montagmorgen in ein kleines improvisiertes Testzentrum verwandelt. Acht Medizinstudenten in Schutzanzügen empfangen hier die Schülerinnen und Schüler, die das erste Mal nach drei Monaten in die Schule kommen. Das Montessori-Gymnasium ist die erste und auch die einzige Kölner Schule, an der am ersten Schultag systematisch mit Schnelltests getestet wurde.

„Bitte einfach den Pfeilen folgen in die Teststraße rechts“, erklärt Teamleiter Severin Becker den Schülerinnen der 8a und reicht ihnen die Testkits. Schon ein paar Minuten später ist die 15-köpfige Gruppe durch. Alles ist generalstabsmäßig organisiert: Alle Klassen und Kurse haben ein festes Zehn-Minuten-Zeitfenster zugeteilt bekommen. Alle Namen sind hinterlegt. Wer durch ist, geht erst mal zurück in den Klassenraum.

Kölner Schulen warten auf die versprochenen Corona-Selbsttests

Das Montessori-Gymnasium ist die erste und auch die einzige Kölner Schule, an der am ersten Schultag systematisch mit Schnelltests getestet wurde. Schließlich warten noch alle Schulen auf die vom Land versprochenen Selbsttests. Glück haben daneben lediglich die 23 Kölner Schulen, die unabhängig von der Schnellteststrategie des Landes NRW für das Pilotprojekt der Stadt Köln in Zusammenarbeit der Uniklinik Köln ausgewählt wurden. Dort wird alle 14 Tage statt Schnelltests ein gepoolter PCR-Test durchgeführt. Das ist quasi ein Test, in den die Proben der ganzen Klasse einfließen.

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Die Aktion im Montessori-Gymnasium beruhte auf der Initiative der Schulpflegschaft, die das in Eigenregie organisiert hatte. „Wir fanden es einfach unverantwortlich, die Kinder bei der Pandemielage ungetestet in die Schulen zu lassen“, erläutert Schulpflegschaftsvorsitzende Sibylle Krantz. Zumal völlig unklar sei wie viele Tage es noch dauere, eh die versprochenen Selbsttests kommen.

Also hat die Schulpflegschaft Kontakt mit dem Anbieter „Mein Corona-Schnelltest“ aufgenommen, der auch in der Innenstadt für die Stadt ein Testzentrum betreibt. „Für uns ist das kein Problem, mit mobilen Teams in die Schulen zu kommen“, erläutert Becker von „Mein Corona-Schnelltest“.

„Riesige Unsicherheit“

Nach der Zusage der Stadt wurden alle Eltern informiert und Einverständniserklärungen verschickt, „damit wir zumindest für einen Augenblick in dieser aufgewühlten Lage Sicherheit haben.“ Kosten entstehen weder für Eltern noch für die Stadt. Die Testorganisation kann das bei der KV Nordrhein über die wöchentlichen Bürgertest-Budgets der Stadt mit der KV Nordrhein abrechnen.

Schulleiterin Maria Hartmann zeigte sich sehr erleichtert, da Kollegium und Eltern angesichts einer Öffnung ohne Test hoch besorgt seien. „Es herrscht eine riesige Unsicherheit“, berichtet auch Marcel Sprunkel, Leiter des Gymnasiums Pesch. „Angesichts der Pandemielage fragen sich viele: Was machen wir hier gerade – ungetestet .“

Jeder Schüler soll einmal vor den Osterferien getestet werden

Alle Schulleitungen hatten den Tag über ein Auge auf ihren Posteingang: Die 1,8 Millionen Selbsttests, die den Schulen in NRW zugesichert wurden, sollen über DHL angekündigt und geliefert werden. In den meisten Schulen war am Nachmittag noch keine Versandnachricht eingegangen. Dafür sorgte eine Mail aus dem NRW-Schulministerium für mehr Klarheit: Bis zum 23. März - also in acht Tagen - sollen die Lieferungen der Selbsttests spätestens abgeschlossen sein.

Jeder Schüler solle so einmal vor den Osterferien getestet werden. „Zeitpunkt und Organisation liegen in der Hand der Schulen“, heißt es. Es müsse nur sicher gestellt sein, dass vor Beginn der Osterferien eine Testung durchgeführt werde. Die Tests sollen vor Unterrichtsbeginn im Klassenraum stattfinden unter Beaufsichtigung der Lehrer. Der achtet darauf, dass während der Testung gelüftet wird. Die Masken werden nur für den Test abgenommen. Die Lehrer dürfen keine Hilfestellung geben. Wie der Test funktioniert, wird den Schülern über ein Video erklärt.

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Wenn ein Schüler positiv getestet ist, muss die Schulleitung die Eltern informieren, die den Schüler dann abholen sollen. Die Nutzung von ÖPNV soll vermieden werden. Der positive Schnelltest muss durch einen PCR-Test bestätigt werden, den der Schüler sich organisieren muss. Erst nach einem negativen PCR-Test kann er wieder in die Schule. Alle Schüler sollen an den Testungen teilnehmen, es besteht allerdings Widerspruchsrecht.

Für Schulleiter Sprunkel bleiben abgesehen von der Frage, wann die Tests wirklich vor Ort sind, viele Unsicherheiten. Seine Schule hat sich daher jetzt auch die Schnell-Test-Dienste von „Mein Corona-Schnelltest“ organisiert, um mehr Sicherheit zu schaffen. Schließlich musste Schulleiterin Hartmann schon am Starttag die ersten positiv getesteten Schüler nach Hause schicken.

Schulministerin Gebauer spricht von gelungenem Schulstart

Schulministerin Yvonne Gebauer, erklärte, die Rückkehr nach drei Monaten Distanzunterricht sei gelungen. „Die Schulen waren gut auf diesen Tag vorbereitet und unterstützen die Kinder und Jugendlichen nun dabei, ihre ganz unterschiedlichen Erfahrungen der vergangenen Wochen gemeinsam zu verarbeiten.“ Man werde das Infektionsgeschehen beobachten, um bei Bedarf weiter gehende Maßnahmen zu erörtern. Pauschale Schulschließungen könnten aber nur ein letztes Mittel nach dem Ergreifen umfänglicher anderer Maßnahmen sein. 

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