AusgehenFast wie Urlaub am Meer

Im Biergarten des "Meer sehen" findet sich für die Gäste so manches lauschiges Plätzchen.
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Ehrenfeld – Ob das nicht glatt gelogen ist? „Meer sehen“ verspricht ein Schild an der Philippstraße. Wer nun einmal nachschaut, was es mit dem Meer in Ehrenfeld so auf sich hat, erlebt im Inneren der außen so unscheinbar gekachelten Kneipe sein blaues Wunder: Vorbei an einem türkisgrünen Eingangsbereich und einer Fototapete mit nassem Schilf darauf gelangt der Besucher in den Hauptraum, in dem eine riesige bläulich schimmernden Leinwand steht. Bunte Fische schwimmen darauf. Ein Delfin taucht munter in die Wellen ein. Im Meer sehen entfalten die berauschenden Bilder diverser Unterwasser- und Meeresfilme, ihre besondere Wirkung.
Vor der Leinwand stehen hübsche kleine Loungesessel und ein Strandkorb. Sogar zwei Schaukeln baumeln von der Decke. Es ist eine Wohlfühloase für urlaubsreife Kölner, die nicht in den Urlaub fahren können – und für Liebhaber origineller Lokale. Wer nicht gemütlich auf den Sesseln herumlümmeln möchte, kann sich an einen der Tische setzen oder den Innenhof genießen. Hier wähnt man sich inmitten blauer Schirme, Strohdächer und reichlich Bambus fast wie in einem Tropen-Paradies.
Mehr als 20 verschiedene Tapas im Angebot
Passend zum Ambiente stehen mediterrane bis exotische Speisen auf der Karte: Durch rund 20 verschiedene Tapas können die Gäste sich probieren. Es gibt Currywurst mit roten Zwiebeln, Datteln im Speckmantel, Ziegenkäse mit Honig und Thymian, Gemüsefrühlingsrollen, Wan Tans (chinesische Teigtaschen) mit Speckmantel, Sesamhühnchen und Thunfischspieße mit Erdnusssoße.
„Auf keinen Fall von der Karte streichen dürfen wir das Wiener Schnitzel vom Kalb mit lauwarmem Kartoffel-Gurkensalat und den selbstgebackenen Brownie mit Vanilleeis“, sagt Inhaberin Petra Völker. Das würden die Stammgäste ihr übelnehmen. Sie hat überhaupt möglichst wenig verändert, als sie das schmucke Lokal vor zwei Jahren von ihrer Kollegin und Freundin Sandra übernommen hat. Schließlich hatte sie sich in die Kneipe so verliebt wie sie war. Zunächst jobbte sie neben ihrem Studium hier und entschied sich ganz für die Arbeit in der Gastronomie. „Ich wollte aber auch nicht beim Kellnern hängenbleiben, sondern mich beruflich weiterentwickeln. Deswegen habe ich gedacht, ich lerne das jetzt von der Pike auf“, schildert sie.
Sommerabend mit Wein in der Hand genießen
Petra Völker studierte zwei Jahre lang Hotelmanagement in Salzburg. Danach wurde sie von Freundin Sandra fest eingestellt – bis die 2010 den Laden aufgab. „Eigentlich wollte ich nicht jeden Abend hier stehen und Chef sein, aber wenn ich das Lokal nicht weitergeführt hätte, gäbe es heute kein Meer sehen mehr“, sagt die schlanke Frau, die ganz auf Teamarbeit setzt. „Wenn meine Mitarbeiter mir nicht so lange die Treue halten würden, würde der Laden nicht so gut laufen“, sagt Petra.
In der Sommersaison stößt die zehnköpfige Mannschaft oft an ihre Grenzen, wenn der Biergarten voll ist und der Innenraum auch – mit ziemlich unterschiedlichen Gästen: Junge Paare, ältere Menschen, Studenten, die ihre Eltern ausführen, Frauengruppen, die sich durch die Tapas probieren. „Hier braucht aber niemand etwas zu essen, Jeder kann gerne auch einfach nur ein Glas Wein trinken und den Sommerabend genießen“, betont Völker.
Das Ende ist an solche Abenden offen. Feste Zeiten, an den die Gäste das Lokal verlassen müssen, gibt es nicht. Petra ist es gewöhnt, wenig Freizeit zu haben. Für Urlaub hat sie keine Zeit. Das Meer sehen, das echte, das überlässt sie – wohl oder übel – anderen.