Literatur-Klassiker auf Bickendorfer BühneWelturaufführung: Jugendchor St. Rochus führt Effi Briest auf

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Das Musical auf der Bühne

Zu Besuch bei der Generalprobe des Musicals „Effi Briest“ in Bickendorf.

Wegen der Corona-Pandemie konnte der Bickendorfer Jugendchor St. Rochus sein 30-jähriges Bestehen nicht feiern. Mit dem Musical „Effi Briest“ holt er das nach.

Die Spannung im Bios Inn steigt. Sängerinnen und Sänger vom Jugendchor St. Rochus tummeln sich im Foyer des Gemeindesaals an der Rochusstraße. Techniker verkabeln die letzten Monitore. „Könnte ich noch mal kurz den Lippenstift haben?“, fragt eine Sängerin, während das Orchester im Flur seine Instrumente stimmt. In wenigen Minuten startet die Generalprobe im Saal. Regisseur Georg Busch ermutigt die Darsteller: „Das wird super.“

Knapp ein Jahr lang hat Busch mit rund 50 Chormitgliedern, Musikern und Technikern für die rund zweieinhalbstündige Musical-Aufführung „Effi Briest“ geprobt. „Wir bringen mit dem Stück von Philipp Polzin und Christian D. Dellacher nach dem Klassiker von Theodor Fontane eine Welturaufführung auf die Bühne“, sagt er. Die Generalprobe im Bios Inn beginnt.

Zwei Darsteller auf der Bühne.

Jede Rolle im Stück ist doppelt besetzt.

Generalprobe von „Effi Briest“: Bleistift als Taktstock genutzt

Mit Schwung blättert Chorleiter Wilfried Kaets in den Noten, dirigiert mit links die Darsteller auf der Bühne, mit der rechten Hand das Orchester im Flur. Ein Bleistift ersetzt den Taktstock. Mittels einer Kamera werden Kaets‘ Manöver vom Saal bis ins Orchester im Flur übertragen. Die 22-jährige Jugendchorsängerin Ina Roß ist eine der beiden Briest-Darstellerinnen. Im Stück sei jede Rolle doppelt besetzt, erzählt die Physik- und Philosophiestudentin. „Für den Fall, dass mal jemand ausfällt.“ Außerdem komme bei allen sechs Aufführungen so jeder dreimal zum Einsatz.

Die gesungene, getanzte und gespielte Geschichte der Effi Briest, die 17-Jährig den fast doppelt so alten Baron von Instetten heiratet, spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sie vereinsamt in der Ehe und stürzt sich in eine Affäre mit Instettens Jugendfreund Major von Crampas – mit fatalen Konsequenzen. „Die Kostüme aus dieser Zeit“, sagt Chorleiter Kaets, „haben die Darsteller zusammen mit ihren Eltern oder Freunden selbst genäht.“

Darsteller auf der Bühne.

Die Kostüme haben die Darstellerinnen und Darsteller selbst geschneidert.

Besonderer Ehrengast bei Aufführung in Bickendorf

„Effi Briest“ ist nach dem „Fliegenden Holländer“ bereits das zweite große Musical, das Kaets mit seinem Jugendchor und einem Live-Orchester innerhalb von vier Jahren aufführt. „Ursprünglich wollten wir zu unserem 30-jährigen Bestehen 2021 ein großes Konzert machen“, sagt er. „Dann kam Corona und die Rochuskirche, unsere musikalische Homebase, musste schließen.“ Dennoch seien während der Pandemie keine Proben ausgefallen, erzählt der Musiker. „Wir haben uns immer wieder den wechselnden Vorgaben angepasst: Sei es durch Streamproben, Kleingruppenproben oder Proben mit großen räumlichen Abständen.“

Als Ehrengäste erwartet der Jugendchor St. Rochus bei der ausverkauften Premiere am Freitagabend, 17. November, die Komponisten Polzin und Dellacher.

Außerdem hat der Chor die Kölner Künstlerin Andrea Matzker, Urgroßnichte der „leiblichen Effi“ Elisabeth Freiin und Edle von Plotho, als Ehrengast zur Premiere eingeladen. Matzker hatte die Musical-Ankündigung in dieser Zeitung gelesen und sich daraufhin bei Chorleiter Wilfried Kaets gemeldet. Ihre Urgroßtante sei das Vorbild für Theodor Fontanes Romanfigur Effi Briest gewesen.

Weitere Termine und Tickets finden Sie online unter www.jugendchor-st-rochus.de.

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