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Mein Veedel
Mit Mo-Torres durch Bickendorf – „Grauenhaft, aber so fing es an“

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann mit blonder Kurzhaarfrisur lehnt an einem Fußballtor in einer Grünanlage.

Mo-Torres lehnt am Tor des Bolzplatzes im Rochuspark.

Mo-Torres ist fest verwurzelt in Bickendorf. Beim Spaziergang erzählt er auch von seinem ersten Schülerjob, mit dem er eine alte Dame besonders glücklich machte. 

Mit Hündin Suki kommt Mo-Torres zum von ihm vorgeschlagenen Treffpunkt am Bolzplatz im Rochuspark. Der Bickendorfer, der bürgerlich Moritz Helf heißt, ist seinem Veedel treu geblieben, obwohl er in seiner Kindheit und Jugend auch viel zum Vater nach Neuehrenfeld gependelt ist. „Deshalb sind mir auch Lenauplatz und Landmannstraße sehr vertraut, dort gibt es noch eine lebendige Veedelskultur“, erzählt der 35-Jährige, der beim Warten auf den Fotografen mit seiner Ridgeback-Hündin Tricks vorführt, die beide in der Hundeschule gelernt haben. Das schlanke, kniehohe Tier dreht sich auf Befehl synchron mit seinem Besitzer, umrundet oder tunnelt ihn.

Mit dem Fahrrad zum Training beim DJK Roland West in Bickendorf

Das Tunneln hat auch der 35-Jährige gelernt, aber mit dem Fußball. Als Kind und Jugendlicher hat er beim DJK Roland West gekickt, der Bolzplatz ist nur einen Steinwurf entfernt vom Trainingsplatz. „Mit meinen Freunden bin ich immer mit dem Fahrrad hierhergefahren, auf dem Bolzplatz trafen wir uns, wenn kein Training war. Sobald die Laternen angingen, mussten wir nach Hause.“

12.06.2025, Köln: Veedelsspaziergang mit dem Musiker Mo Torres durch Bickendorf in Köln - vor dem Montessori Gymnasium. Foto: Thilo Schmülgen

Mo-Torres, damals noch Moritz Helf, machte am Montessori-Gymnasium Abi.

Moritz Helf gehört zu der Generation, die noch ohne Smartphone und Social-Media aufgewachsen ist. Er ist kein Digital Native. Deshalb nennt er seine Zielgruppe die Generation „In-Between.“ Diejenigen über 30, die auch noch wissen, wie es war zusammen abzuhängen, ohne davon Bilder zu machen und sie in Echtzeit zu teilen.

Ein beliebter Treffpunkt war auch das Vereinsheim des DJK Roland West, das eigentlich näher am Bolzplatz als am Trainingsplatz im Rochuspark steht. Das Graffiti-verzierte Gebäude hat eine Terrasse. „Hier haben wir Bier getrunken, Zigaretten geraucht, gequatscht“, erinnert sich Helf lebhaft an einen weiteren Ort seiner Jugend. 

12.06.2025, Köln: Veedelsspaziergang mit dem Musiker Mo Torres durch Bickendorf in Köln. Foto: Thilo Schmülgen

Am Kreisverkehr Sandweg/Subbelrather Straße/Rochusstraße machen Mo-Torres und Suki ein Päuschen.

Durch den Park laufen Hund und Mensch weiter Richtung Montessori-Gymnasium, seine alte Schule. Zu seiner Zeit kursierte das Gerücht, es gäbe eine bessere Erdkunde-Note, wenn man für den ASV Wettkämpfe bestreiten würde. „In Sport hatte ich sowieso eine Eins. Dann war ich beim ASV und war dann tatsächlich Stadtmeister im 1000-Meter-Lauf. In Erdkunde hatte ich dann eine Zwei.“

Über den Schulhof des Monte geht es weiter Richtung Rochusstraße. Keiner der Schüler erkennt ihn. „Die sind zu jung“, sagt Helf, die In-Betweens sind etwa so alt wie er, also zwischen Mitte 20 und 40. Er selbst ist aufgewachsen mit Vorbildern wie Eminem oder Kool Savas. „Mein Vater meinte damals, dass ein Zehnjähriger die Wise Guys hören sollte. Ich fand und finde deren Art, eine ernste Botschaft in Humor verpackt zu senden, gut. Das versuche ich ja auch“, erzählt der Rapper, der sich in den letzten Jahren mehr und mehr dem Pop zugewandt hat.

Mo-Torres: „Es soll das Bestmögliche herauskommen“

Sein Song Puzzleteil im Duett mit Nico Gomez ist ein Hit bei Hochzeiten, das bekommt er von seinen Fans gespiegelt und freut sich darüber. In sein neues Album, das im August erscheint, hat er mehr als ein Jahr Arbeit investiert. „Ich setze mich schon sehr unter Druck, es soll das Bestmögliche dabei herauskommen.“

Tatsächlich hat Helf die Neigung zum besonderen Ehrgeiz schon im Kindergarten gehabt. „Meine Mutter musste dort schon mal zum Gespräch vorbeikommen, da es hieß, ich setze mich zu sehr unter Druck mit dem Erlernen von Schreiben und Rechnen“. Wegen seiner eigenen Erfahrungen mit dem Erfolgsdruck nimmt er das Thema mentale Gesundheit sehr ernst. „Ich habe auch mit professioneller Hilfe gelernt, mal locker zu lassen, Erfolge auch zu feiern und zu genießen, nicht immer nur dem nächsten großen Ding hinterherzujagen.“

Ein junger Mann sitzt auf der Kante eines betonierten Hochbeets, neben ihm steht sein Hund.

Beim Veedelsspaziergang machen Mo und Suki kurz Pause am Platz gegenüber der Rochuskirche.

Vielleicht hat er deshalb nun einen Hund in seinem Leben, der ihn erdet und mit seinen ganz banalen täglichen Bedürfnissen konfrontiert. „Tatsächlich sind mir Beziehungen, Menschen in meinem Leben das Wichtigste, und natürlich Suki. Als sie heute Morgen eine Wurst im Gebüsch gefunden hat, hatte ich direkt Panik und dachte an einen Giftköder.“

Auf dem Weg vom Monte-Gymnasium zum Kreisverkehr Sandweg/Subbelrather Straße erzählt Mo-Torres, wie er zur Musik kam. „Der Halbbruder meines Halbbruders hatte ein Studio unterm Dach. Ich habe dann gefragt, ob ich auch mal dazukommen kann. Meiner damaligen Freundin wollte ich zum 18. Geburtstag ein Lied schenken. Es war grauenhaft, aber so fing es an“.

Erst mal was Vernünftiges gelernt

Sicherheitshalber machte Helf nach dem Abi eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann, als Zivi war er ein Jahr lang Hausmeister im Büze Ehrenfeld. Als er nach einem Wespenstich einen allergischen Schock bekam, musste er um die Weiterbeschäftigung dort kämpfen, durfte am Ende nur noch drinnen arbeiten. „Ich habe dann nur noch Stühle auf- und abgebaut in den verschiedenen Veranstaltungssälen.“

12.06.2025, Köln: Veedelsspaziergang mit dem Musiker Mo Torres durch Bickendorf in Köln - Mo trifft die Apotheker seines ersten Schülerjobs. Foto: Thilo Schmülgen

Mo trifft seinen ehemaligen Chef, den Apotheker Dirk Gardemann, mit seinem Sohn Thomas (rechts), der heute die Rochus-Apotheke führt.

Früh geübt, vor Menschen zu performen, hat Helf am Rande eines Schülerjobs. Für die Rochus-Apotheke am Sandweg fuhr er nachmittags mit dem Fahrrad Medikamente aus. Den Lieferservice gibt es noch heute, allerdings werden die Routen heute digital ausgespuckt. „Damals musste ich mir die Fahrten selber zusammenstellen, und wenn eine Adresse außerhalb des Veedels lag, war das echt Horror. Ich wurde ja nicht nach Stunde bezahlt, sondern nach Resultat.“ Senior-Chef Dirk Gardemann erinnert sich, dass Moritz am Ende seiner Tätigkeit nicht nur mündlich kündigte, sondern einen langen Abschiedsbrief dazu schrieb. „Darin bedankte er sich für die Möglichkeit, bei uns die Touren zu machen, schilderte die wertvollen Erfahrungen, die er mit Menschen gemacht hat, und schrieb von einer besonderen Kundin im Sandweg, der er auch immer vorgesungen hat“.

Nach den Release-Konzerten für das neue Album „Schönso“ geht er im Herbst auf Deutschland-Tour. Längst gibt es eine große Mo-Torres-Fangemeinde weit über Köln hinaus. Sein Traum ist es, in Köln vor heimischem Publikum einmal die Arena zu füllen. Die fasst 20.000 Leute, doch noch ist er irgendwo in-between. „Zwischen Palladium und Kölnarena gibt es hier leider keine passende Hallengröße.“ Aber eins hat er gelernt. Es gilt auch, die Erfolge zu feiern, die auf dem Weg von der Kundin im Sandweg, der er Einzelkonzerte gab, bis zu einer ausverkauften Arena liegen.

Mo Torres' Tipps für Bickendorf: 1 ) Baguette essen bei „Point Frisch & Lecker“, Venloer Straße 668, 2) Kaffee trinken im Café „Herzhäuschen“, Mathilde-Herz-Weg 32, 3) Spazieren gehen im Rochuspark