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Nach fünf Jahren SchließungRochuschor gibt fulminantes Konzert in „seiner“ Rochuskirche

3 min
Ein Mann in schwarzem Hemd und schwarzer Hose dirigiert Chor und Orchester.

Dirigiert mit vollem Körpereinsatz: Wilfried Kaets bei Karl Jenkins‘ „Stabat Mater“-Konzert in der Bickendorfer Rochuskirche

Die frisch renovierte Rochuskirche erlebte ihr erstes Konzert nach Wiedereröffnung. Und was für eins: Kantor Wilfried Kaets brachte gewaltige Stücke zu Gehör

„Paradisi gloria“. Gewaltig donnerte der zwölfte und letzte Satz aus Karl Jenkins‘ zeitgenössischem Oratorium „Stabat Mater“ durch die Bickendorfer Rochuskirche. Hörner, Posaunen, Pauken und Trompeten, kombiniert mit kraftvollem Chorgesang begleiteten den monumentalen Schlusssatz, der mit dem minutenlangen „Amen. Alleluia“ einen dramatischen Schlusspunkt hinter den rund zweistündigen Konzertabend setzte. Ursprünglich ist das Stabat mater ein mittelalterliches Gedicht, das die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Jesus als zentralen Inhalt hat. In seiner Komposition vereint Jenkins (81) traditionelle, moderne, ethnische und mehrsprachliche Elemente, thematisiert inhaltlich tief empfundene Gefühle wie Trauer, Schmerz, Ausweglosigkeit und Verzweiflung.

Mit stehenden Ovationen honorierten die Konzertgäste am Samstagabend im ausverkauften Gotteshaus an der Rochusstraße die Brillanz und Vielfältigkeit des ersten großen Kirchenkonzerts, das nach Fertigstellung der Renovierungsarbeiten in der Rochuskirche stattfand. Unter dem Titel „Im Dialog der Klänge und Kulturen“ präsentierte der Bickendorfer Rochuschor zusammen mit dem Neuen Rheinischen Kammerorchester, dem orientalischen Nouruz Ensemble, Mitgliedern der Rochusmusikschule und zwei Solistinnen, Jenkins‘ oppulentes Werk (2008). Zwei Uraufführungen der Werke „Tigris und Euphrat“ in deutscher und arabischer Sprache des irakischen Komponisten Bassem Hawar sowie „Jaanipaev Uejärve“ in deutscher und estnischer Sprache von Regionalkantor Wilfried Kaets, forderten die Aufmerksamkeit der Besucher.

Rochuschor aus Bickendorf feiert 125-jähriges Bestehen

In seiner Begrüßung wies Chorleiter Kaets auf das 125-jährige Bestehen des Rochuschores hin, der am 14. November 1900 gegründet worden sei. Mit einem kleinen Geheimnis verblüffte er die Gäste: „Sehe man von einem ganz kurzen nachkriegsbedingten Interim ab, bin ich in der 125-jährigen Chorgeschichte erst der vierte Chorleiter“, sagte er. „Es scheint so zu sein, dass man Freude hat, mit diesem Chor zu arbeiten.“ Zuletzt zwangen Corona und die renovierungsbedingte Schließung der Rochuskirche die Chorgemeinschaft zu einer fünfjährigen Pause. Umso größer war nun die Freude bei den einhundert Sängerinnen und Sängern, wieder gemeinsam mit einem großen Symphonieorchester musizieren zu können.

Ein Chor und Orchester sind im Altarraum einer Kirche aufgestellt.

Der Rochuschor singt erstmals nach fünf Jahren Schließung wieder in „seiner“ Rochuskirche.

Bereits nach Ostern habe der Chor unter der Leitung von Wilfried Kaets mit den Vorbereitungen für die beiden Monumentalkonzerte in der Rochuskirche begonnen, erzählte Chorvorsitzende Gabi Fischer, die froh war, wieder in der frisch sanierten Rochuskirche singen zu dürfen. Der Kirchenraum sei heller und einladender, die Akustik viel besser als früher, schwärmte die Sängerin.

Freude über die Teilnahme seines ersten Konzertes in der Pfarrei nach seiner Amtseinführung Mitte September, äußerte auch Michael Ottersbach, neuer leitender Pfarrer der pastoralen Einheit Köln-Ehrenfeld vor Konzertbeginn. Solistische Glanzpunkte setzte die Wahlkölnerin Sabina Krauze mit der klaren Linienführung in den arabesken Gesangsmotiven sowie die Mezzosopranistin Karin Wöpking, die ihre Partien mit emotionaler Tiefe gestaltete. Sein Debüt als Dirigent feierte der nebenamtliche Kirchenmusiker Andie Ruster mit Kaets' Komposition „Jaanipaev Uejärve“. Gerade die sphärischen Klänge in Kaets' Stück seien eine echte Herausforderung gewesen, verriet der Musiker.