Studio in Köln-EhrenfeldEhemaliger MMA-Kämpfer verbindet Boxen mit Paartanz

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Ein Mann mit Bart steht vor einem Bild von einem Indianerhäuptling.

MMA-Europameister Jonas Billstein leitet das Box-Tanz-Studio „Milk & Honey“.

Jonas Billstein bietet Tanzkurse in seinem Boxstudio an. Wie die beiden Sportarten zusammenpassen und seine ganz persönliche Geschichte, erzählt er im Gespräch.

Jonas Billstein erinnert sich noch genau an das Ereignis, das sein Leben veränderte. Als er 15 Jahre alt war, verprügelten ihn eine Gruppe Jugendlicher auf einer Party. „Dieser Moment als ich da gestanden habe, die erste Schelle gefallen ist und ich da nichts gegen machen konnte“, sagt der MMA-Europameister. „Ich bin gerade schwach“, dachte Billstein. Er wollte sich nicht mehr ausgeliefert fühlen und entschied sich dazu, „stark zu werden“.

MMA-Europameister verfolgt in seinem Boxstudio eigenen Ansatz

Er fing an zu kämpfen und das mit Erfolg. „Ich hatte immer diesen Hang zur Stärke, es hat mich immer angezogen.“, sagt er. Mit 18 Jahren stand Billstein das erste Mal im Profi-Ring der MMA Championship. Ein Jahr später holte er sich nach einer Siegesreihe den Titel bei den Europameisterschaften. Heute blickt der 32-Jährige auf zehn Jahre Karriere im Leistungssport zurück. Doch Titel seien ihm nie so wichtig gewesen, sagt er. „Ich wollte das machen, was ich persönlich will“, so Billstein, „Ich hatte nie Bock, das zu kommerzialisieren.“

Nach seinem letzten Kampf eröffnete er sein eigenes Boxstudio „Milk & Honey“ in Ehrenfeld. Sein Ansatz dreht sich weniger um Leistung. Er und die Trainer lehren einfache Techniken, um schnell und effektiv gegen andere kämpfen zu können. Es gehe dabei nicht nur um äußere Widerstände, sondern auch um innere Konflikte. „Es kommen Sachen raus, die sich sonst so nicht zeigen“, sagt er. Man müsse sich seinen Ängsten stellen, Grenzen setzen, sich verteidigen, aber auch angreifen. Durch das Kämpfen bekomme man einen Zugang, zu dem was einem im Leben schwerer fällt.

Beim Kämpfen und Tanzen gehe es um Verbindungen

Doch die Mentalität im harten Kampfsport betrachtet er auch kritisch. Nach der Trennung seiner damaligen Partnerin sehnte er sich nach einer Sportart, die Verbundenheit schafft, statt sie abzubauen. „Das Thema Verbindungen aufbauen war für mich immer ein schwieriges, ich war immer recht isoliert in diesem harten Kern. So dieses ganz klassische Kämpfernarrativ, was man da hat. Nur die Echten sind bei mir und alle anderen sind Gegner“, sagt Billstein. Das wollte er ändern. So entdeckte er als Ausgleich zum Kampfsport vor Jahren den Paartanz für sich.

Die beiden Sportarten ergänzen sich wie Yin und Yang. „Tanzen ist im Prinzip das Gegenteil vom Kämpfen, aber dementsprechend macht man auch dieselben Sachen nur anders. Die Verbindung, die du beim Tanzen hast, hast du auch beim Boxen, versuchst aber die Verbindung gegen deinen Partner zu verwenden und nicht wie beim Tanzen mit oder für deinen Partner, dementsprechend ergänzt sich das gut“, sagt Billstein, „Ich bin damals auch ein deutlich besserer Kampfsport-Trainer geworden, als ich angefangen habe zu tanzen.“

In seinem Studio bietet er daher Salsa- und Bachata-Kurse an. Es sei gut, wenn man beides im Leben könne, Verbindungen aufbauen und sich abgrenzen, so Billstein. Auch Events und Workshops veranstaltet er in seinem Studio. Alle drei bis vier Wochen lädt er zum gemeinsamen Kochen und Beisammensein ein. Die Teilnahme ist für alle offen. 

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