Geschäft in EhrenfeldKölner Kaffeeröster geben Barista-Kurs in Guatemala

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Oswaldo Chávez Gabriel (l.), Präsident der Kooperative Adiba, zeigt Tilman Böing und Frederik Baumann (r.) von Zwoo Kaffeeröster die Ernte der Kaffeebauern in Guatemala.

Tilman Böing und Frederik Baumann (r.) von Zwoo Kaffeeröster aus Ehrenfeld ließen sich in Guatemala die Ernte der Kaffeebauern zeigen.

Zwei Kölner Kaffeeröster erzählen von ihrer Reise nach Guatemala. Ein Projekt mit den Kaffeebauern steht vor dem Aus.

Tilman Böing und Frederik Baumann, zwei Kaffeeröster aus Ehrenfeld, reisten im Februar nach Guatemala. Seit mehr als drei Jahren unterstützen sie dort in Kooperation mit dem Verein ProGua die Kaffeebauern.

Kölner Kaffeerösterei auf den Spuren des Kaffees in Guatemala

Der Düsseldorfer Verein ProGua importiert seit 23 Jahren einen Container mit biologisch angebautem Rohkaffee aus Guatemala nach Deutschland. Der Kaffee wird zu fairen Preisen gehandelt, um die Lebensumstände der Bauern zu verbessern. Die Erlöse gehen an die Produzierenden und fließen in gemeinnützige Projekte vor Ort. Damit unterstützten sie mehr als 100 Familien.

„Es war beeindruckend zu sehen, was sich in fünf Jahren getan hat“, so Böing, der bereits zum zweiten Mal vor Ort war. Vor fünf Jahren reiste der 29-Jährige für seine Bachelorarbeit über den Kaffeeanbau und die Lebensumstände der Bauern nach Guatemala. Bei seinem ersten Besuch sprach Böing ausschließlich mit männlichen Produzenten. Dieses Mal waren auch Frauen dabei, die sich am Kaffeeanbau beteiligen. Auch eine neue Schule ist entstanden. Der Bau eines Lagers ist in Planung. Es gebe aber noch viel Potenzial, so Baumann, die Trinkwasser- und medizinische Versorgung sowie die Schulbildung könnten noch verbessert werden.

Ehrenfelder Kaffeeröster gehen ihrer Leidenschaft nach

Böing entdeckte seine Liebe zum Kaffee während seines Geographie-Studiums. Baumann studierte Medizin. Beide jobbten in Kaffeebars,  Böing arbeitete auch in einer Kaffeerösterei. Nach seiner ersten Reise nach Guatemala gründete der 29-Jährige ein Kaffeeunternehmen, die Zwoo Kaffeeröster. Als Baumann sah, was Böing aus seiner Leidenschaft machte, schloss der 28-Jährige sich ihm an. Seit ihrer Schulzeit sind die beiden Freunde.

Heute sind sie ein Team aus mehr als zehn Kaffeeliebhaberinnen und -liebhabern. Sie betreiben ein Kaffeefenster an der Körnerstraße 73 in Ehrenfeld, eine Verkaufstheke für Kaffeespezialitäten wie Cappuccino und Co. Dort werden die eigens gerösteten Bohnen nicht nur verwendet, sondern auch verkauft. Gleiches gilt für das King-Georg-Büdchen am Ebertplatz, in dem es ihren Kaffee gibt. Auch einen Online-Shop sowie eine Kaffeeschule haben sie in Ehrenfeld, in der sie verschiedene Kurse anbieten.

Bauern in Guatemala sind vom Kaffeeanbau abhängig

Von Anfang an war es den Kaffeeröstern ein besonderes Anliegen, sich mit dem Unternehmen auch für die Bauern einzusetzen, von denen sie die Bohnen beziehen, und eng mit ihnen zusammenzuarbeiten. Da ihnen ein regelmäßiger Austausch auf Augenhöhe wichtig ist, reisten die beiden im Februar eben erneut zu den Kaffeebauern.

Sie trafen sich mit Dutzenden Kaffeebauern am Lago Atitlàn, einem eher touristischen Ort, und in der Region San Marcos, die mehrere Stunden von der nächsten Stadt entfernt ist. Die Anwohner sind von dem Kaffeeanbau abhängig, da es einer der wenigen Einnahmequellen ist. Durch die Anbauhöhe sowie die Schattengewächse reifen die Kirschen langsamer und führen zu einer höheren Qualität der Kaffeebohnen laut Böing. Auf diese Weise können sie höhere Preise verlangen.

Es war beeindruckend zu sehen, was sich in fünf Jahren getan hat
Tilman Böing, Zwoo Kaffeeröster

Projekt mit den Kaffeebauern steht vor dem Aus

Damit die Kaffeebauern in dem Touristenort noch mehr Geld verdienen können, haben Baumann und Böing ihnen vor Ort auch beigebracht, wie man guten Cap­puc­ci­no macht. So können sie auch Kaffeespezialitäten aus ihren Bohnen an Touristen verkaufen.  

Aufgrund der gestiegenen Kosten durch die Energiekrise und Corona-Pandemie gerät das Projekt des ProGua Vereins dieses Jahr erstmals ins Wanken. Mit einer Crowdfunding-Kampagne sammeln die Ehrenfelder Kaffeeröster Geld, um den Transport des Containers nach Deutschland  dennoch zu ermöglichen. Interessierte können spenden oder sich den Kaffee kaufen, in dem sie ihn vorfinanzieren. Die Kampagne läuft bis Ende Mai.


Zwoo-Kaffeeröster-Kaffeefenster, Körnerstraße 73, 50823 Köln. Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Weitere Informationen unter: www.zwookaffee.de

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