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Heliosgelände in Köln-EhrenfeldEin Stück Italien bald verschwunden

Lesezeit 3 Minuten

Ulrich Pille vor seinem Geschäft, das er vor fast 25 Jahren eröffnete. Die Halle gehörte einst zur Heliosfabrik, steht aber nicht unter Denkmalschutz.

Ehrenfeld – Eine Institution wird bald verschwinden. Parma-Delikatessen, ein Groß- und Einzelhandel für italienische Lebensmittel an der Heliosstraße, muss den Bauvorhaben auf dem Heliosgelände weichen. Es hat in fast 25 Jahren eine treue Stammkundschaft über die Grenzen des Stadtteils hinaus binden können. Alle Bemühungen, den Kult-Laden im Viertel zu erhalten, waren am Ende vergeblich. Die Tage des Ladens sind offenbar gezählt, ebenso wie die der vom Design-Quartier Ehrenfeld (DQE) genutzten Halle nebenan und des Szenelokals „Underground“.

Die Gebäude müssen womöglich schon bald abgebrochen werden, weil darunter Giftstoffe im Boden vermutet werden, die es unbedingt zu beseitigen gilt.

Bau noch in weiter Ferne

Der Baubeginn für die Inklusive Universitätsschule sowie Gebäude für Kulturveranstaltungen liegt noch in weiter Ferne. Die Stadtverwaltung, die die Schule bauen lassen will, verhandelt zurzeit mit den Eigentümern des Heliosgeländes – der Bauwens-Unternehmensgruppe – über den Kauf eines etwa 20 000 Quadratmeter großen Grundstücks. Erstehen will sie aber ein Areal, das frei von Altlasten ist. Doch genau davon gibt es unter dem Heliosgelände sehr viele. Über Details der Kaufverhandlungen schweigen sich die Beteiligten so gut es geht aus. Es werde nach einer für alle verträglichen Lösung gesucht – viel mehr geben Stadt und Grundstückeigentümer nicht preis. Für Herbst wird mit einem Ergebnis gerechnet.

Indes fürchten Beobachter schon, dass der Abbruch der Gebäude von DQE, Parma-Delikatessen und Underground schon Ende des Jahres erfolgt, damit so früh wie möglich damit begonnen werden kann, den Boden auszukoffern. „Aufgrund der langen Planungszeit für die Schule hätten wir dann womöglich über viele Jahre hinweg ein Loch“, mutmaßt Sabine Voggenreiter, Kulturexpertin des Design-Quartier Ehrenfeld. Die Stadtverwaltung selbst geht von einer Planungszeit von fünf und einer Bauzeit von weiteren drei Jahren aus.

Underground-Chef Micki Pick hat noch keinen definitiven Termin, zu dem er die Pforten schließen muss. Daher will er nicht über die Zukunft seines Clubs spekulieren. An einer Lösung, weiterzumachen, werde aber gearbeitet. Derweil rechnen seine Nachbarn nicht mehr damit, dass die Galgenfrist – wie in der Vergangenheit immer mal wieder geschehen – noch einmal verlängert werden könnte. „Am 31. August ist Schluss“, sagt Pille und auch Sabine Voggenreiter von DQE sieht das Ende kommen. Wahrscheinlich werde ihr Bürocontainer aus der DQE-Halle provisorisch auf dem Heliosgelände platziert.

Eine solch simple Lösung gibt es für den Markt, der vor fast einem Vierteljahrhundert an der Heliosstraße eröffnete, nicht. „Ich brauche mindestens 500 Quadratmeter, Parkplätze und eine Lkw-Zufahrt“, sagt Ulrich Pille, dem das sich nun abzeichnende Szenario nicht fremd ist. Vier mal schon habe es eine Kündigung gegeben, die aber jeweils wieder ausgesetzt wurde, weil sich die Entwicklung des Heliosgeländes verzögerte.

Kein Denkmalschutz

Zwischenzeitlich scheiterte der Versuch, die alte Halle, in der früher einmal die Generatoren für die Energieversorgung der Heliosfabrik standen, unter Denkmalschutz zu stellen. „Dabei passt sie so gut zum Turm“, sagt Ulrich Pille. Eine schöne Veranstaltungshalle könne man daraus machen, schwärmt er. Um ihn selbst und das Geschäft gehe es ihm doch schon gar nicht mehr, beteuert er. Er bastelt zurzeit an einer Zwischenlösung am Stadtrand und hofft, dass sein Familienbetrieb, an dem Sohn und Tochter beteiligt sind, in wenigen Jahren wieder nach Ehrenfeld zurückkehren kann.

Die Bürgerinitiative Helios will sich dafür stark machen, dass der Planungsprozess für die Schule auf dem Heliosgelände schneller abgewickelt wird. Außerdem, so Sprecher Hanswerner Möllmann, werde man auf die Planung zu den öffentlichen Flächen und Wegen sowie auf das Verkehrskonzept für die Heliosstraße besonders Acht geben.