Humans of CologneEin Kölner fotografiert Kölner – und verfolgt ein klares Ziel

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Sebastian Vietor mit einem seiner Werke vor der Schaufenster-Galerie Landmann31

Neuehrenfeld  – Wenn Sebastian Vietor auf dem Weg zur Arbeit durch Neuehrenfeld radelt, ist die Kamera sein ständiger Begleiter. „Ich suche immer nach dem passenden Moment und Gesicht“, erklärt Vietor. „Wenn ich eine Situation sehe, in der ich eine Person perfekt einfangen kann, frage ich einfach, ob ich ein Foto machen kann. Die allermeisten machen dabei gerne mit.“

Am Haus Tutt fing alles an

Angefangen hat alles im April während des ersten Corona-Lockdowns. Damals kam Vietor beim Spaziergang mit seinen Kindern am Haus Tutt vorbei. „Der Besitzer Ramazan stand damals am Fenster des Lokals im Gespräch mit Kunden“, erinnert sich Vietor. „Das sah mit dem Ladenfenster schon wie gerahmt aus und war so sympathisch und authentisch – da hab ich ihn kurzerhand gefragt, ob ich schnell ein Porträt schießen dürfte.“ Ramazan war einverstanden – und so war der Anfang des Fotoprojekts gemacht. Seitdem hat Vietor, der hauptberuflich im Vertrieb tätig ist, bereits rund 40 Kölner für sein Projekt „Humans of Cologne“ mit der Kamera abgelichtet. Bisher fotografierte der 39-Jährige vor allem die Menschen in seinem eigenen Veedel Neuehrenfeld. „In der Elternzeit kam ich mit meinen beiden Kindern auf unseren Spaziergängen noch nicht viel weiter“, so der Hobbyfotograf. Doch Vietor hat Großes vor. „Mittlerweile weite ich das auf den ganzen Kölner Stadtbereich aus und habe auch schon Bilder von Kölnern aus der Südstadt, Braunsfeld und anderen Veedeln gemacht. Seit einigen Wochen verdient Humans of Cologne seinen gesamtstädtischen Titel also wirklich.“

Menschen wollen fotografiert werden

Und das Projekt spricht sich herum. Mittlerweile kämen auch viele Menschen auf ihn zu, weil sie gerne für das Projekt vor die Linse möchten, so Vietor. „Das neben Beruf und Familie zeitlich unterzubringen ist schon eine Herausforderung für sich“, erklärt der Familienvater. Mit seinen Bildern verfolgt er ein klares Ziel. „Ich möchte gewöhnliche Kölner authentisch und charakteristisch zeigen – so, wie sie sind“, sagt er. „Mit offenen Augen durchs Veedel zu gehen und das Wesen der Menschen zu ergründen, die man hier tagtäglich sieht – diese Einstellung möchte ich auch meinen Kids mit auf den Weg geben.“ 

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Zum Projektnamen inspiriert hat Vietor ein bekannter Fotoblog aus New York City. Dort veröffentlicht der Fotograf Brandon Stanton seit zehn Jahren unter dem Namen „Humans of New York“ Porträts von New Yorkern – aufgenommen in den Straßen der Metropole. „Die Reihe fand ich so klasse, dass ich mich gerne an ihren Namen angelehnt habe“, so Vietor. „Bei mir stehen aber vor allem die Gesichter im Vordergrund, und die Person, die sie verkörpern.“

Vom Müllmann bis zum Manager

Bestimmten Kriterien folgt er dabei nicht, es geht ihm eher um den Moment und das richtige Gefühl. „Die Leute in meinen Bildern sind ganz unterschiedlich, so wie die Stadt selbst“, erklärt Vietor. „Vom Müllmann über den Gastronomen bis zum Veranstaltungsmanager ist da alles dabei. Jeder hat etwas Besonderes, man muss nur genau hinschauen.“ Die Aufnahmen präsentiert Vietor nicht nur auf Instagram (Instagram: humans.of.cologne) und Facebook unter dem Namen „Humans of Cologne“, sondern auch im Eingangsbereich der Galerie Landmann-31 in der gleichnamigen Straße in Neuehrenfeld mit dem Titel „Menschen am Lenauplatz“. Dort stellt der Künstler einige der Porträts bis zum 14. Januar aus. www.landmann31.com

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