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Islamischer Kindergarten in EhrenfeldKölner Ditib will eigene Kita eröffnen

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Von außen so gut wie fertig: der Neubau der Moschee in Ehrenfeld

Köln – Die Türkisch Islamische Union, Ditib, möchte in Köln eine muslimische Kindertagesstätte eröffnen. Bis Anfang 2015 sollen Räume an der Subbelrather Straße in Ehrenfeld, die noch von der Verwaltung des Ditib-Bundesverbandes genutzt wurden, umgebaut sein. Köln brauche mehr muslimische Angebote, so die Ditib.

Es gebe bei vielen Eltern „ein echtes Bedürfnis“ für einen Kindergarten, der muslimische Werte in den Vordergrund stelle, Feiertage des Islam begehe und in dem man nicht darüber nachdenken müsse, ob das Essen nach den Vorschriften des Korans zubereitet sei, sagt Ditib-Vorstandssprecher Bekir Alboğa. Muslimische Familien bekämen so das Gefühl, „sie und ihre Werte gehören zu dieser Gesellschaft“. Vorbild ist die erste Ditib-Kita in Mannheim. Dort hatte es zunächst Probleme gegeben, weil die Ditib von den Eltern verlangt hatte, Vereinsmitglied zu werden. Nach einer Satzungsänderung stand einer Genehmigung nichts mehr im Wege. Es gab nur wenig öffentlichen Protest.

Im Kölner Rathaus ist man „nicht unbedingt glücklich“ über die Idee, wie es die grüne Fraktionschefin Kirsten Jahn einräumt. Man werde sich das Konzept genau ansehen, sagt der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Ralf Heinen von der SPD. Der neue Kita-Träger habe nicht die „Unabhängigkeit, die man sich wünscht.“ Die Ditib ist immer noch eng mit der staatlichen Religionsbehörde der Türkei verbunden. Helge Schlieben von der CDU nennt den Ditib-Plan einen „interessanten Gedanken“. Die Einrichtung müsse aber allen offen stehen. Wichtig sei, dass es sich um eine bunt gemischte Kita handelt, betonen die Vertreter der drei großen Ratsparteien.

„Gesellschaft der Vielfalt“

Das zuzusagen, fällt der Ditib nicht schwer. Man lebe in einer „Gesellschaft der Vielfalt“, so Alboğa. „Deshalb sind wir zuversichtlich, dass sich diese Mischung auch hier widerspiegeln wird.“ Doch Theorie und Praxis sind bekanntermaßen zwei verschiedene Dinge: Zu erwarten ist, dass sich vor allem Eltern, die der türkischen Organisation nahestehen, für das Angebot interessieren. Bei den zuständigen Genehmigungsbehörden, Stadt und Landschaftsverband, liegen noch keine offiziellen Anträge vor. Wenn aber alle formalen Anforderungen erfüllt sind, steht der Eröffnung nichts entgegen. „Die Hürden sind niedrig“, sagt Heinen. Er rät zu Gelassenheit: „Es gibt 640 Kitas in Köln. Wenn eine dazu kommt, werden wir das verkraften, selbst wenn sie etwas einseitig ausgerichtet ist.“

Die Ditib-Kita ist nicht das erste muslimische Betreuungsangebot in Köln. Vor kurzem eröffnete das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen in Neuehrenfeld eine Kita für Kleinkinder. Der Verein ist ebenfalls sehr religiös, aber im Gegensatz zur Ditib kulturell sehr gemischt mit Mitgliedern mit familiären Wurzeln aus allen Teilen der Welt. Nach Angaben des Jugendamtes gibt es zwei weitere muslimische Träger, die sich derzeit im Anerkennungsverfahren befinden.