„Ein Fortschritt, kein Durchbruch”So läuft der Impfstart bei den Kölner Hausärzten

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Astrazeneca Symbol Neu

(Symbolbild)

Köln – Für Tim Kümmerle und sein Team ist dieser Mittwoch ein wichtiger Tag. Der Arzt, der die „Praxis am Eberplatz“ führt, wird mit sieben Internisten und Infektiologen und den weiteren Mitarbeitern in das Impfgeschehen  eingreifen. „Wir freuen uns, endlich mitmachen zu dürfen“, sagt Kümmerle. „Die Impfungen bei den Hausärzten werden den Unterschied ausmachen.“ Auch die Patienten reagierten begeistert: „Die meisten kommen sofort, wenn wir anrufen. Sie wollen dafür alles stehen und liegen lassen.“

Wie in anderen Städten auch, werden in dieser Woche auch in Köln Hausärzte Impfungen vornehmen können. Gut 20 Dosen der Hersteller Biontech und Pfizer sollen Praxen pro Woche erhalten, die ihre Patienten gegen das Coronavirus immunisieren wollen. Wie viele Ärzte aber überhaupt bei der Impfaktion mitmachen, ist völlig unklar. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein, schätzt, dass sich mittelfristig 50 bis 70 Prozent der 5000 Hausärzte in seinem Bezirk beteiligen werden. Funken kritisiert, dass man die Hausärzte längst in die Impfstrategie hätte einbeziehen sollen. Zudem sei der Impfstart nicht optimal vorbereitet worden und zu wenig Impfstoff vorhanden. „Derzeit wird nur der Mangel unter den Praxen verwaltet.“

Kapazitäten erweitert

Ähnlich sieht das der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Köln, Jürgen Zastrow. „Endlich bekommen wir den Impfstoff zu den Hausärzten. Das ist ein Fortschritt, wenn auch kein Durchbruch.“ Denn derzeit könnten die Praxen nur „homöopathische“ Mengen verimpfen. Immerhin: Weil die Stadt für diese Woche 20.000 Dosen des Impfstoffes Astrazeneca erhalten habe, habe das Impfzentrum seine Kapazitäten erweitert. Statt wie bislang 2500 würden nun 5000 bis 6000 Impfungen pro Tag vorgenommen, so Zastrow. Zusätzlich werde das Impfzentrum in Deutz auch am kommenden Sonntag öffnen und weitere 4000 Menschen impfen. Zastrow hofft, dass man in den kommenden Wochen das Impftempo anziehen könne.

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Zudem werde das Impfzentrum in dieser Woche 4000 Dosen mit dem Impfstoff Astrazeneca an 20 Schwerpunktpraxen abgeben. Diese könnten also etwa 50 Dosen pro Tag verimpfen. Auch Kümmerle hat sich am Schwerpunktpraxen-Programm beteiligt und bereits in den vergangenen zwei Wochen vor allem pflegebedürftige Patienten mit Restdosen daheim geimpft, die nicht ins Deutzer Zentrum hätten kommen können.

Trotz allem weiß er auch am Dienstagmittag noch nicht, wie viel Impfstoff er am kommenden Tag erhalten wird. Entsprechend spontan müssen die Termine an die Patienten vergeben werden. Kümmerle sieht die Lage dennoch positiv: „Es ist besser loszulegen, auch wenn es beim Start noch holpert.“ In den kommenden Tagen werde seine Praxis die Patienten persönlich kontaktieren. Wenn es später mehr Impfstoff gebe, könnten die Patienten aber auch über eine Hotline und im Internet Termine buchen.

Unklarheiten bei der Impfreihenfolge

Damit das Impfen in seiner Praxis klappt, hat Kümmerle bereits einige Medizinstudierende eingestellt und acht Impfkabinen eingerichtet, in denen bis zu 800 Patienten in der Woche geimpft werden könnten. Geimpft wird nun am Mittwoch- und Freitagnachmittag sowie am Wochenende. Positiv sei, dass der Impfstoff relativ einfach über die Apotheken bestellt werden könne.

„Unschärfen“ gebe es aber in der Frage, wer aktuell geimpft werden solle, kritisiert Hausärztechef Funken. Generell gelte die Corona-Schutzverordnung. Damit sei geregelt, dass momentan Menschen aus der Prioritätsgruppe II geimpft werden müssten. Die Hausärzte hätten aber einen Spielraum, innerhalb dessen sie Patienten für die Impfung auswählen könnten. Arzt Tim Kümmerle sieht darin kein großes Problem. Chronisch kranke Menschen müssten bevorzugt behandelt werden, sagt er. „Allerdings wird es so sein, dass man nicht immer ganz gerecht entscheiden kann.“

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