Entscheidung gefälltSchwedenhaus im Volksgarten wird ein Bürgerzentrum

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Fachgerecht aufgearbeitet und neu gestrichen wird die Fassade des markanten Schwedenhauses im Volksgarten

Neustadt-Süd – Bettina Wente und Ela Lichtenberg standen auf dem Flur vor dem Theodor-Heuss-Saal im Rathaus und rangen um Fassung. Ein paar Minuten zuvor hatte die Bezirksvertretung Innenstadt in seltener Einmütigkeit entschieden, den Traum der beiden Frauen wahr werden zu lassen. Die Gotland-Kita im Volksgarten wird ein Bürgerzentrum.

Und das nicht vorübergehend oder eng befristet. Die Stadt wird den Aktivisten des Gotland e.V. einen Erbpachtvertrag mit einer Laufzeit von 30 Jahren anbieten. Die Bezirksvertreter beschlossen darüber hinaus ein Direktvergabeverfahren. Das heißt, dass der Gotland e.V. sich nicht an einer Ausschreibung beteiligen oder einem Wettbewerb um die Nutzung des sogenannten Schwedenhauses stellen muss. In die Dezember-Sitzung wird das Liegenschaftsamt eine Beschlussvorlage einbringen, die den Gotland-Verein als einzigen Bewerber berücksichtigt. Das versprach Bernd Kiefer vom Liegenschaftsamt.

Der Verkehrswert des Hauses im Volksgarten ist noch unklar

Der machte den Vereinsmitgliedern auch Hoffnung, dass der Erbpachtzins überschaubar bleibt. Er nannte das Allerweltshaus als Pilotprojekt. Dessen Umzug von der Körnerstraße in die ehemalige Schule an der Geisselstraße 2-4 wurde beschlossen. „Wir erheben als Erbpacht nur 1,5 Prozent des Verkehrswertes der Immobilie und nicht wie sonst üblich 4,5 Prozent“, sagte der Liegenschaftsexperte. So wolle man auch bei der Gotland-Kita verfahren.

Wie hoch der Verkehrswert des geschichtsträchtigen Hauses im Volksgarten einzuschätzen sei, vermochte Kiefer nicht zu sagen. Kiefer beschrieb die Komplexität des Projekts anhand der beteiligten Ämter: Liegenschaftsamt, Gebäudewirtschaft, Sozialamt, Jugendamt, Bauaufsichtsamt, Grünflächenamt und das Amt des Stadtkonservators.

Dessen Chef, Dr. Thomas Werner, kündigte an, dass er die Gotland-Kita wahrscheinlich noch im Dezember unter Denkmalschutz stellen wird. Werner hat sich vor kurzem ein Bild vor Ort gemacht. „Es gibt keine Bauschäden, das Dach ist in einem vernünftigen Zustand.“ Jetzt gelte es zunächst einmal, die Holzfassade schreinerisch aufzuarbeiten und neu zu streichen. Die Graffiti sollen verschwinden.

Im Februar ist der Besuch vom schwedischen Botschafter zu erwarten

Die schwedische Honorarkonsulin Dr. Juliane Kronen war aus Düsseldorf in das Kölner Rathaus gekommen. Sie kommentierte die Entscheidung: „Ich freue mich über die Entscheidung und bin emotional sehr berührt.“ Das Schwedenhaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom schwedischen Roten Kreuz gestiftet. Kinder erhielten dort warme Mahlzeiten. „Damals hat die Provinz Gotland die Patenschaft für dieses Haus übernommen. Ich habe aus Gotland Signale bekommen, dass man sich von dort für das neue Bürgerzentrum engagieren möchte. Wahrscheinlich im Februar wird der schwedische Botschafter die ehemalige Kita im Volksgarten besuchen und sich auch die Sauna im Keller anschauen. „Die funktioniert nämlich immer noch tadellos“, sagte Kronen.

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„Wir wollen das Gebäude als eine bürgernahe Bildungs- und Begegnungsstätte nutzen für unterschiedliche Generationen und Bevölkerungsgruppen. Wir wollen Gemeinschaft bilden und gemeinnützig sein. Wir richten uns an Menschen aus der Nachbarschaft, zu der zum Beispiel Familien, Alleinerziehende, Senioren und Obdachlose gehören“, beschreibt Vereinsmitgründerin Ela Lichtenberg die Idee. Endlich habe sich die Verwaltung bewegt, freut sie sich. Jetzt könnten die Ehrenamtler nach langem Warten loslegen.

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