An zwei Grundschulen in Meschenich und Chorweiler wird ein exemplarisches Konzept zur Verbesserung der körperlichen und psychischen Gesundheit von Kindern entwickelt.
Grundschulkinder im FokusKölner Uniklinik und Spoho starten gemeinsames Präventionsprojekt

Wollen Kölner Kinder stärken: Margot Denfeld, Leiterin Gesundheitsamt der Stadt Köln, Jörg Dötsch, Direktor der Kinderklinik der Uniklinik Köln, Madeleine Werthebach, Geschäftsführerin CEFAM Uniklinik Köln, Dirk Ruiss, Leiter der Vdek-Landesvertretung NRW (v. l.).
Copyright: Michael Wodak, Uniklinik Köln
Gesunde Lebensgewohnheiten sind keine Selbstverständlichkeit, sie müssen erlernt werden. Unterschiedliche Familien haben allerdings unterschiedliche Ressourcen, ihre Kinder dabei zu unterstützen. Die Uniklinik und die Deutsche Sporthochschule Köln starten deshalb mit dem Gesundheitsamt der Stadt Köln und mit Unterstützung des Verbands der Ersatzkrankenkassen (Vdek) an zwei Kölner Grundschulen ein Präventionsprojekt, das die körperliche und psychische Gesundheit der Kinder fördern und perspektivisch auch weiteren Schulen einen Handlungsanstoß bieten soll.
Es wurden zwei Schulen in Meschenich und Chorweiler ausgewählt, was Jörg Dötsch, Direktor der Kinderklinik der Uniklinik Köln, nicht als Kritik an der Lebenswirklichkeit der dort lebenden Menschen verstanden wissen will. Man konzentriere sich schlicht auf „Viertel mit besonderem Handlungsbedarf“. Federführend bei dem Projekt ist das Centrum für Familiengesundheit (Cefam) der Uniklinik, dessen Sprecher Dötsch ist. Mit Bewegungsangeboten im Offenen Ganztag und Gruppenangeboten zur Vermittlung von Gesundheitswissen und Gesundheitskompetenzen sollen folgende Ziele erreicht werden: eine Stärkung der Resilienz, also der Widerstandskraft gegen die Tücken des Alltags, des Selbstbildes, die Vermittlung von Bewältigungsstrategien sowie eine Reflexion gesundheitsfördernden Verhaltens.
Lebenserwartung in weniger privilegierten Kölner Stadtteilen vor allem bei Männern deutlich niedriger
Warum ist das nötig? „Weil Deutschland bei den vermeidbaren Todesfällen im Vergleich der Industrieländer nur im Mittelfeld liegt“, sagt Dötsch: „Alle Länder westlich von uns sind da besser als wir.“ Und in Köln zeigten sich deutliche stadtteilspezifische Unterschiede. So sei etwa die Lebenserwartung in Lindenthal bei Männern und Frauen hoch, und es gebe kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern. „Wenn Sie aber in Stadtteile gehen, die weniger privilegiert sind als dieser Teil von Köln, dann sehen Sie auf einmal Abweichungen in der Lebenserwartung von über zehn Jahren zwischen Männern und Frauen – zu Ungunsten der Männer.“
Wer gesunde Lebensgewohnheiten früh einübt, könne diese oft ein Leben lang umsetzen, betont Dötsch. Das macht Prävention auch für Krankenkassen interessant. „Wer das unterstützt, spart sich in der Zukunft Ausgaben für gesundheitliche Probleme“, sagt Dirk Ruiss, Leiter der Vdek-Landesvertretung NRW. „Dinge, die wir im Grundschulalter lernen, sind oft eingraviert in unser Gehirn, sie bestimmen für lange Zeit unser Leben“, sagt Kindermediziner Dötsch. Genau da setzt das auf drei Jahre angelegte Projekt „Superstar(ter)“ an.
In den kommenden sechs bis zwölf Monaten werden Sozialpädagogin Leonie Heidhausen und Sportwissenschaftlerin Stefanie Wessely mit den beiden Schulen ein Konzept entwickeln. Anschließend geht es in die Umsetzungsphase mit Bewegungs-, Ernährungs- und Informations-Projekten. Die Angebote sollen sich dabei nicht nur an die Kinder, sondern auch an ihre Familien richten. Am Ende soll das Konzept in Form eines Handlungsleitfadens auch anderen Schulen zugänglich gemacht werden.