Jeder Zweite schaut weg bei HerzinfarktKölner Rettungsdienst appelliert an Ersthelfer

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Ein Sanitäter demonstriert eine Herzmassage.

Köln – Viele Todesfälle wären einfach zu verhindern, wenn weniger weggeschaut und mehr geholfen würde. 753 Mal hat im vergangenen Jahr jemand in Köln einen akuten Herzkreislaufstillstand gehabt, nur etwa 80 Mal hat der Patient überlebt, sagt Feuerwehrchef Christian Miller. Für die weit überwiegende Mehrheit war die Herzattacke tödlich. Das liegt auch daran, dass bei weniger als der Hälfte aller Fälle (42 Prozent) überhaupt jemand zu Hilfe kommt. Der Rest stirbt einsam oder während Zeugen wegschauen und nichts unternehmen. Vor dem „Tag der Ersten Hilfe“ am Samstag appelliert der städtische Rettungsdienst daher eindringlich an die Verantwortung der Ersthelfer.

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Ein „lebendes Beispiel“, wie Miller ihn nennt, ist dafür Harald Reinhard. Dass er überhaupt heute 70 Jahre alt ist, verdankt er dem Notruf seiner damaligen Partnerin und seinen Lebensrettern von der 112. Die kamen vor gut zwei Jahren, als Reinhards Kreislauf komplett stillstand. „Ich spürte, dass etwas in meiner Brust vor sich ging. Plötzlich war ich weg, hatte einen Tagtraum, es war auf einmal ganz dunkel vor meinen Augen“, erzählt er heute. „Als es wieder hell wurde, lag ich plötzlich im Krankenhaus. Da war mir klar: Ich lebe.“ Heute gehe es ihm gut, sagt er noch. „Seitdem bin ich ganz demütig geworden“.

Auf Mund-zu-Mund-Beatmung verzichten

Dafür, dass mehr Patienten in ihrer Not so viel Glück haben wie Harald Reinhard, will der Rettungsdienst weiter aufklären. „Man kann nichts falsch machen, außer man macht gar nichts“, sagt Miller. Ansonsten: Notruf wählen, den Anweisungen des Disponenten in der Leitstelle folgen. Herzrhythmusmassage ist nicht so schwer, wie viele glauben, und rettet ihm Notfall Menschenleben, das ist die Botschaft. Und der Rettungsdienst sieht sich auf einem guten Weg. Aufklärungskampagnen und Erste-Hilfe-Kurse an Schulen zeigen Wirkung: Noch vor zehn Jahren lag die Hilfsquote noch bei 20 Prozent, und damit halb so hoch wie heute.

​Helfern, die wegen Corona Angst um ihre Gesundheit haben, empfiehlt Notarzt Marco Strom: Keine Mund-zu-Mund-Beatmung, das Gesicht des Patienten leicht bedecken. Das Wiederbeleben per Herzmassage ist dann gefahrlos möglich.

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