"Ich erfülle hier die Aufgabe des Veedels-Pastors"

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  • Wolfgang Fey leitet die Gemeinde in Junkersdorf und leistet auch mal im Supermarkt geistigen Beistand

Die katholische Pfarrkirche Sankt Pankratius steht in der Mitte von Junkersdorf und hat eine lange Geschichte hinter sich. In einer Urkunde wurde die alte Dorfkirche bereits 1223 erwähnt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das immer wieder erneuerte Gotteshaus schwere Schäden, so dass 1960 ein Neubau entstand. Die alte Dorfkirche hingegen wurde 1957 in einen Kindergarten umgebaut. Seit 16 Jahren leitet Pfarrer Dr. Wolfgang Fey die Kirchengemeinde St. Pankratius, die aus den einzelnen Gemeinden St. Vitalis in Müngersdorf, St. Joseph in Braunsfeld, Christi Auferstehung in Lindenthal und eben St. Pankratius in Junkersdorf besteht. Der gebürtige Bad-Emser ist längst zu einer Persönlichkeit und zentralen Figur des Veedels-Leben geworden. Zudem ist er leidenschaftlicher Anhänger des 1. FC Köln und kümmert sich um gewaltbereite Fußballfans.

Wie kam es, dass Sie in Junkersdorf anfingen?

Ich war vorher in der Militärseelsorge und nach St. Pankratius musste schnell jemand hin. Mein Vorgänger lag damals im Koma, und es war absehbar, dass es keine Zwischenlösung geben sollte. Meine Planung war eigentlich eine ganz andere, aber man brauchte dringend jemanden, der die Pfarrei leitet.

Pfarrer Wolfgang Fey

Pfarrer Wolfgang Fey

Wie würden Sie die Pfarrei heute beschreiben?

Die Gemeinde hat in der Zeit, seit ich hier bin, ein völlig anderes Gesicht bekommen. Als ich hierherkam, war das noch eine wesentlich dörflichere und von Vereinen geprägte Gemeinde. Inzwischen hat sich durch den enormen Zuzug die Altersstruktur total verändert. Wir sind ein extrem junger Stadtteil mit vielen Kindern und das drückt sich auch in der Gemeinde deutlich aus. Wir haben viele Taufen, viele Kommunions- sowie Kita-Kinder und sind sehr lebendig, was wirklich schön ist. Und natürlich hat sie dadurch eine große Offenheit und ist eine ganz heutige Gemeinde. Die Leute fühlen sich hier zuhause. Und trotz des Zuzugs entsteht immer eine stabile Situation. Wir haben keine Tradition, die aus der dörflichen Strukturen kommt, verloren. Es gibt noch immer eine Kirmes, einen Karnevalsverein, einen eigenen Zug, einen Maibaum und die Leute kennen sich.

Welche Rolle haben Sie im Veedel?

Inzwischen bin ich eine Mischung aus Denkmal und einem "Allekenner" - mit allem Schönen und den Bremsen, die das mit sich bringt. Ein Einkauf im Supermarkt gegenüber der Kirche ist natürlich nicht unkompliziert, weil zwischen Käse und Wurst mindestens fünf Gespräche folgen. Für Junkersdorf erfülle ich sicher noch die klassische Aufgabe des Veedels-Pastors, der seine Kontakte von den Vereinen bis zur Theke knüpft und pflegt. Und ich denke, das passt zu mir.

Wie würden Sie ihre Beziehung zum 1. FC Köln beschreiben, der nur wenige Meter entfernt von der Kirche spielt?

Inzwischen fühle ich mich schon körperlich verletzt, wenn wir verlieren. Allerdings habe ich ja, wenn der FC spielt, meist auch ein "Spiel". Es ist bestimmt ein Vierteljahr her, seit ich mal im Stadion war. Aber es gibt ja Tricks: Ich kann mir beispielsweise per Fingerzeig den Spielstand aus der Sakristei anzeigen lassen. Außerdem hören wir in der Kirche, wenn ein Tor fällt.

Welche Bedeutung hat die Pfarrei für Junkersdorf?

Sie ist der große soziale Vernetzer und die Brücke über die Generationen und zwischen Alt- und Neubürgern. Sie ist ja auch wirklich in der Mitte des Ortes angesiedelt. Hier gibt es noch viele Menschen, die von der Geburt bis zum Tode von der Gemeinde begleitet werden.

Zur Person

Wolfgang Fey wurde 1958 in Bad Ems/Lahn geboren, 1990 zum Priester geweiht und war nach seinen Jahren als Kaplan Diözesanpräses des Kolpingwerks sowie Militärseelsorger. Seit 2008 leitet er die Großgemeinde St. Pankratius in Lindenthal, Braunsfeld, Junkersdorf und Müngersdorf. Vor fünf Jahren trat er in die sogenannte "Stadion-Verbots-Kommission" des 1. FC Köln ein. (red)

STECKBRIEF

Das mag ich an Junkersdorf: Dass man hier eine tolle Lebensqualität hat und gut einkaufen gehen kann. Es gibt viele Lokale, und durch die Nähe zum Stadtwald hat es einen hohen Freizeitwert. Das ist verbesserungswürdig: Die extreme Bebauung hat die Verkehrssituation für uns sehr verändert. Da fehlt es an einer besseren Steuerung. Und alle Versuche, eine gestaltete Ortsmitte zu schaffen, sind irgendwie gescheitert. Lieblingsort in Junkersdorf: Das ist die Stelle direkt unter dem Baum im Garten der Pfarrei. Im Sommer ist das ein ganz angenehmer Platz.

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