Interview mit Alexa Feser„Die Melodie ist die Antwort“

Sängerin Alexa Feser freut sich über ihre prominenten Fans.
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Köln – Frau Feser, neben Maxim und Roger Cicero hat sich auch Udo Lindenberg als ihr Fan entpuppt. Er empfiehlt Ihr Debütalbum „Gold von morgen“ sogar auf seiner Facebook-Seite. Was ist das für ein Gefühl?
Alexa Feser: Im ersten Moment hat sich das total irreal angefühlt. Das ist wirklich das allerletzte womit ich gerechnet hätte, dass jemand wie er, der ja eine lebende Legende ist, mich überhaupt wahrnimmt. Als ich das erfahren habe, dass er meine Musik mag und eine Verbindung zu meinen Texten hat, war ich unglaublich gerührt.
Als Sie mit fünf Jahren angefangen haben, Klavier zu spielen, zweifelte Ihre Lehrerin an Ihrem Talent, weil Sie nicht nach Noten spielen konnten. Ein Rückschlag, bevor es richtig losging…
Alexa Feser (34) ist in Wiesbaden aufgewachsen und lebt heute in Berlin. Nach einer Support-Tour für Adel Tawil, tourt sie nun mit ihrem Debütalbum durch Deutschland. Am 12. November spielt sie in der Werkstatt, Grüner Weg 1b, Köln. (jef)
Feser: Naja, ich habe mich beim Notenlesen wirklich nicht so geschickt angestellt. Das ist mir einfach unglaublich schwer gefallen. Meine zweite Klavierlehrerin hat zum Glück entdeckt, dass ich ein gutes Ohr habe, dass ich Melodien sehr gut nachspielen kann, wenn ich sie einmal gehört habe. Andere können ohne Noten nicht spielen. Wenn man mir die Noten wegnimmt, fange ich erst an.
In den letzten Jahren haben Sie alle möglichen Nebenjobs angenommen, um Ihre Musik finanzieren zu können. Gab es je einen Punkt, an dem Sie aufgeben wollten?
Feser: Ich bin jetzt 34. Vor etwa drei, vier Jahren dachte ich schon: «Was, wenn dieses Lebensmodell nicht funktioniert?» Ich habe praktisch von der Hand in den Mund gelebt, und mich gefragt, ob der Gedanke nicht utopisch ist, jemals mit der Musik Geld zu verdienen.
Was hat Sie motiviert, trotzdem weiterzumachen?
Feser: Ich glaube, immer dann, wenn man im Leben mal loslässt, dann passieren Dinge. Ich hatte mich immer so fest an meinen Lebensplan geklammert, und in dem Moment, als ich über Alternativen nachgedacht habe, ging es auf einmal weiter. Ich bekam das Angebot meiner Plattenfirma. Das war für mich wie eine Antwort. Ich habe zur richtigen Zeit, die richtigen Menschen getroffen.
Ihre Songs handeln von Lebenskrisen, Rückschlägen, Neuanfängen – erzählen Sie damit von sich selbst?
Feser: Das sind alles persönliche, zum Teil auch autobiografische Songs. Sie sind aus Lebensphasen heraus entstanden, in denen es schwierig war. Aber sie gehen auch darüber hinaus. Wir leben alle ein anderes Leben und haben unterschiedliche Probleme. Trotzdem haben wir alle eine Verbindung. Der Mensch ist oft sehr mit sich selbst verklebt, in seinem eigenen Leben. Manchmal muss man zurücktreten und die eigenen alltäglichen Probleme von außen betrachten. Dann sieht man, dass sie oft gar nicht so wichtig sind.
Sie haben drei Jahre an dem Album gearbeitet – das klingt detailversessen. Gleichzeitig sind Ihre Songs sehr emotional und assoziativ. Wie passt das zusammen?
Feser: Wenn ich Songs schreibe, fange ich grundsätzlich mit dem Text an. Das Grundgerüst entsteht dann oft sehr schnell in einer emotionalen Phase. Dann kommt das Feilen, die Feinarbeit. Ich habe auch deshalb so lange an dem Album gearbeitet, weil ich manchmal Phasen habe, in denen ich überhaupt nicht kreativ bin. Meine Songs handeln von wahren Begebenheiten und Emotionen. Die kann man nicht jeden Tag erleben.
Und wie kommt die Musik dazu?
Feser: Ein Text hat ja immer schon einen eigenen Rhythmus. Die Musik ergibt sich dann fast von selbst. Das Komponieren ist oft der schnellste Prozess, weil der Text die Musik schon fragt: Was willst du mir sagen? Die Melodie ist die Antwort.
Haben Sie manchmal Angst, dass der Erfolg bald wieder vorüber sein könnte?
Feser: Im Augenblick habe ich gar keine Zeit, über Ängste nachzudenken. Aber ich bin generell ein Skeptiker. Es kann sein, dass mich die Angst einholt. Aber im Moment versuche ich, das alles auszukosten. Das ist eine absolute Luxussituation für mich. Weil ich genau das mache, was ich immer machen wollte.
Das Gespräch führte Tanja Brandes
