Jetzt rege ich mich aufE-Scooter sind eine neue Dimension des Unsinns

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E-Scooter

E-Scooter sind längst ein fester Teil des Stadtbildes.

  • Wir wollen einfach nicht aufhören, Fortbewegungsmittel auf Rädern zu erfinden. Aber keine Erfindung war je so überflüssig wie der E-Scooter.
  • Der öffentliche Raum in Köln wird nie wieder derselbe sein, schreibt Frank Nägele in seiner neuen Kolumne „Jetzt rege ich mich auf” – und gibt ein Versprechen ab.
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Es gab einmal einen berühmten Läufer, der hieß Emil Zatopek. Er hat vor mehr als einem halben Jahrhundert olympische Goldmedaillen gewonnen und Weltrekorde aufgestellt. Auf die Frage, warum er einfach nicht aufhören wollte, wie verrückt zu laufen, sagte der Tscheche: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ Wenn er heute noch leben würde, müsste Zatopek sagen: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch rollt.“

Wir wollen einfach nicht aufhören, Fortbewegungsmittel auf Rädern zu erfinden. Aber keine Erfindung war je so überflüssig wie der E-Scooter, mit dem Menschen seit ein paar Wochen durch Deutschland surren. Besonders gern auch durch Köln, dessen Innenstadt man an vielen Stellen nicht wiedererkennt.

Dass erwachsene Männer und Frauen auf diesen Dingern aussehen, wie Kinder, die jemand in die Zeitmaschine geworfen hat, ist noch das am wenigsten Schlimmste. Beängstigend ist die Geräuschlosigkeit, mit der diese Lauf- und Tret-Faulen aus dem Nichts auftauchen und allen einen Riesenschrecken einjagen. Niemand kann mir erklären, dass es für diese zusätzliche Gefahrenquelle im Alltag einen triftigen Grund gibt. An einer Stelle, für die bisher Beine und Füße zuständig waren, wird weitere wertvolle Energie aus der Steckdose verbraucht.

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Dass es Trottel gibt, die sich zu zweit oder dritt auf das Quatschmobil stellen und Unfälle riskieren, macht die Sache nicht besser. Das sagt auch viel über all die schönen Regeln, die einzuhalten sind: Nur auf Radwegen, nicht in Fußgängerzonen, nur nüchtern und nur alleine darf es gefahren werden. Schon klar. Ich habe die Dinger schon über den Heumarkt, die Domplatte und auf Gehwegen flitzen sehen.

Ich höre schon den Zwischenruf: „Aber hey, es ist modern und cool und wir sind in Köln. Was soll die Nörgelei?“

Keine Nörgelei, sondern ernsthafte Kritik

Das ist keine Nörgelei, sondern ernsthafte, fundierte Kritik, denn der öffentliche Raum ist nicht derselbe wie früher. Der E-Scooter verändert ihn. Er macht aus Menschen etwas, das es zuvor nicht gab: Surrende Quatschmobilpiloten. Eine neue Spezies. Und es wird keinen Weg geben, das rückgängig zu machen, denn man kann Geld damit verdienen.

Ich verspreche, in meinem ganzen Leben nie einen Meter mit diesem Ding zu fahren. Und sollte mich jemand dabei ertappen, dass ich es dennoch mache, darf er mich wegen Heuchelei und unredlichen Schimpfens anzeigen. 

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