Hachenburger StrasseSchule beendet drei Jahre Leerstand

Urkunde fürs ehrenamtliche Engagement: Jürgen Thomas (v.l.), Markus Thiele, Nils van Ooyen sowie Nisa Erciyas und Yagmus Ocak
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Kalk/Humboldt-Gremberg – Drei Jahre stand lang das Gebäude der aufgelösten Hauptschule Hachenburger Straße in Humboldt-Gremberg leer, doch ab dem Sommer soll in den Räumen wieder gerechnet, geschrieben und gelesen werden. „Unser Umzug wird tatsächlich konkret“, sagt Jürgen Schick, der Rektor der Kalker Förderschule an der Martin-Köllen-Straße. „Die Schulverwaltung arbeitet zur Zeit auf Hochtouren, dass es zum neuen Schuljahr klappt.“
Geplant ist, dass die zehn Klassen der Jahrgänge sieben bis zehn nach Humboldt-Gremberg umziehen. Die Schulklassen eins bis sechs verbleiben in Kalk. Schick: „Wir bleiben eine Schule mit zwei Standorten.“ Die derzeitige „Filiale“ der Förderschule an der Edisonstraße in Ostheim wird nach den Sommerferien endgültig aufgegeben, damit sich dort die benachbarten Grundschulen erweitern können.
„An der Hachenburger Straße wird wohl mittelfristig eine Art Kompetenz- und Förderzentrum im Bezirk Kalk entstehen“, sagt Schick. Neben den Jungen und Mädchen der Martin-Köllen-Schule mit dem Schwerpunkt Lernen sollen auch die Schüler aus der Förderschule „Der kleine Prinz“ (Schwerpunkt: emotionale und soziale Entwicklung) an der Vietorstraße integriert werden.
Der ursprünglich geplante Ringtausch verschiedener Schulen, in dessen Zusammenhang der „kleine Prinz“ das Gebäude Martin-Köllen-Straße übernehmen sollte, scheint bei der Schulverwaltung vom Tisch zu sein. „Davon redet keiner mehr“, sagt Schick. Er gibt an, dass die Schülerzahlen an seiner Förderschule – derzeit 230 – „trotz aller Inklusion nicht so gravierend zurückgehen“.
Möglichst bald reaktivieren
Mit seinem Lehrerkollegen Heribert Hövel besichtigte Schick in der Vorwoche die künftigen Räume und beratschlagte zudem mit Bezirksbürgermeister Markus Thiele und Vertretern des Vereins Con Action, wie die ehemalige Praxis-Station im Untergeschoss möglichst bald reaktiviert werden kann. „Zu Zeiten der Hauptschule wurde an dem Ort sehr gute Arbeit geleistet, insbesondere im Hinblick auf die Berufsvorbereitung“, sagte Schick. „Diese Arbeit soll und kann unter dem Dach einer Förderschule fortgeführt werden, wenn die sächliche und personale Ausstattung stimmt.“ Genau dafür wollen sich sowohl die Förderschule als auch der Trägerverein Con Aktion gemeinsam einsetzen. Bislang hat die Schulverwaltung einen neuen Holzwerkraum und einen Metallbereich zugesagt.
Der Verein Con Action betreibt inzwischen an 53 Kölner Schulen – von Förderschulen bis Gymnasien – sogenannte Praxisstationen, an denen Handwerksmeister im Ruhestand den Schülern einige Grundtechniken und -fähigkeiten beibringen, um erste Grundlagen für eine berufliche Ausbildung legen.
Der frühere BMW-Betriebsratsvorsitzende Jürgen Thomas (69), der schon an der Hachenburger Straße mitgearbeitet hatte und heute die Praxis-Station an der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück betreut, hat noch weitergehende Vorschlage:. „Die überdachte Fläche des Schulhofes könnte in Werkstätten für Karosserie- und Fahrzeugbau umgewandelt werden. Das ist mit kleinem Geld möglich.“
Stadtweit gelten die Praxis-Stationen, die von Can Action organisiert sind und in denen ein „normaler“ Arbeitstag simuliert wird, als wichtiger Bestandteil der Berufsvorbereitung. „Der Trägerverein leistet einen wertvoller Beitrag zum friedlichen Miteinander in unseren Veedeln“, sagt Bezirksbürgermeister Thiele. Er würdigte das Engagement des Vereins um dessen Vorsitzenden Nils van Ooyen mit einer Urkunde. Thiele: „Jungen Menschen werden auf dem Weg in einen handwerklichen Beruf wichtige Werte, wie Teamgeist, Rücksichtnahme und Disziplin, aber auch Toleranz und Fairness vermittelt.“
Das sehen die Pädagogen ähnlich, denn schon jetzt besucht Lehrer Hövel mit einigen Förderschulen regelmäßig die Praxis-Station in Neubrück. „Die Kooperation funktioniert gut“, hat auch Thomas beobachtet. „Die Hauptschüler nehmen die Förderschüler mit.“ Und auch Mädchen arbeiten fleißig. So haben Yagmus Ocak und Nisa Erciyas aus Eisen und Blech ein überdimensionales Schloss geschaffen, das inzwischen inmitten der Vielzahl kleiner Schlösser deutlich sichtbar an der Hohenzollernbrücke prangt. Jürgen Thomas: „Solch ein fertiges Werkstück als Erfolgserlebnis – das ist doch Motivation pur.“