InklusionGesellschaftliche Verantwortung – Viktoria Köln gründet „Fußball-Familie“

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Die beiden Inklusionsmannschaften von Viktoria Köln üben das Jubeln.

Die beiden Inklusionsmannschaften von Viktoria Köln üben das Jubeln.

Viktoria Köln gründete zwei Inklusionsmannschaften. Die Höhenberger sehen sich dafür in der Verantwortung.

Kalt ist es im Sportpark Höhenberg, gelegentlich schauert es, an einem diesigen Freitagabend im Februar. Viktoria Köln stellt hier seine beiden Inklusionsmannschaften vor. Geschäftsführer Norbert Bruhn ergreift das Wort und bedankt sich zuallererst für das Erscheinen. „Ich weiß, Freitagtermine sind Horror“, sagt er. Gegen den Horror werden belegte Brötchen aufgetischt - das ist rechtsrheinische Gastfreundschaft.

Zwei Mannschaften präsentiert die Viktoria, eine U17 und eine Ü17. Starten werden sie in der FVM-Liga inklusiv, die vom Fussball-Verband Mittelrhein betrieben wird. Seit 2012 gibt es eine Inklusionsinitiative des DFB, der die Durchführung dessen an die einzelnen Landesverbände ummünzt. Mittlerweile sei ein kleine Spielbetrieb gewachsen, der in Turnierform an Wochenenden ausgetragen wird. Viktoria Köln wird daran teilnehmen, das sei selbstverständlich.

Viktoria Köln möchte Familie sein

Geschäftsführer Bruhn hebt in seiner Ansprache den Begriff Familie hervor, welche die Viktoria sein möchte. „Den Begriff wollen wir mit Leben füllen“, sagt Bruhn. Die Initiative für die Inklusionsmannschaften käme aus Fankreisen. Diese wollten gerne für Viktoria gegen den Ball treten und fragten den Verein an, ob das möglich sei. Der Vorstand um Norbert Bruhn machte es möglich, auch mit Hilfe von Sponsoren wie der Zurich Gruppe Deutschland. „Man braucht für ein solches Projekt auch Sponsoren, die Aktionen kosten Geld. Aber man bekommt Dankbarkeit zurück“, sagt er.

Ein Trainingsspiel im Schatten des Sportparks Höhenberg.

Ein Trainingsspiel im Schatten des Sportparks Höhenberg.

Viel wird an diesem Abend über gesellschaftliche Verantwortung gesprochen. Man möchte Aufmerksamkeit für Leute erregen, die Fußball spielen, damit aber nie Geld verdienen werden. Gerade in den sozial schwächeren Gebieten des rechtsrheinischen Kölns sollten solche Aktionen Vorbildcharakter haben, sagt Bruhn. Man wolle auf eine Community gründen, die auch neben dem Fußball ansprechbar ist. Das müsse eine Stärke von Viktoria werden. 

Viktoria Köln: Ist Messi oder Ronaldo besser?

Die Spieler sind indes aufgeregt, sie wollen auf den Platz. Nach dem Presse-Pflichttermin steht noch eine Trainingseinheit auf dem Programm. Sie halten Bälle hoch und spielen Vier-gegen-zwei. Auch die ewige Debatte, ob denn nun Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi der bessere Fußballer sei, wird hier geführt. Das Mannschaftsgefüge wirkt intakt. „Es ist eine spezielle Truppe, das muss man sagen.“

Das sagt Denis Kirchdörfer. Er ist Trainer der Auswahl, doch sein Aufgabenfeld geht weit darüber hinaus: Die Bereichsleitung hat er inne, als Spieler steht er auf dem Platz. Viele Mitspieler sind Freunde von ihm. Wenn er nicht gerade im Viktoria-Trainingsanzug unterwegs ist, arbeitet er als Heilerziehungspfleger. „Es gibt Tage, an denen es viel ist. Aber an Momenten, wenn im Training gejubelt wird, verdrücke ich auch mal eine Freudenträne “, sagt er, während er mit den Freudentränen kämpft. Er sei stolz auf das Geleistete, schließlich sei das Projekt Inklusion bei Viktoria Köln bei -10 Prozent gestartet.

Denis Kirchdörfer ist Bereichsleiter, Spieler und Trainer in Personalunion.

Denis Kirchdörfer ist Bereichsleiter, Spieler und Trainer in Personalunion.

Kirchdörfer ist jemand, der sich Sachen zu Herzen nimmt. Er versteht sich als Ansprechpartner in allen Lebensbereichen. „Ich werde abends angerufen, wenn die Mutter ins Krankenhaus muss“, sagt er. Man sei eine ganz große, kleine Familie geworden. So wie es sich Familienoberhaupt Bruhn wünscht.

Von Vereinsseite ist geplant, Begegnungstreffen zwischen den Inklusionsmannschaften und der ersten Mannschaft stattfinden zu lassen. Schließlich besitzt die Mannschaft, bei der Marcel Risse und Mike Wunderlich die größte Bewunderung bei der Inklusionsmannschaft hervorrufen, eine Gemeinwohlklausel. Diese besagt, dass eine gewisse Stundenzahl pro Monat für soziale Projekte aufgewendet werden soll. Eine erste Begegnung findet am Montag statt, wenn die inklusiven Spieler beim Heimspiel gegen den SC Freiburg II mit den Spielern auflaufen.

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