„Es können sich Steine lösen“Hallen Kalk in schlechtem Zustand – Initiativen fordern Zugang

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf das Gelände der Hallen Kalk. Der ehemalige Produktionsstandort der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) in Köln-Kalk soll zu einer Fläche für Kultur- und Sozialprojekte umgewandelt werden.

Der ehemalige Produktionsstandort der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) in Köln-Kalk soll zu einer Fläche für Kultur- und Sozialprojekte umgewandelt werden.

Der Zustand der ehemaligen Industrieflächen an den Hallen Kalk verschlechtert sich. Wie geht es mit der Entwicklung des Kulturareals weiter?

Mehr als einen Monat nach dem Ausstieg der Montag-Stiftung bei den Hallen Kalk gibt es noch keine Aufklärung seitens der Stadt darüber, wie es zu dem Rückzug der Stiftung kommen konnte. Der Kulturausschuss forderte wenige Tage nach dem Ausstieg der Montag-Stiftung in seiner Sitzung Ende August die Verwaltung dazu auf, bis zur nächsten Sitzung die Faktenlage ämterübergreifend darzulegen und für lückenlose Aufklärung zu sorgen. Auch eine Perspektive für die Entwicklung des Areals sollte aufgezeigt werden.

Der Antrag wurde von einer breiten Mehrheit im Ausschuss getragen, ist von Grünen, CDU, SPD, FDP, Linken und Volt unterzeichnet. Im Kulturausschuss am Dienstag hat es eben jenen Sachstand von der Verwaltung allerdings nicht gegeben.

Politikerinnen beklagen mangelnde Aufklärung seitens der Verwaltung

Die renommierte Montag-Stiftung für Urbane Räume hatte sich Ende August von der Entwicklung der Industriehallen auf dem ehemaligen Klöckner-Humboldt-Deutz-Gelände in Kalk zurückgezogen. Dort sollen diverse Kulturprojekte entstehen. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber erklärte die Stiftung, die Stadt habe sich nicht als „verlässlicher Partner“ in der Sache erwiesen, eine Rückkehr schloss die Stiftung aus.

Das Gelände der Hallen Kalk: Auf demBild sind mehrere Gebäudeteile und ein Container mit einem Auto auf dem Dach zu sehen.

An den Hallen Kalk sollen diverse Kulturprojekte enstehen.

„Es gab die große Aufregung um das Thema, und was passiert jetzt?“, so Brigitta von Bülow, kulturpolitische Sprecherin der Grünen. „Unser Beschluss wurde nicht umgesetzt. Dabei ist das Thema so virulent und wir müssen zeigen, dass wir dranbleiben.“ Man erwarte nicht direkt die großen Lösungen, wolle aber weiter informiert werden. „Es muss deutlich werden, dass alle Dezernate und Ämter sich um das Projekt bemühen“, sagt Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der SPD. „Bisher haben wir nichts gehört, außer Bedauern. Jeder ungenutzte Tag bei den Hallen Kalk ist ein verlorener Tag.“

Initiativen der Hallen Kalk berichten von ersten Gesprächen

Die Stadt sagte auf Anfrage dieser Zeitung, dass es noch Abstimmungsbedarf seitens der Projektsteuerung gebe – diese liegt bei Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack. Ein Termin für einen neuen Sachstand „kann aktuell noch nicht genannt werden.“ Boris Sieverts vom Kulturhof Kalk, der ebenfalls bei den Hallen Kalk aktiv ist, berichtet von ersten Gesprächen mit Haack und guten Signalen aus der Stadtverwaltung. „Der zentrale Punkt für die Glaubhaftigkeit dieser Bemühungen ist aber, ob wir auf das Gelände draufkommen“, so Sieverts. Bislang dürfen die Initiativen die Hallen Kalk nicht betreten. „Das ist für uns elementar, um zu entscheiden, ob wir unser Engagement weiterführen wollen.“

Unterdessen verschlechtert sich der Zustand der Hallen Kalk immer weiter. So gilt die Fassade der Hallen 76 und 77 hin zur Neuerburgstraße laut Verwaltung zwar „noch nicht“ als einsturzgefährdet. „Es können sich aber einzelne Steine lösen. Die gefährdeten Bereiche sind zusätzlich zum aufgestellten Bauzaun eingerüstet“, heißt es. Die Hallen 76 und 77 gehören nicht zu dem Teil der Hallen, die die Montag-Stiftung mit entwickelt hätte. Das Museum Ludwig hatte hier Kunstwerke gelagert, bevor die Hallen 2014 wegen Einsturzgefahr geschlossen wurden.

Die Hallen stehen unter Denkmalschutz, das Dach ist einsturzgefährdet. Im Herbst 2021 hatte der Rat bereits den Bedarf von 500.000 Euro für die Planung von Sicherungsmaßnahmen beschlossen. Die Stiftung des Museums Ludwig will dort eine rechtsrheinische Ausstellungsfläche etablieren.

KStA abonnieren