„Ohne uns wird's still“Sünner-Wirt und Kölner Musikerin singen gegen Corona-Frust

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Foto 18.02.21, 16 54 37

Marie Enganemben und Christian Beyers verbindet in der  Pandemie die  Sehnsucht nach ihrem Beruf. 

Kalk – „Wenn man hier in die Räume herunterkommt, macht es einen nur noch traurig.“ Seit Anfang November steht Corona-bedingt der rustikale Sünner-Keller an der Kalker Hauptstraße 260-262 leer – und Christian Beyers, seit anderthalb Jahren Betriebsleiter der Sünner-Gastronomie, ist der Verzweiflung nahe. Dabei hatten er und sein Team alles daran gesetzt, trotz Pandemie ein wenig Gastlichkeit zu ermöglichen. „Wir hatten den Winter-Biergarten schon fertig, mit Glühwein und Marktatmosphäre. Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben und allein drei Monate am Konzept gearbeitet. Und dann wird von jetzt auf gleich alles zugemacht, gerade einmal vier Wochen nach der Eröffnung.“

Kölner Gastronom schreibt Protestsong 

Über seine Trauer und seine Sorgen, verbunden mit der Existenznot vieler Gastronomen infolge der Corona-Krise, hat er das Lied „Ohne uns wird's still“ geschrieben. Der Text war in Windeseile beisammen. Als musikalische Partnerin gewann er Marie Enganemben, Bandleaderin der Kölschen Band „Marie“ und Inhaberin einer Gospelschule am Waidmarkt. Sofort hat sich Marie mit dem Text identifiziert, und fing direkt an, die Melodie zu komponieren. „Als ich Marie einmal erlebte, wie sie bei einem Konzert regelrecht die Hütte abriss, dachte ich mir, sie ist genau die Richtige“, so Beyers.

„Der Inhalt des Liedes hat mich sofort angesprochen“, berichtet die kölsche Musikerin mit kamerunischen Wurzeln. „Wenn man durch die leeren Straßen Kölns läuft und einem bewusst wird, dass viele Läden die Corona-Krise so nicht überleben werden, zerreißt es mir das Herz. Ich konnte meine Ohnmacht nicht mehr aushalten und nicht mehr in mich hineinfressen. Das Lied hat bei mir genau den richtigen Nerv getroffen, das endlich auszusprechen“.

Lied soll Menschen durch die Krise helfen 

Die Zusammenarbeit hat beide inspiriert und zusammengeschweißt. Beyers, der auch als Tänzer im Karneval aktiv ist, nahm für dieses Projekt zweieinhalb Wochen Gesangstraining. Vor einigen Tagen nahmen sie das Stück im Studio auf und drehten den Videoclip im Brauhaus Sünner-Keller. Es war der erste Videodreh im Sünner-Keller überhaupt; die Brauerei unterstützt das Musikprojekt und will dazu beitragen, die Botschaft zu verbreiten. Seit vergangenen Sonntag ist das Lied „Ohne uns wird’s still.“ online.

Den Gastronom und die Sängerin trifft der Lockdown besonders hart. „Wir wissen, dass wir damit nicht alleine sind und möchten Menschen erreichen und denjenigen unsere Stimme geben, die ihre eigene nicht zum Ausdruck bringen können. Wir halten es beide nicht mehr aus“, so Enganemben. „Uns hilft dieses Lied, und wir fühlen uns jedes mal nach dem Singen besser. Deswegen möchten wir es mit allen teilen, in der Hoffnung das es jedem hilft“, ergänzt Beyers. Sie sind den ehrenamtlichen Beteiligten von ganzem Herzen dankbar, vom Pianisten bis zum Kameramann. „Alle, die beteiligt waren, sind eine Säule dieses Stückes“, lobt Enganemben.

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