Der Schulausschuss votiert erneut gegen eine Umwandlung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule. Dabei haben viele Hauptschulen zu wenig Anmeldungen.
Nur 15 AnmeldungenKölner Hauptschule wird trotzdem keine Gesamtschule

Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Neubrück wird keine Gesamtschule.
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Es war der dritte Anlauf. Und er ging aus wie die ersten beiden: Die Kurt-Tucholsky-Schule in Neubrück bleibt Hauptschule und wird nicht in eine Gesamtschule umgewandelt. CDU und Grüne stimmten mit ihrer Mehrheit erneut dagegen, SPD, Linke und Volt für eine Umwandlung. SPD und Linke hatten dies für das Schuljahr 2026/27 beantragt, um das Gesamtschulangebot im Rechtsrheinischen auszubauen und auf diese Weise 108 neue Gesamtschulplätze für den Stadtbezirk Kalk zu schaffen.
Hintergrund ist die geringe Zahl der Anmeldungen: Auf eine Zahl von 72 Plätzen gab es bislang 15 aufgenommene Schüler. Das entspricht einer Auslastung von deutlich unter 30 Prozent. Eine Entwicklung, die alle Kölner Hauptschulen trifft. So verzeichneten etwa die Hauptschulen Alter Griechenmarkt und Hauptschule in Bilderstöckchen für das kommende Schuljahr zwölf Anmeldungen, die Ehrenfelder Hauptschule Baadenberger Straße 15 Anmeldungen. Erfahrungsgemäß kommen am Ende der Erprobungsstufe ab der 7. Klasse durch die Abschulungen aus anderen Schulen noch einmal Kinder in mindestens der gleichen Größenordnung hinzu. Insgesamt sind für den Beginn des neuen Schuljahres nach den Sommerferien von den 864 Hauptschulplätzen, die es an den zwölf Kölner Hauptschulen gibt, bislang 237 belegt, 627 sind noch frei. Gleichzeitig gibt es im Schulbezirk Kalk zu wenig Gesamtschulplätze.
Mindestzahl an Anmeldungen nicht erreicht
Der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck, kritisierte das erneute Votum angesichts einer großen Zahl von Kindern im Rechtsrheinischen, die auch in diesem Jahr eine Absage für einen Gesamtschulplatz bekommen hätten. Eine Erweiterung des Angebots sei überfällig und mit tausenden Unterschriften von den Familien in Brück und Umgebung gefordert worden. Seeck wies darauf hin, dass die Bezirksregierung die Hauptschule laut Schulgesetz eigentlich schließen müsste, wenn die gesetzliche Mindestzahl von 18 Anmeldungen nicht erreicht werde. Auch die schulpolitischen Sprecher von Linke und Volt, Heiner Kockerbeck und Andrea Browers, betonten, dass diese Schulform von den Familien vor Ort ausdrücklich gewünscht werde. 2300 Unterschriften sprächen eine deutliche Sprache.
Die Grünen erklärten, dass die Hauptschule gerade durch das kleine System mit kleinen Klassen Schülerinnen und Schülern mit besonderem Unterstützungsbedarf zugute komme und die Schule hervorragende Arbeit leiste. Eine Perspektive, die die Leitungen von Hauptschulen stützen, da in in der dort Kindern in „familiären, überschaubaren Systemen, Halt und Orientierung“ ermöglicht werde, wie Andrea Knossella, die Leiterin der Hauptschule Bilderstöckchen bestätigt. Eine sehr herausfordernde Schülerschaft – darunter viele Schülerinnen und Schüler mit Fluchtgeschichte – werde hier erfolgreich zu Haupt- und sogar zu Realschulabschlüssen geführt sowie beim Übergang in den Beruf begleitet. Deshalb dürften die beiden Schulformen nicht gegeneinander ausgespielt werden und hätten ihren je eigenen gesellschaftlichen Wert.
Außerdem bleibe eine solche Gesamtschule am Standort in Brück angesichts der für diese Schulform räumlich nicht guten Bedingungen „Flickschusterei“, sagte die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Bärbel Hölzing. Constanze Aengenvoort (CDU) und Stefanie Ruffen (FDP) betonten die schlechte Erreichbarkeit des Ortes Neubrück durch den öffentlichen Nahverkehr. Ein Gesamtschulstandort müsse auch für Schülerinnen und Schüler aus anderen Stadtteilen gut erreichbar sein. „Der Standort ist zu klein und schlecht erreichbar. Und in Neubrück allein gibt es nicht genug Familien, um eine solche Schule auszulasten“, so Ruffen. Das sei eine sehr fragwürdige Argumentation, wenn man von den Neubrücker Kindern umgekehrt erwarte, genau diese weiten Wege zu fahren, erwiderte Kockerbeck.
Schlechte Verkehrsanbindung des Standorts
Wenn sich die Verkehrsanbindung durch die in Planung befindliche GAG-Siedlung in Brück ändern sollte, wollen die Grünen ihre Entscheidung auf den Prüfstand stellen.
Im Jahr 2023 gab es eine entsprechende Verwaltungsvorlage, die angesichts fehlender Gesamtschulplätze im Bezirk Kalk der Politik genau diesen Schritt der Umwandlung zur Entscheidung vorgelegt hatte – verbunden mit Plänen für einen Erweiterungsbau am Standort. Auch damals stimmten Grüne, CDU und FDP dagegen. Bürgerinnen und Bürger von Neubrück protestierten in großer Zahl mit einem offenen Brief gegen die geplatzte Umwandlung der Tucholsky-Hauptschule in eine Gesamtschule. Der Bürgerverein Neubrück hatte betont, dass Familien aus Neubrück, Rath, Brück und Ostheim stark auf eine Gesamtschule gehofft hätten.