„Ov krüzz oder quer“Beliebtes Kölner Karnevalslied wird als Ballade neu interpretiert

Lesezeit 3 Minuten
Orden der Kölner Narren-Zunft, der dem Notendeckblatt des „Allgemeinen Karnevals-Marschlieds“ aus dem Jahr 1905 nachempfunden ist

Der Orden der Kölner Narren-Zunft ist dem Notendeckblatt des„Allgemeinen Karnevals-Marschlieds“ aus dem Jahr 1905 nachempfunden

Ein altes Marschlied des 1923 verstorbenen Komponisten Emil Jülich wurde im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums des Kölner Karnevals neu interpretiert und ist nun geschmeidiger und jazziger.

„Ov krüzz oder quer, ov Knäch oder Hähr, mer looße nit un looße nit vum Fasteleer!“ ist das Motto der kommenden Karnevalssession. Die Zeilen sind aus dem Refrain eines alten Marschliedes. Text und Musik stammen von Emil Jülich. Er schrieb das Lied 1905 als Büttenmarsch für die Kölner Narren-Zunft, bei der er Ehrensenator war. Es war ein Geschenk zum Jubiläum, die Gesellschaft feierte ihr 25-jähriges Bestehen.

Beim aktuellen Jubiläum zu 200 Jahre Kölner Karneval steht das „Allgemeine Karnevals-Marschlied“ wieder im Mittelpunkt. Nicht nur als offizielles Motto. Die Kölner Narren-Zunft hat ihren Sessionsorden dem Original-Notendeckblatt aus dem Jahr 1905 nachempfunden. Musikalisch erinnert eine wunderbare Neuauflage an das Lied, von dem im Grunde nur die drei Zeilen des Refrains die Jahrzehnte überdauert haben.

In der neuen Version präsentieren der Trompeter und Jazzmusiker Michael Kuhl und die Sängerin Mica Frangenberg den Titel als Ballade statt eines Marsches. Entstanden ist die Neuinterpretation von „Ov krüzz oder quer“ nach einer Idee von Helmut Frangenberg, Präsident der „Weetschaffssitzung“ Jeckespill. Das war noch bevor das Festkomitee das Motto und die Renaissance der Zeilen verkündete.

„Allgemeines Karnevals-Marschlied“: Neue Version mit Trompetern und Jazzmusikern

Die Premiere des Titels als Ballade gab es bei der Jeckespill Sonderausgabe „Extra-Woosch“ im vergangenen Februar. „Wir wollten dem Lied das Militärische eines Marsches nehmen und zugleich das Trotzige, das in „Mer looße nit vum Fasteleer“ steckt, erhalten“, sagt Frangenberg. Das ist prima gelungen. Der Klassiker von Emil Jülich ist in dem neuen Gewand geschmeidiger, eindrucksvoller und jazziger.

Weil die Überbetonung des Zackigen wegfällt, fasst die Musik und der Text der beiden Strophen (von ursprünglich sechs) und auch der Refrain die Zuhörer stärker an. Mica Frangenberg gelingt es mit ihrem kraftvollen Gesang, den Schmerz und die Sehnsucht zu transportieren, die aufbrechen, wenn das Fest Karneval nicht unbeschwert oder gar nicht gefeiert werden kann.

Getragen wird die Botschaft von dem neuen Musikarrangement, für das Michael Kuhl verantwortlich ist. Neben dem Jazztrompeter wirkten unter anderem Frank Buohler (Klavier) und Ulf Stricker (Schlagzeug) mit. Aufgenommen wurden Gesang und Instrumentalparts in Strickers Studio in Hilden. Die Produktion lenkt auch den Blick auf Emil Jülich, der 1854 in Godesberg geboren wurde und 1923 in Köln gestorben ist.

Komponist Emil Jülich war beim Kölner Karneval sehr beliebt

Der jüdische Textdichter und Komponist schrieb unzählige kölsche Lieder und war sehr populär. In der Festschrift zum Jubiläum „Hundert Jahre Kölner Karneval“, erschienen 1926, wurde betont, dass „bei jeder Gesellschaft in den Sitzungen wenigstens ein Lied nach einer Komposition von Emil Jülich gesungen wird“. Während des Nationalsozialismus waren er und seine Lieder nicht mehr erwünscht.

Gut, dass es nicht gelungen ist, die Erinnerung an sein Werk gänzlich zu tilgen. 100 Jahre nach seinem Tod ist Emil Jülich so aktuell wie einst. Zu hören ist die Interpretation des Jülich-Liedes „Ov krüzz oder quer“ auf der neuen Ausgabe der „Kölschen Heimat“. Die achte Auflage des Musikprojektes der Kreissparkasse Köln erscheint am Donnerstag, 10. November. Mehr Informationen finden Sie auf der Website von der „Kölschen Heimat“.

KStA abonnieren