Lesbischer KarnevalBei der Kölner Schnittchensitzung regiert ein weibliches Dreigestirn

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Eine als Prinz Karneval verkleidete Schauspielerin geht durch die Reihen des Publikums.

Prinz Anneliese wird vom Publikum gefeiert.

Die Schnittchensitzung feierte am Freitag ihre Premiere in Nippes. Die lesbische Karnevalssitzung setzt ein feministisches Ausrufezeichen.

„Schnittchen schmieren, dekorieren, ham, ham – Schnittchen!“ Nach einer Session Pause schallt am Freitagabend wieder der Schnittchentusch durch den Altenberger Hof in Nippes. 2024 meldet sich die lesbische Karnevalssitzung frech, bissig und vor allem feministisch zurück.

Sieben Frauen in roten Kostümen tanzen auf der Bühne.

Das Ensemble der Schnittchensitzung tanzt zu Peter Fox „Schüttel deinen Speck“.

Die „Ützchen und Knützchen“ Elfie, Finchen, Hedwig, Helga, Hilde, Jennifer und Luise feiern diese Session gemeinsam mit der Hausband Silberzwiebeln unter dem Motto „Speck ist nur ein Gewürz“. Passend dazu schütteln die Schnittchen gemeinsam ihren Speck zu den Beats von Peter Fox. „Wir stellen uns dem Fundamentalismus auf unsere Weise entgegen“, läutet Helga das Programm ein. Sie wollten dem Schweren Leichtes entgegensetzen. „Nie wieder ist jetzt!“, beendet sie ihre Brandrede. Das fast ausschließlich weibliche Publikum jubelt begeistert.

Karneval in Köln: Schnittchen prangern Schuldumkehr an

Das Programm ist gespickt mit Satire, herrlichem Blödsinn und Frauen, die endlich das Zepter (oder die Pritsche) übernehmen. Das Orakel von Delphi, eine Künstliche Intelligenz, gefüttert mit feministischen Sprüchen, hat im Konfetti gelesen: Schon diese Session regiert ein weibliches Dreigestirn die Kölner Jecken! Prinz Anneliese von der KG Ückerath übernimmt mit weiblicher Jungfrau und weiblichem Bauern den Saal, der „Wunder gibt es immer“ singt. Klar ist: Das ist nur eine Vision. „Doch die wird bald Wahrheit, vielleicht in der nächsten Session“, schließen die Schnittchen. Träumen darf man ja.

Das sorgt für frenetischen Applaus: Mariechen erzählen vom vergangenen Abend, an den sie sich kaum erinnern können. Löcher in der Unterwäsche, zerrissene Strumpfhose und blaue Flecken – jemand hat ihnen wohl was ins Kölsch gemischt. Aber trotzdem werden sie mit Fragen und Vorwürfen konfrontiert. „Klarer Fall von Schuldumkehr“, sagen die Mariechen. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen, nicht verängstigen, sie wollen die Nacht für sich zurückerobern.

Zwei Frauen stehen hinter einem Rednerpult mit dem Logo der Deutschen Bahn.

„D'r Zoch kütt – oder nicht“, heißt es bei der Nummer zur Deutschen Bahn.

Ein Thema behandelt diese Session fast jede alternative Sitzung: Barbie. Die Schnittchen machen daraus eine Schwarzlicht-Show, die den Einfluss der super-dünnen Plastikpuppe auf junge Mädchen kritisiert. Billa und Annemie von der Deutschen Bahn kommentieren in Rosenmontagszug-Manier das Geschehen am Kölner Hauptbahnhof: „Vorsicht an den Gleisen, d‘r Zoch kütt – oder nicht.“ Die Queerelas, seit mehreren Jahren zu Gast bei der Schnittchensitzung, trommeln Samba-Rhythmen. Passend dazu feiern die Eisbären bei 36 Grad Karneval in Köln wie in Rio. Und die Heilschnitten vom Ehrenfeldgürtel fordern Equal Pay.

Die Schnittchensitzung ist an allen fünf Terminen ausverkauft. Die Macher empfehlen auf Facebook, in den Kommentaren nach Angeboten zu schauen oder spontan an der Abendkasse vorbeizukommen, falls jemand eine Karte abzugeben hat.

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