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Kommentar

Kein guter Umgang
Finanzspritze der Stadt ist für Kölner Karneval kein Grund zum Jubeln

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2 min
03.03.2025, Nordrhein-Westfalen, Köln: "Müllemer Mädcher" treten beim Rosenmontagszug auf. Mit den Rosenmontagszügen erreicht der rheinische Straßenkarneval seinen Höhepunkt. Das Motto der Kölner Karnevalssession 2025 lautet «FasteLOVEnd - Wenn Dräum widder blöhe». Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Rosenmontagszug ist alljährlich der Höhepunkt der Karnevalssession.

Der organisierte Karneval ist auf finanzielle Hilfen der Stadt angewiesen. Doch die fallen anders aus als geplant. Ein Kommentar.

Es hatte mächtig Knatsch gegeben. Angesichts massiver Kostensteigerungen sah sich das Festkomitee gezwungen, die Teilnahmegebühren für den Rosenmontagszug 2025 für seine Mitglieder zu erhöhen. Was auch vielen Präsidenten der einzelnen Gesellschaften besonders sauer aufstieß: Seitens der Stadt gab es keine Regung. Man hielt am jährlichen Zuschuss von gerade einmal 153.000 Euro fest.

Dass sich der Betrag nun erstmals seit 2014 um rund 40.000 Euro erhöhen soll, klingt erst einmal positiv. Allerdings ist diese Finanzspritze der Stadt auch angesichts leerer Kassen und Haushaltssperre kein Grund zum Jubeln. Es handelt sich bei der Summe de facto um eine Art Inflationsausgleich. Ursprünglich waren dem Festkomitee für 2025 rund das Doppelte mehr zugesagt worden. Im Übrigen ist dort ein Dreivierteljahr nach der Session noch kein Cent angekommen. Das gilt auch für die Organisatoren der Schull- un Veedelszöch: Die Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums müssen nachträglich mit knapp 30 Prozent weniger an städtischem Zuschuss rechnen.

Kölner Karneval: Weniger Zuschüsse von der Stadt als geplant

Gegen die Millionenbeträge, die sich die Stadt zum Beispiel die Fußball-Europameisterschaft vor zwei Jahren kosten ließ, wirken die Karnevals-Zuschüsse wie ein Taschengeld. Unstrittig ist, dass die Stadt angesichts der dramatischen Haushaltslage sparen muss. Aber dass die Betroffenen die neuen Zahlen aus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und nicht vorab aus dem Rathaus erfahren, ist ein Unding. 

Die fehlende Kommunikation lässt nichts Gutes erahnen, bedarf es doch einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, wenn es gilt, das größte Event im Jahreskalender der Stadt zu stemmen. Dabei ist es gerade der Karneval, mit dem Köln bundesweit punkten kann und von dem die Stadt profitiert. Zugleich lenkt er vom Image der maroden Brücken- und Museen-Stadt ab, in der große Bauvorhaben zeitlich und finanziell aus dem Ruder laufen.

Die Wirtschaftskraft des Kölner Karnevals ist laut der jüngsten Studie der Rheinischen Hochschule Köln und der Boston Consulting Group im Vergleich zur Erhebung 2018/2019 um 40 Prozent gestiegen. 850 Millionen Euro werden pro Jahr umgesetzt, 6500 Arbeitsplätze sind direkt vom Fasteleer abhängig, fast alle Veranstaltungsformate werden stärker als früher besucht, die Hotellerie verzeichnet mehr Übernachtungen denn je, ebenso profitieren Einzelhandel sowie Verkehrs- und Taxi-Unternehmen. Insofern ist ein enges, vertrauensvolles Bündnis von Stadt und Festkomitee unerlässlich – getreu dem aktuellen Motto: „Alaaf, mer dun et för Kölle“.