Stunksitzung schlägt AlarmKarneval als Hochsaison für Online-Betrüger

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Dreigestirn Bauer Winni Rau, Prinz Ecki Pieper, Jungfrau Carlos Neisel bei der Premiere der Stunksitzung 2023 im E-Werk.

Die Stunksitzung warnt vor Online-Betrügern, die Fake-Tickets für ihre Events anbieten.

In der Karnevalszeit bieten Betrüger Online-Tickets an, die es gar nicht gibt. Jetzt schlägt die beliebte Mülheimer Sitzung Alarm.

Ob Gürzenich, Wartesaal, oder Heumarkt: Wer kurzfristig ein Ticket für eine der beliebten Karnevalspartys ergattern möchte, findet in Facebook-Gruppen schnell attraktive Angebote. Allerdings stecken dahinter oft Betrüger, die sich nach der Geldtransaktion scheinbar in Luft auflösen. Nun warnen Kölner vor der Betrugsmasche.

Köln: Karnevalistin wurde bei E-Tickets misstrauisch

Als jahrelanges Mitglied der Stattgarde Colonia Ahoj hat Lisa Stracke einen Einblick in den Kartenverkauf für begehrte Karnevalsveranstaltungen: „Zuerst ist mir der ein oder andere Deal in einer Facebook-Gruppe aufgefallen. Dann habe ich selber für eine unserer Veranstaltungen Karten gesucht und jemand hat mir E-Tickets angeboten.“

Dabei wusste Stracke, dass die Stattgarde ausschließlich Papiertickets anbietet. Sie war sich sicher, einen Betrüger ausfindig gemacht zu haben. „Daraufhin habe ich zusammen mit anderen angefangen, die Leute zu warnen. Leider waren da schon einige auf diese Betrüger hereingefallen.“

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Kölnerin erklärt Betrugsmasche für vermeintliche Karnevalstickets

Ein Opfer der Ticketbetrüger ist eine Facebook-Nutzerin aus Köln, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Transaktion mit dem vermeintlichen Händler dauerte nur wenige Minuten. „Das war morgens so zwischen Tür und Angel. Ich bin beruflich sehr eingespannt, deswegen habe ich da nicht länger drüber nachgedacht.“

Das Facebook-Profil des Gegenübers wirkte für sie vertrauenswürdig: Eine Mutter mit Mann und Kind. „Als ich aufgefordert wurde, mit Paypal zu zahlen, hätte es bei mir eigentlich schon klingeln müssen. Zehn Minuten, nachdem ich bezahlt hatte, wurde ich blockiert.“ Der Kontakt brach ab, das Geld war weg und ein Ticket hat es nie gegeben.

Die Betrüger bestehen auf die Nutzung der „Familie und Freunde“-Funktion bei Paypal, mit der sich das Geld nicht zurückfordern lässt. Zudem fielen für die Kölnerin Gebühren an, die bei Transaktionen im Inland nicht entstehen: „Scheinbar sitzen die Nutzer im Ausland.“ Paypal antwortete nicht auf ihre Meldung des Betrugs.

Polizeisprecher Philipp Hüwe kann bestätigen, dass die Freunde-Funktion bei Paypal häufig für Betrugsversuche ausgenutzt wird: „Dann lieber zwei Euro mehr in die Hand nehmen, um über Paypal versichert zu sein.“ Er rät zu einer grundsätzlichen Skepsis bei Privatanbietern und unbekannten Plattformen.

Facebook-Gruppe überfordert von Fake-Mitgliedern

Viola Becker ist Administratorin der Facebook-Gruppe „Karneval Köln 2022/23“, in der sich Jecke über Neuigkeiten zur fünften Jahreszeit austauschen. Sie ist mit den vielen Fake-Profilen überfordert: „Ich werde täglich unzählige Male auf Fake-Anbieter hingewiesen und versuche mein Bestes, sie zu sperren. Eigentlich sollte es eine Spaß-Gruppe werden, aber ich bin kurz davor, die Gruppe zu löschen.“

Tomasz Grenke, Pressesprecher der Lanxess Arena, die etwa die Lachende Kölnarena ausrichtet, warnt Ticketsuchende: „Vom Schwarzmarkt raten wir an 365 Tagen im Jahr ab, unabhängig von Karneval.“ Das betreffe auch Vermittlungsseiten wie Viagogo. Die Veranstalter bekommen von den Geschäften auf dem inoffiziellen Zweitmarkt nur spät etwas mit, meistens erst beim Einlass. So auch Winni Rau von der Stunksitzung.

Stunksitzung im Visier von Online-Betrügern

„Anbieter kontaktieren unsere Kunden direkt über Ebay-Kleinanzeigen.“ Die Zahlung dürfe nur über Paypal ablaufen, obwohl die Ebay einen Käuferschutz anbietet. Dann kommen Fake-Tickets als PDF-Datei. „Da hat einer einfach mit Photoshop etwas zusammen gebaut.“ Die Stunksitzung warnt auf ihrer Webseite vor dem trügerischen Verkäufer.

„Bei großen Partys, wo die Tickets keinen festen Plätzen zugeordnet sind, ist die Gefahr vor Betrug größer“, sagt der Sprecher der Altstädter, Heinz Schulte. Denn, wenn zwei Gäste Tickets für denselben Sitzplatz hätten, ließe sich das vor Ort schnell regeln.

Betroffene können Betrugsversuche beim Verbraucherschutz melden und eine Anzeige bei der Polizei Köln erstatten.

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