Erste Sitzung nach 17 JahrenWie die Karnevalsgesellschaft Frohsinn zu neuem Leben erwacht

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Die Tanzgruppe Höppemötzjer trägt Sitzungspräsidentin Tanja Wolters in einer Hebefigur auf die Bühne.

Karnevalssitzung der KG Frohsinn im Kölner Gürzenich: Sitzungspräsidentin Tanja Wolters (l.) wird auf Händen getragen.

Der Verein stand kurz vor dem Aus, nun organisiert die runderneuerte KG Frohsinn ihre erste Sitzung seit 17 Jahren im Kölner Gürzenich.

Endlich ist es soweit: Die Karnevalsgesellschaft Frohsinn, die lange vom Aussterben bedroht war, hat nach 17 Jahren wieder eine Karnevalssitzung auf die Beine gestellt und zum Motto „Em Hätze vill Konfetti“ geladen. „Als wir die Möglichkeit bekamen, den Gürzenich für den Sonntag nach der Proklamation dauerhaft zu bekommen, haben wir nicht lange gezögert, sondern direkt zugesagt,“ sagt Präsidentin Tanja Wolters.

Vor drei Jahren, als Wolters das Kommando übernahm, stand der Verein kurz vor dem Aus. Lediglich 20 Mitglieder waren übrig geblieben, Nachwuchs war nicht in Sicht. Die traditionellen Sitzungen im Sartory hatte man schon Jahre zuvor aufgegeben, man verkaufte zu wenige Tickets.

Die KG Frohsinn hat inzwischen knapp 600 Mitglieder

Tanja Wolters ist gut vernetzt im Kölner Karneval. Ihr Vater Wilfried Wolters war jahrelang im FK-Vorstand und Präsident der KKG Alt Lindenthal, sie selbst tanzte bei den Höppemötzjer und war Mariechen der Roten Funken. Ihr Lebenspartner ist Michael Gerhold, Ex-Prinz, Künstleragent und Präsident der Nippeser Bürgerwehr. Nun wollte sie in Vaters Fußstapfen treten.

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Mit ihrem erweiterten Freundeskreis, den sie als „Gute-Laune-Stifter, Konfetti-Regenmacher, Lachfalten-Produzenten und Köln-mal-anders-Seher“ beschreibt, trat sie der KG bei, heute hat diese knapp 600 Mitglieder, davon 130 Kinder und einen fast 50-köpfigen Senat. „Wir wollen Karneval anders, moderner denken, aber vor allem auch die Tradition bewahren“, sagt sie.

Doch wie man eine Sitzung aus dem Nichts organisiert, war für alle Vorstandsmitglieder Neuland. Zusammen mit dem Literaten Oliver Michels besuchte Wolters Planungstreffen befreundeter Gesellschaften, um sich die Abläufe auf und hinter der Bühne anzuschauen. „Wir haben großartige Unterstützung von Ehrenamtlern und Profis bekommen“, freut sich die Präsidentin.

Am Ende steckt die Tücke im Detail. Obwohl das Bühnenprogramm schon anderthalb Jahre stand, mussten Wolters und ihr Team zahlreiche Entscheidungen bis kurz vor der Veranstaltung treffen. „Das fängt schon an mit dem Logo der Serviette, die am Buffet liegt“, sagt Vorstandsmitglied Stephanie Wersig. „Ein eigenes Kölschglas entwerfen, Fahnen vor dem Gürzenich, Tischdeko, Merchandising-Theke, Elferratslogo, Luftballons, und, und, und. Wir sind sehr viele Frauen in der KG und vielleicht sind wir deshalb so perfektionistisch. Vor allem, was die Ästhetik betrifft – es soll einfach schön werden.“

Die KG Frohsinn will immer ein wenig anders sein

Die Gesellschaft hat sich vorgenommen, immer ein wenig anders zu sein. Angefangen von den rot-goldenen Glitzeruniformen über den Elferrat, der eigens zum Cheerleader-Training bei Ralf Borgartz im Scala-Theater vorbeischaute bis hin zu Teilen der Programmgestaltung. Das zeigte sich am vergangenen Sonntag. Die Sitzung begann ungewöhnlich: Statt eines Traditionskorps marschierten gleich zwei auf – die Nippeser Bürgerwehr und die Roten Funken, die beiden Präsidenten tauschten sogar ihre Uniformen. So standen Michael Gerhold in rut-wieß und Heinz-Günter Hunold in orange auf der Bühne.

Und die Tanzgruppe Höppemötzjer trug beim Einmarsch nach der Pause Sitzungspräsidentin Tanja Wolters in einer Hebefigur auf die Bühne. Der Jubel im Saal war entsprechend, und beim erleichterten Vorstand flossen Tränen der Freude und Erleichterung nach der gelungenen Premiere 17 Jahre später. Der Sonntag nach der Proklamation 2024 kann kommen.

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