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Wegen CoronaFällt der Karneval in der ganzen Region flach?

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Prinz Euskirchen

Der Euskirchner Prinz schmeißt Kamelle beim Rosenmontagszug.

  • Durch die Absage des Euskirchener Karnevals bangen nun auch andere Regionen um die närrische Zeit.
  • Das Kölner Festkomitee stellte bereits fest, dass man viele Dinge durch die Corona-Krise überdenken müsse.
  • Aus dem Kölner Umland kommen immer mehr Zweifel.

Köln – Nachdem der Festausschuss Euskirchener Karneval (Feuka) am Montag seine Session 2020/21 abgesagt hatte, begann die Diskussion: Fällt Karneval in der ganzen Region flach? Die Message vom Vize-Präsident des Feuka ist unmissverständlich: „Wir wollen nicht für einen Lockdown im Kreis Euskirchen verantwortlich sein. Wenn unsere Veranstaltungen dafür verantwortlich sind, dass die Zahlen im Herbst/Winter wieder nach oben gehen, dann ist es das nicht wert.“ Es wird also keine Sessionseröffnung, keine Tollitäten, keine Sitzungen und keinen Rosenmontagszug geben. Die Absage gilt bislang für die Stadt Euskirchen, doch die Feuka gehe davon aus, dass sich die Vereine der umliegenden Orte der Entscheidung anschließen werden.

Anders sieht es in den Großstädten im Rheinland aus: „Zurzeit planen wir alle die Session wie gewohnt – bis es klare gesetzliche Regelungen gibt“, heißt es offiziell aus den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen. Dazu gehöre die Auswahl der Tollitäten, die Planung der Umzüge, die Vorbereitung der Sitzungen. Auch für mögliche kleine Feiern brauche man ein Prinzenpaar oder ein Dreigestirn, das die Jecken durch die Session führt. Ansonsten gilt: Die Sitzungssäle sind ohnehin längst gemietet, die Programme stehen, deshalb versuche man, eventuelle Absagen so lange wie möglich rauszuschieben.

Für Kölner Festkomitee ist Absage aktuell keine Option 

Auch beim Präsidentenabend des Festkomitees Kölner Karneval (FK) am Montag im Gürzenich war man sich einig: es wird ein Dreigestirn geben, ein Kinderdreigestirn, eine Proklamation, einen Zoch – eine Komplettabsage sei keine Option. „Das wäre auch gar nicht möglich: Karneval, das ist nicht eine große Party oder ein großer Zug“, so FK-Präsident Christoph Kuckelkorn. „Der Karneval in Köln, das sind teils spontane, teils organisierte Feierlichkeiten, die sich über Tage in jeden Winkel dieser Stadt ausbreiten. Der Karneval findet mit oder ohne uns statt, soviel ist klar. Also schauen wir, wo und wie wir uns einbringen können, um den Menschen ihren Fastelovend zu schenken.“

Hinter den Kulissen arbeitet man bereits an Konzepten, wie das durch Geselligkeit geprägte Brauchtum und die derzeit geltenden Abstandsregeln zu vereinbaren sind. So könnte etwa der 11.11. wie früher im kleinen Kreis am Ostermannbrunnen begangen werden, die Proklamation des Dreigestirns völlig anders ablaufen: Das designierte Trifolium bittet zunächst im Kölner Dom um den göttlichen Beistand, um dann auf dem Balkon des Historischen Rathauses durch das Stadtoberhaupt proklamiert zu werden. Auf dem Alter Markt könnten geladene Gäste mitverfolgen, wie die Tollitäten die Insignien der Macht erhalten. Auch der WDR hätte so ein Format für eine TV-Übertragung, mit späteren Schalten zu kölschen Bands oder Stars, die das Dreigestirn in Kneipen besingen.

„Wir sind durch Corona gezwungen, über alles neu nachzudenken“

„Durch die aktuellen Abstandsregeln würden im Gürzenich nur wenige Jecke bei der Proklamation dabei sein können“, bestätigt FK-Sprecher Michael Kramp entsprechende Überlegungen. „Wir sind durch Corona gezwungen, über alles neu nachzudenken, um möglichst vielen Leuten Karneval feiern zu ermöglichen. In welcher Form auch immer.“

In der übrigen Region bleibt das Bild bislang sehr gemischt. So haben die Bielsteiner Karnevalisten im Oberbergischen sowie die Große Knapsacker Karnevalsgesellschaft aus Hürth alle Termine in diesem Jahr abgesagt. Der Sprecher der Bielsteiner Karnevalisten bestätigte, dass das gebuchte Prinzenpaar dem Verein wegen der unsicheren Finanzierbarkeit der Session kurzfristig abgesagt habe. Auch bei der Lechenicher Narrenzunft in Erftstadt wird es kein Dreigestirn geben. „Wir können die Vorleistungen keinem zumuten, das wäre nicht seriös“, sagt der Präsident Michael Schmalen.

Regionen um Köln reagieren unterschiedlich

In Engelskirchen hält der Vorsitzende des Ründerother Karnevalvereins, Wolfgang Merten, eine Absage für verfrüht. Ihr Prinzenpaar stünde in den Startlöchern und so lange Veranstaltungen nicht abgesagt werden müssten, plane man die Session weiterhin.

Die KG Rot-Weiß Denklingen in Reichshof bereite sich ebenfalls auf die Session vor. Es müsse aber auch geklärt werden, wann der spätmöglichste Termin für eine Absage der Sitzungstermine sei. Müssten Besucher anderthalb Meter Abstand halten, sei eine Sitzung nicht wirtschaftlich.

Auch in Zülpich, wo man bislang an der Karnevalssession festhalten wollte, gerät man ins Zweifeln. „Es bleibt uns noch genügend Zeit, die weitere Entwicklung abzuwarten. Die Präsidenten der Vereine werden sich in der kommenden Woche mit dem designierten Prinzen zusammensetzen“, sagt Robert Frings, Präsident der Zölleche Öllege. Beim Zülpicher Zug ist laufen so viele Gruppen mit wie sonst in keinem anderen Rosenmontagszug im Kreis Euskirchen.

Die KG Närrische Oberberger in Engelskirchen will sich an dem Vorgehen des Festkomitees Kölner Karneval orientieren, wie Pressesprecher Reinhold Müller betonte. Ende Juni werde der Vorstand bewerten müssen, was in der Session realistisch ist und was nicht.

NRW-Gesundheitsministerium gibt keine Empfehlung ab

Das Gesundheitsministerium des Landes könne auf Anfrage keine Empfehlungen für die Karnevalsplanungen geben, da „da dies maßgeblich vom weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens in Deutschland und Nordrhein-Westfalen sowie den Fortschritten bei der Entwicklung von Impfstoffen abhängt“, so Axel Birkenkämper, Sprecher des Ministeriums.

Andreas Granrath, Präsident der Fidelen Falkenjäger aus Brühl, hat da eine direktere Antwort: „Solange es keinen Impfstoff gibt, wird es keinen Karneval geben.“ Dennoch hofft er, dass zumindest im kommenden Jahr gefeiert werden kann. „Wir haben die Künstler ja eineinhalb Jahre im Voraus gebucht“, sagt Granrath. Dennoch sei der Verein vorbereitet, seine Veranstaltungen absagen zu müssen.

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Ganz ausfallen wird der Karneval in der Region wohl nicht. Auch nicht in Euskirchen. Hinter den Kulissen werde bereits fleißig an alternativen Konzepten zu den Großveranstaltungen gearbeitet. 

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