Knappe Kölner Kita-Plätze„Eine wirkliche Wahlfreiheit haben Eltern nicht“

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Test werden in Kölner Kitas nicht zur Pflicht.

Köln – Mütter und Väter in Köln, die nach einer Elternzeit die Rückkehr in ihren Job planen, brauchen Nerven. Zwar hat jedes Kind ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, aber in der Praxis gestaltet sich die Suche nach einem Kita-Platz häufig als harte Geduldsprobe.

Das Anmelde- und Platzvergabe-Verfahren zieht sich oft über Wochen und Monate hin – viel zu lange, kritisiert Swantje Klocke: „Oft bekommen Eltern die Zusage für einen Kita-Platz erst wenige Wochen vor Beginn der Betreuung.“ Klocke ist stellvertretende Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats (JAEB), der die Eltern aller Kitas in Köln vertritt. „Es ist dem Arbeitgeber schwer zu vermitteln, wenn man keine verbindliche Aussage zur Rückkehr machen kann."

Kita-Platzvergabe in Köln über Online-Portal

In Köln läuft die Platzvergabe – wie in vielen deutschen Kommunen – über das Online-Portal „Little Bird“. Eltern können ihr Kind bei bis zu fünf Kitas vormerken lassen und bekommen dann von den einzelnen Einrichtungen Zu- oder Absagen. Das Problem: Die verschiedenen Träger verschicken ihre Bescheide zu unterschiedlichen Zeitpunkten. „Manche beginnen schon vor Weihnachten mit der Platzvergabe, andere erst im März“, weiß Klocke. Dadurch ziehe sich das Verfahren unnötig in die Länge.

In einer bestimmten Frist müssen die Eltern anzeigen, ob sie den Platz annehmen oder nicht. Erst danach werden nicht angenommene Plätze wieder für andere Kinder freigegeben. „Manche Familien reizen die Frist möglichst lange aus oder pokern und nehmen einen Platz erst einmal an und sagen ihn wieder ab, wenn dann doch noch die Wunschkita eine Zusage verschickt.“

„Theoretisch gibt es genug Kita-Plätze in Köln“

Von der Idee, sich die ideale Einrichtung für sein Kind aussuchen zu können, sollten sich Eltern in Köln verabschieden: „Eine wirkliche Wahlfreiheit haben Eltern nicht. Viele sind einfach froh, überhaupt einen Platz zu ergattern, auch wenn es nicht die Wunschkita ist – und das möglichst nicht zu weit vom Wohnort entfernt“, sagt Klocke. Immerhin: „Theoretisch gibt es genug Plätze. Zumindest sind uns als JAEB keine Fälle bekannt, in denen ein Kind tatsächlich leer ausgegangen ist. Aber Organisation und Verteilung sind schlecht geregelt.“ Es sei die absolute Ausnahme, dass es zu Rechtsverfahren komme. Teilweise hätten Eltern damit gedroht, den Rechtsanspruch einzuklagen - „sie haben dann aber doch noch einen Platz für ihr Kind bekommen.“

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Die Stadt Köln bestätigt auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass kein Kind leer ausgeht: „Allen Familien wird eine einzelfallbasierte Lösung angeboten. Freiwerdende Kita-Plätze werden ganzjährig fortlaufend nachbesetzt, so dass schlussendlich für alle Familien der Rechtsanspruch erfüllt werden kann,“ teilte eine Stadtsprecherin mit. Bei Kindern, die jünger als drei Jahre alt sind, kann statt einem Kita-Platz alternativ die Betreuung bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater angeboten werden.

720 neue Kitaplätze in Köln geplant

Für das am 1. August beginnende Kitajahr 2022/23 werden nach Angaben der Stadt voraussichtlich 15.255 Plätze für Kinder unter drei Jahren und 32.932 Plätze für Kinder über drei Jahren angeboten. Elf neue Kitas mit insgesamt 720 neuen Plätzen sind für das Kitajahr 2022/23 geplant.

Die Kitas entscheiden selbst über die Vergabe. Wenn ein Geschwisterkind dieselbe Einrichtung besucht, ist das ein Pluspunkt, für viele Einrichtungen ist auch die Wohnortnähe entscheidend. Manchmal hängt es auch schlicht vom Alter und Geschlecht ab, ob ein Kind aufgenommen wird, um ein ausgewogenes Verhältnis in einer Gruppe herzustellen.

Was viele Eltern nicht wüssten: „Es reicht, eine städtische Kita bei Little Bird auszuwählen. Es kann dann dazu kommen, dass man eine Zusage für eine ganz andere städtische Kita zugeteilt bekommt, die man nicht ausgewählt hat“, erklärt die Elternvertreterin. So ist es Klocke selbst bei den Plätzen für ihre beiden eigenen Kinder ergangen. Auch wenn es unbefriedigend ist und schwer fällt: Klocke rät allen Eltern, die noch auf einen Kita-Platz warten zu Geduld: „Es wird sich fügen und man wird einen Platz bekommen.“

Ansprechpartner für alle Fragen rund um Kita und Betreuung in Köln ist das Familienbüro im Kalk Karree.

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