Arzt prangert Missstände anUngelernte arbeiten in Kölner Notfallambulanzen

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Symbolbild

  • Bereits Mitte Dezember schließt die Notfallpraxis in der Genovevastraße in Köln-Mülheim.
  • Wohin die Patienten im Rechtsrheinischen danach gehen, ist bisher unklar.
  • „Die ungeklärte Situation ist eine Zumutung für die Patienten – und auch für das Praxis-Personal“, sagt eine Kölner Hausärztin.

Köln – Wohin im Notfall? Für die Menschen im Rechtsrheinischen stellt sich diese Frage bald dringender denn je. Am 16. Dezember schließt die Notfallpraxis in der Mülheimer Genovevastraße 3 – wohin die Patienten danach ausweichen, steht noch nicht fest. „Erst hieß es, die Notfallversorgung werde ins Kalker Krankenhaus verlegt, dann war das Krankenhaus Holweide und auch Porz im Gespräch“, sagt eine Hausärztin, die in der Genovevastraße Dienste macht. „Die ungeklärte Situation ist eine Zumutung für die Patienten – und auch für das Praxis-Personal.“

„Ich kann den Unmut der Patienten gut verstehen“, sagt Jürgen Zastrow von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV), die für die Notfallversorgung zuständig ist. Leider habe sich die Ärztekammer bislang nicht hinreichend mit der Neuregelung der Notfallversorgung befasst. „Damit wird die Sicherstellung der Versorgung behindert.“ Derweil sagt ein Sprecher der Ärztekammer, eine Entscheidung stehe kurz bevor: Am Mittwoch tage ein Gremium, um zu beschließen, was als Gerücht seit Monaten kursiert: „Aller Voraussicht nach wird die Notfallversorgung aus Mülheim ins Kalker Krankenhaus verlegt.“

Kölner Hausfrauen arbeiten in Arztpraxen

Die immer wieder aufkommenden Stimmen für einen Erhalt aller Notfallpraxen im Stadtgebiet hält Zastrow für populistisch: In Berlin und Hamburg gebe es je zwei Notfallpraxen, in München drei. „In Köln gibt es 112.000 Notfälle pro Jahr. Eine Praxis braucht 20.000 Notfälle, damit sie sich trägt. Wir haben also in Köln einen Bedarf für fünf bis sechs Praxen.“ Der Kölner KV-Vorsitzende ärgert sich, dass das Thema „politisch instrumentalisiert“ werde: Bereits vor fünf Jahren habe die Politik beschlossen, dass die Notdienstpraxen an Krankenhäuser angegliedert werden müssen. Trotzdem habe es bei der Bekanntgabe, dass Notfallpraxen außerhalb von Krankenhäusern geschlossen werden müssen, einen Aufschrei vieler Politiker gegeben.

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In Köln haben bislang Vereine die Arbeit in den Notfallpraxen organisiert – obwohl die Verantwortung bei der KV liegt. „Wir haben dem Personal gesagt: Schickt uns bitte Bewerbungen. Dabei haben wir festgestellt, dass viele nicht ausreichend qualifiziert sind. Am Empfang arbeiten oft Hausfrauen statt medizinischer Fachangestellter“, so Zastrow. Hausfrauen, die entscheiden, wie dringend ein Patient behandelt werden muss – „das soll und darf es künftig nicht mehr geben.“

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