„Absoluter Fachmann, exzellenter Polizist“Das sagen Insider über Kölns mutmaßlich neuen Polizeipräsidenten

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NRW-Innenminister Herbert Reul präsentiert im April 2022 mit Landeskriminaldirektor Johannes Hermanns die neue Polizeidienstmarke, mit der sich Kriminalbeamte ausweisen.

NRW-Innenminister Herbert Reul präsentiert im April 2022 mit Landeskriminaldirektor Johannes Hermanns die neue Polizeidienstmarke, mit der sich Kriminalbeamte ausweisen.

Johannes Hermanns (60) genießt in Polizeikreisen einen hervorragenden Ruf – die Kölner Politik formuliert erste Wünsche.

Ein „absoluter Fachmann“, ein „exzellenter Polizist“, jemand, der mit „hoher Schlagzahl“ Veränderungen anpackt – stimmt es, was viele ehemalige und aktuelle Weggefährten über Johannes Hermanns berichten, dann hat Innenminister Herbert Reul (CDU) mit dem neuen Kölner Polizeipräsidenten wohl eine gute Wahl getroffen.

Offiziell wurde die Entscheidung noch nicht bekannt gegeben. Aber wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll der 60 Jahre alte gelernte Polizist Hermanns die Nachfolge von Falk Schnabel antreten, der in dieser Woche als neuer Polizeipräsident in Hamburg beginnt.

Johannes Hermanns ist Experte für Wirtschaftskriminalität

Hermanns ist seit Dezember 2020 Landeskriminaldirektor im NRW-Innenministerium, zuständig für die kriminalpolizeiliche Fachaufsicht über das Landeskriminalamt (LKA) und die 47 Kreispolizeibehörden in NRW sowie für die Umsetzung der Kriminalstrategie. Darunter fällt zum Beispiel die Analyse der aktuellen Kriminalitätslage, die Bewertung der Kriminalitätsentwicklung und die Erarbeitung von Konzepten zur Bekämpfung der Kriminalität.

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Auch die Kölner Polizeibehörde kennt der gebürtige Geilenkirchener bereits aus eigenem Erleben – auch wenn das schon einige Jahre her ist. In den 1990er Jahren war Hermanns bei der Kripo zuständig für die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität.

In die vielen wohlwollenden Töne über seinen wohl bevorstehenden Wechsel an die Kölner Behördenspitze mischen sich nur wenig skeptische Stimmen. Manche im Präsidium sind gespannt, wie der Spitzenbeamte sich in der Kölner Stadtgesellschaft zurechtfinden wird. Im Karneval, im Fußball, in der Kommunalpolitik. Repräsentieren und Netzwerke mit verschiedensten Akteuren in einer Millionenstadt zu knüpfen dürfte für den 60-Jährigen weitgehend Neuland sein.

Johannes Hermanns kennt die Kölner Polizei aus eigenem Erleben

Begonnen hat Johannes Hermanns seine Laufbahn als Streifenbeamter in der Düsseldorfer Altstadt, anschließend wechselte er in den gehobenen Dienst zur Polizei Köln. 1999 machte er den Aufstieg in den höheren Dienst und übte verschiedene Leitungsfunktionen im LKA in Düsseldorf aus. Unter anderem leitete er Dezernate, die sich mit Wirtschafts- und Umweltkriminalität sowie Korruption beschäftigen.

Vor seinem Amtsantritt als Landeskriminaldirektor vor drei Jahren hatte Hermanns das Referat Organisierte Kriminalität, Clankriminalität, Wirtschafts- und Umweltkriminalität und Allgemeine Kriminalitätsangelegenheiten im Innenministerium geleitet.

Im Kölner Polizeipräsidium kursierte die Personalie Johannes Hermanns bereits seit einigen Tagen als Gerücht. Im Gespräch waren auch andere Kandidaten, ebenfalls gelernte Polizisten, so wie Hermanns. Und der eine oder andere ebenfalls mit Kölner Vergangenheit.

CDU, Grüne und SPD heißen neuen Polizeipräsidenten willkommen

Oberbürgermeisterin Henriette Reker wollte sich auf Anfrage erst zum neuen Polizeipräsidenten äußern, „wenn die Personalie offiziell ist“.

Bei der Kölner CDU freut man sich, „dass Innenminister Herbert Reul die Nachfolge zeitnah regelt“, sagt Fraktionschef Bernd Petelkau. „Wie in der Vergangenheit auch, vertrauen wir darauf, dass er mit Johannes Hermanns wieder eine gute Wahl getroffen hat. Jemand, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat, der als Streifenpolizist angefangen und diverse Stationen in der nordrhein-westfälischen Polizei durchlaufen hat, bringt alle Voraussetzungen mit, ein guter Polizeipräsident für Köln zu werden.“

Grünen-Fraktionsvorsitzende Christiane Martin nennt das Polizeipräsidium Köln eine „wichtige Schnittstelle“ zu vielen Bereichen des öffentlichen Lebens in der Stadt. „Wir setzen darauf, dass die gute und vertrauensvolle Kommunikation auch unter neuer Führung fortgeführt wird und wünschen dem neuen Polizeipräsidenten einen guten Start.“

Auch SPD-Fraktionschef Christian Joisten findet es „gut, dass ein gelernter Polizist den Job als Polizeipräsident übernimmt, der sofort loslegen kann“. Gerade bei der derzeit aufgeheizten Atmosphäre bei vielen Demonstrationen auf Kölns Straßen brauche es „jemanden mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl“ an der Spitze der Behörde. Joisten: „Köln braucht endlich mehr Sicherheit auf den Straßen, damit die Stadt nicht alljährlich an Karneval und Silvester in die Schlagzeilen gerät. Zudem muss endlich konsequent gegen die unsäglichen Autorennen auf Kölns Straßen durchgegriffen werden."

Wann Johannes Hermanns seinen Dienst in Köln antreten soll, steht noch nicht fest, womöglich erst nach dem 11.11. Ob in diesem Fall bei der Sessionseröffnung an seiner Stelle die Kölner Vize-Polizeipräsidentin Miriam Brauns aber noch die polizeiliche Verantwortung trägt, ist ebenfalls offen: Brauns ist dem Vernehmen nach als neue Behördenleiterin des Polizeipräsidiums Düsseldorf vorgesehen. Auch die Stelle in der Landeshauptstadt ist zurzeit vakant.

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