Kölner RaumwunderDas schmale Haus von Ehrenfeld – und wie es von innen aussieht

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Schmale Fassade: Das Haus an der Hüttenstraße in Ehrenfeld ist gerade mal 3,50 Meter breit.

  • Die Baulücke in Köln-Ehrenfeld war gerade einmal 35 Quadratmeter groß und 3,50 Meter breit.
  • 17.500 Euro sollte das winzige Baugrundstück im Szeneviertel damals kosten – das Paar zögerte nicht lange.
  • Allerdings räumt der Architekt ein: „Die Aufgabe, hier ein Haus zu bauen, hatte ich anfangs doch unterschätzt.“
  • Wir zeigen, wie es von innen aussieht. Eine Best-of-Geschichte.

Köln-Ehrenfeld – Der Mut zur Lücke, den die Eheleute Eva Zeh-Kraiss und Wolfgang Zeh bewiesen, wurde belohnt. Neben dem Kölner Architekturpreis 2017 bekam das Architekten-Ehepaar für sein ungewöhnliches Wohnhausprojekt einen Sonderpreis beim Wettbewerb „Das goldene Haus“ der Landesbausparkasse (LBS).

Hauptkriterium für die Jury sind hier durchdachte Planungen für Bauten mit kleinem Budget. 2000 Euro und ein Blumenbukett überreichte LBS-Gebietsleiter Varujan Catak.

Aus unserem Archiv

Dieser Artikel ist im September 2018 im „Kölner Stadt-Anzeiger” erschienen. 

Die Lücke war 35 Quadratmeter groß – 3,50 mal zehn Meter in den Abmessungen. Sie befand sich zwischen den beiden Brandmauern der Häuser Hüttenstraße 22 und 24 in Ehrenfeld. 17.500 Euro sollte das winzige Baugrundstück im Szeneviertel kosten – das Paar zögerte nicht lange.

Allerdings räumt der 41-jährige Architekt heute ein: „Die Aufgabe, hier ein Haus zu bauen, hatte ich anfangs doch unterschätzt.“

Die Küche ist in der vierten Etage

Der Kauf dieser Fläche Anfang 2011 war für Architekt Wolfgang Zeh und seine Frau der Beginn eines langen, kreativen Prozesses, der noch nicht abgeschlossen ist. Etwa ein Dreivierteljahr dauerte die Planung des Wohnhauses.

3,5 mal sieben Meter Grundfläche, sechs Stockwerke hoch. Das Genehmigungsverfahren nahm noch einmal Zeit in Anspruch, weil die Bauaufsicht bei einigen der ungewöhnlichen Lösungen genauer hinschauen musste.

So ist eine Deckenhöhe von 2,20 Meter nur unter Emporen erlaubt. Aber genau so hat Zeh die einzelnen Etagen angelegt. Jeweils zwei Ebenen teilen sich ein Fenster, wo sich der Raum zu öffnen scheint. Türen und Trennwände gibt es nur wenige.

Wer hier wohnt, darf kein Treppenmuffel sein. Es gibt nicht einmal einen Essensaufzug – und die Küche ist in der vierten Etage. Die steilen und schmalen Treppenstufen ziehen sich durch alle Räume.

80 Quadratmeter Wohnfläche

Im Inneren überrascht das Gebäude durch seine hellen Räume, die nicht eng wirken, wie man angesichts der schmalen Fassade vermutet. Zusammen bilden die Zimmer nicht einmal 80 Quadratmeter Wohnfläche. Gefühlt sind es aber mehr.

Es gibt sogar einen Keller und einen kleinen Hof sowie eine Dachterrasse – Blick nach Süden. „Man sieht die Sonne bei den Spitzen des Kölner Domes aufgehen und hinter dem Heliosturm untergehen“, schwärmt Wolfgang Zeh. Die Einrichtung ist noch nicht abgeschlossen. Architekt Zeh entwickelt noch Lösungen für das Treppengeländer und weitere wichtige Elemente.

Nicht das schmalste Haus Kölns

„So richtig fertig ist man nie, und das Bewohnen dieses Hauses ist sicherlich ebenso ein Prozess wie seine Realisierung“, sagt Wolfgang Zeh. Noch dient das Haus als Büro. Die junge Familie bewohnt noch eine Mietwohnung in der Nähe.

Das schmalste Haus Kölns ist es beileibe nicht. Das steht am Eigelstein 115 und ist nur 2,56 Meter breit, jedoch 33 Meter tief. Wolfgang Zeh vermutet außerdem, dass in der Altstadt weitere sehr schmale Häuser stehen könnten. Das schmalste Haus Europas steht in Amsterdam in der Oude Hoogstraat 22. Es ist 2,02 Meter breit und fünf Meter tief.

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