In drei Fällen hatten es die Täter zuletzt offenbar gezielt auf ausländische Autofahrer abgesehen.
Neue BetrugsmascheFalsche Polizisten täuschen Kontrollen in Köln vor – So schützen Sie sich

Eine Anhalte-Kelle der Polizei
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An einem Donnerstagabend Ende August, kurz vor 21 Uhr, fährt Adam S. (Name geändert) mit seiner Frau und den Kindern im Wohnmobil an Köln vorbei. Die britische Familie ist auf der Autobahn 4 in Richtung Niederlande unterwegs, als von hinten ein schwarzes Auto zu ihnen aufschließt und sich nahe der Anschlussstelle Klettenberg direkt neben sie setzt. An dem Fahrzeug sind blaue LED-Lampen montiert. Der Beifahrer gibt Adam S. unmissverständliche Anhaltezeichen: Der 37-Jährige soll offenbar auf dem Standstreifen stoppen. S. befolgt die Anweisung – nicht ahnend, dass er nur wenig später um tausende Euro ärmer sein wird.
Nachdem beide Fahrzeuge auf dem Seitenstreifen gehalten haben, steigt ein ungefähr 40 Jahre alter, etwa 1,75 Meter großer, schlanker Schwarzer aus der Beifahrerseite aus dem dunklen Auto. So schildert es Adam S. später den Ermittlern der Kölner Kripo. Der Mann habe eine dunkle Kappe getragen und eine Weste mit der Aufschrift „Polizei“, erinnert sich der Brite. Er habe der Familie einen angeblichen Dienstausweis gezeigt und behauptet, eine Kontrolle durchführen zu müssen. Adam S. ließ ihn gewähren.
Köln: Betrüger stehlen Rolex und Bargeld aus Wohnmobil
Während der „Kontrolle“ hob der vermeintliche Zivilpolizist eine Tasche aus dem Wohnmobil und durchsuchte sie. Zunächst unbemerkt nahm er eine Rolex und Bargeld heraus. Als Adam S. feststellte, dass die Sachen fehlten, stellte er den Mann zur Rede. Der rannte zum Auto, sein Komplize am Steuer gab Gas. Adam S. startete das Wohnmobil und rammte den Fluchtwagen zwar noch, doch der Wagen entkam trotzdem. „Vom Fahrer des Tatfahrzeugs existiert keine Personenbeschreibung, da er während der fingierten Kontrolle im Fahrzeug geblieben war“, berichtet Polizeisprecher Benno Groß. Von beiden Betrügern fehlt bis heute jede Spur.
Die Masche ist noch relativ neu. Von einer Tatserie zu sprechen, wäre wohl übertrieben. Aber auf Anfrage bestätigt die Polizei immerhin eine einstellige Zahl ähnlicher Fälle in diesem Jahr in Köln, allein drei zwischen Mitte und Ende August. Ob es sich immer um dieselben Täter handelte, ist unklar. Die Vorgehensweise allerdings ähnelt sich stark. Außerdem waren in allen Fällen Autofahrer mit ausländischen Kennzeichen die Opfer –möglicherweise weil die Täter darauf spekulieren, dass diese mit Polizeikontrollen in Deutschland wenig Erfahrung haben und eher zurückhaltend reagieren, auch wenn ihnen etwas merkwürdig vorkommt.
Falscher Polizist wollte Bargeld auf Echtheit prüfen
Am 13. August etwa sprach ein Mann laut Polizei gegen 21 Uhr einen 49-jährigen Lastwagenfahrer aus Rumänien an der Geestemünder Straße in Niehl an. Der Unbekannte gab sich als Polizeibeamter aus und täuschte eine Kontrolle vor. „Währenddessen wollte er das Bargeld des Fahrers auf seine Echtheit überprüfen“, berichtet Polizeisprecher Groß. Nachdem der 49-Jährige ihm das Geld gegeben hatte, flüchtete der Täter mit der Beute in einem schwarzen Auto. Er soll ein T-Shirt mit der Aufschrift „Polizei“ sowie eine angebliche Polizeimarke getragen haben.
Drei Tage vorher und nur wenige Kilometer weiter machte ein 48-jähriger Lkw-Fahrer aus Belarus Pause auf einem Parkplatz in der Straße Am Molenkopf in Niehl. Gegen 18.45 Uhr stoppten zwei bislang unbekannte Täter in einem dunklen Auto neben ihm und gaben sich als Polizisten aus. Ebenfalls unter dem Vorwand einer Kontrolle fragten sie den Lkw-Fahrer nach seinem Ausweis. „Nachdem der 48-Jährige seine Tasche mit Ausweis und Bargeld ausgehändigt hatte, flüchteten sie mit der Beute“, berichtet Groß. Nach Angaben des Opfers sollen beide Täter eine Kappe mit der Aufschrift „Police“ getragen haben.
Polizei empfiehlt: Immer den Dienstausweis zeigen lassen

Die Vorderseite des offiziellen Dienstausweises der Polizei NRW
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Auch bundesweit scheinen sich die Fälle seit dem Vorjahr zu häufen. In Wolfsburg und auf der A2 bei Helmstedt hatten falsche Zivilpolizisten dreimal Erfolg mit Diebstählen bei fingierten Kontrollen, alle Opfer stammten aus der Ukraine. In Seligenstadt östlich von Frankfurt am Main hielten vor fünf Wochen zwei falsche Zivilpolizisten eine Autofahrerin an und warfen ihr einen Verkehrsverstoß vor. Die Autofahrerin war allerdings eine echte Polizistin. Sie rief ihre Kollegen, die die beiden Männer festnahm.
Doch wie lässt sich eine echte von einer fingierten Kontrolle unterscheiden? Dafür gibt es verschiedene Anzeichen: Baseball-Kappen zum Beispiel trägt die Polizei in NRW grundsätzlich nicht, schon gar nicht mit der Aufschrift „Police“. Schwarze T-Shirts mit einer kleinen Aufschrift „Polizei“ gibt es zwar, sie sind aber eher den Hundertschaften vorbehalten.
Polizei empfiehlt: Lassen Sie sich immer den Dienstausweis zeigen
Polizeisprecher Benno Groß empfiehlt, sich bei einer Polizeikontrolle immer den Dienstausweis zeigen zu lassen, insbesondere dann, wenn der mutmaßliche Polizist nicht uniformiert ist. In NRW ist der Ausweis aus Kunststoff und im Scheckkartenformat. Auf der blauen Vorderseite sind das Landeswappen abgebildet sowie ein Foto und der Name des Beamten oder der Beamtin, außerdem ein Hologramm mit dem Schriftzug „Polizei“. Auf der weißen Rückseite findet sich die individuelle Ausweisnummer und ertastbare Blindenschrift. Auch Kripobeamte haben – zusätzlich zur Kriminalmarke – immer einen Dienstausweis.
Im Zweifel solle man die 110 wählen und fragen, ob tatsächlich gerade ein Einsatz am betreffenden Ort stattfindet, empfiehlt Groß. Beim Verdacht einer vorgetäuschten Kontrolle solle man die Fahrzeugtüren geschlossen halten und die Fensterscheibe nicht vollständig öffnen. „Sollte sich der Sachverhalt nicht aufklären oder es gar zu einem Angriff auf das eigene Fahrzeug kommen, fahren Sie umgehend weg, wählen Sie den Notruf 110 und bleiben Sie mit der Polizei in Verbindung.“