„Das ist unsäglich“Starke Kritik an der Situation der Fußgänger in Köln

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An vielen Stellen in Köln haben Fußgänger auf den Gehwegen kaum Platz. (Symbolbild)

  • Fußgänger haben in vielen Fällen kaum Platz und müssen Slalom um geparkte Autos, abgestellte Fahrräder und E-Scooter laufen.
  • Das muss sich nun endlich ändern – davon ist jedenfalls die Kölner Ortsgruppe des Fachverbands Fußverkehr überzeugt.
  • Wie sich der Verkehr ändern muss, um teils auch gefährliche Situationen zu verhindern, lesen Sie hier.

Köln – Die Verteilung des öffentlichen Raums ist ein vieldiskutiertes Thema in der Stadt. Neue Radwege sollen gebaut, der Nahverkehr ausgebaut werden – und Autofahrer wollen sich zugleich nicht zu sehr einschränken lassen. Ein Verkehrsteilnehmer wird dabei allerdings nur selten beachtet: der Fußgänger. Davon jedenfalls ist der „Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS“ überzeugt, der sich 1985 in Berlin gegründet und seit April auch eine Kölner Ortsgruppe hat.

„Meistens wird nicht differenziert, sondern von Fahrrad- und Fußverkehr in einem gesprochen. Dabei haben Fahrradfahrer und Fußgänger verschiedene Interessen und sind unterschiedlich stark“, sagt Sprecherin Anne Grose. Bisher hätten Fußgänger keine eigene Lobby gehabt.

Kölner Verkehrssituationen sollen überdacht werden

„Das soll sich jetzt endlich ändern“, sagt Grose. Sie steht an der Ecke Simon-Meister-Straße/Kempener Straße an einer Fußgängerampel, die Rot zeigt. Ein perfektes Beispiel für ihr Anliegen: An dieser Ecke müssen Fußgänger den Radweg betreten, um überhaupt die Ampelarmatur berühren zu können. Kommt ein Fahrrad angefahren, müssen die Fußgänger weichen, einen Schritt zurück auf den Gehweg machen.

Sprecherin Anne Grose steht an einer Ampel, an der Fußgänger den Radweg betreten müssen, um überhaupt die Ampelarmatur berühren zu können.

Sprecherin Anne Grose steht an einer Ampel, an der Fußgänger den Radweg betreten müssen, um überhaupt die Ampelarmatur berühren zu können.

„Es gibt in Köln wirklich viele Stellen, an denen man die Verkehrssituation komplett überdenken müsste, damit es nicht zu Konflikten zwischen Auto- und Radfahrern sowie Fußgängern kommt“, sagt Grose. Fußgänger seien für viele jedoch derart selbstverständlich, dass sie bei manchen Planungen nicht mitgedacht würden.

Da helfe auch nicht, dass es in der Stadt seit zwei Jahren einen Fußgängerbeauftragten gibt – denn er ist gleichzeitig der Fahrradbeauftragte. „Wenn man einmal anfängt, sich mit dem Fußverkehr zu beschäftigen, merkt man, wie vielfältig das Thema ist. Man braucht eine ganz bestimmte fachliche Perspektive, die ist in der Abteilung Fahrrad aber nicht gegeben“, so Grose. Und wie wichtig das Thema sei, zeige sich vor allem während der Corona-Pandemie.

Fußgänger haben in vielen Fällen kaum Platz

Fußgänger haben in vielen Fällen kaum Platz, können keinen ausreichenden Abstand zu anderen halten, weil die Gehwege zu schmal sind – häufig wegen geparkten Autos, Werbeständern, Parkautomaten oder abgestellten E-Scootern. Vor allem letztere sieht Anne Grose kritisch: „Die E-Roller werden oft mitten auf dem Gehweg abgestellt, manchmal sogar vom Betreiber selber. Das ist unsäglich.“

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Die Kölner FUSS-Ortsgruppe, die derzeit aus 17 Mitgliedern besteht, fordert allgemein, bei künftigen Verkehrsplanungen in der Stadt mit an den Tisch geholt zu werden. „Dass man zum Beispiel über die Ehrenstraße, die so intensiv von Fußgängern genutzt wird, noch mit dem Auto fahren kann, ist für mich unverständlich. Da muss etwas passieren“, sagt Grose.

Aktuell gingen die Mitglieder der Ortsgruppe durch die Viertel, um Themen zu sammeln, Fotos zu machen und mit den Bezirksbürgermeistern Kontakt aufnehmen. Zudem wollen sie Menschen in der Stadt auf das Thema aufmerksam machen. „Jeder geht zu Fuß, deswegen kann auch jeder etwas dazu sagen“, so Grose. Selbst wenn es bei einigen nur der Weg zum Auto ist.

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