„Make Christmas, not war”Guildo Horn läutet in Köln im Glitzerpullunder die Weihnachtszeit ein

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Guildo Horn bei seinem Auftritt im Kölner Gloria-Theater.

Im Glitzerpullunder kommt Weihnachtsstimmung auf: Guildo Horn bei seinem Konzert im Gloria-Theater.

Im Kölner Gloria beweist Guildo Horn, dass er mit seiner eigenwilligen Art immer noch zu den besten Live-Künstlern zählt.

Weihnachten kann kommen. Guildo Horn und seine Band „Die orthopädischen Strümpfe“ haben am Wochenende in drei ausverkauften Shows im Kölner Gloria-Theater am Neumarkt ihre Fans mit bekannten und neuen Weihnachtssongs auf das heilige Fest eingestimmt. „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Jingle Bells“, „Leise rieselt der Schnee“ und „Kling Glöckchen Klingelingeling“ in der Rockversion durften natürlich genauso wenig fehlen wie der eine oder andere Schlager-Klassiker, den er seit Jahren im Programm hat.

„Ihr seid das beste Publikum, das wir jemals hatten“, erklärte Horn zu Beginn unter lautem Jubel. Um dann zu ergänzen: „Ich sage das jedes Mal. Bisher habe ich allerdings immer gelogen.“

Horn war schon immer egal, was andere über ihn denken

Horn hat bei seinen Auftritten im Gloria einmal mehr gezeigt, dass er zu den besten Live-Künstlern in Deutschland gehört. Mal war er im Engelskostüm auf der Bühne zu sehen, mal im hautengen Glitzerpullunder, mal im Nikolausoutfit und mal – auch das gehört zu einem normalen Horn-Konzert dazu – ganz ohne Oberteil. Horn war schon immer egal, was andere über ihn denken. Beziehungsweise – um es konkreter zu formulieren – mit seinem provozierenden Erscheinungsbild sorgt er gerne für Aufsehen. Die einen lieben ihn, die anderen können mit ihm und seiner Musik nichts anfangen. Dazwischen gibt es wenig.

Alles zum Thema Eurovision Song Contest

Das war schon immer so. Schon 1998, als Horn deutschlandweit bekannt geworden war, als er mit „Guildo hat euch lieb!“ beim Eurovision Song Contest in Birmingham antrat und mit seinem Auftreten heftige Diskussionen ausgelöst hatte. Einige Boulevardmedien fragten in riesigen Buchstaben auf der Titelseite, ob dieser Mann wirklich für Deutschland antreten dürfe? Ja, er durfte. Und er revolutionierte mit seiner extravaganten Show den angestaubten Wettbewerb. Am Ende belegte er Rang sieben – nur wenige deutsche Künstlerinnen und Künstler erreichten eine bessere Platzierung.

Ein eigenwilliger Nikolaus sorgt im Kölner Gloria für Weihnachtsstimmung

Genau 25 Jahre ist das nun her. Der Hype ist abgeebbt. Die Zeiten, als die Paparazzi ihn verfolgt haben, sind vorbei. In Köln allerdings kann sich Horn, der im echten Leben Horst Köhler heißt, auf eine stabile Fanbasis verlassen, die über Jahrzehnte gewachsen ist. Bereits vor seinem spektakulären Grand-Prix-Auftritt war der heute 60-Jährige im Rock- und Indieclub „Luxor“ in der Nähe des Barbarossaplatzes jeden Sonntagabend auf der Bühne, um seine „Horndienste“ zu feiern, die damals noch unter dem Titel „Kreuzzug der Zärtlichkeit“ liefen.

Einige Songs aus jener Zeit hatte Horn auch an diesem Wochenende bei seinen Weihnachtskonzerten noch im Repertoire. Die Fans, viele von ihnen standesgemäß in hässlichen Weihnachtspullovern, mit Lichterketten und Nikolausmütze gekleidet, feierten Horns besondere Interpretation eines Weihnachtskonzerts. Mal ganz leise und nachdenklich. Mal laut und nachdrücklich. Mal verrückt, mal klassisch. Eine Botschaft hatte er extra auf ein großes Plakat geschrieben: „Make Christmas, not war“ – macht Weihnachten, keinen Krieg.

Und ganz am Ende, nach über zweieinhalb Stunden und drei Zugaben, kam dann auch noch der Klassiker, den er von Roy Black übernommen hat. Als es ruhig wurde und die Stimmung ins Melancholische wechselte, stimmte Horn den Song an, der intensiver Weihnachtsstimmung verbreitet, als jedes andere Lied, das er an diesem Abend vorgetragen hatte: „Weihnachten, Weihnachten bin ich zuhaus, wenn auch nur im Traum. Weihnachten steh’ ich bei Mutter zu Hause unter dem Tannenbaum.“

Ein sentimentales Stück aus dem Jahr 1968. Horn hatte sich zu diesem Zeitpunkt einen roten Mantel übergeworfen. Er sah aus wie der Nikolaus höchstpersönlich. Nur ohne weißen Rauschebart. Danach war Schluss. Weihnachten kann kommen.

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