Müssen OPs im Sommer verschoben werden?Kölner Kliniken haben kaum noch Blutreserven

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Blutkonserven

Die Blutkonserven werden knapp in Köln.

Köln – Kurz vor den Sommerferien schlagen Krankenhäuser und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Alarm: In Köln fehlen Blutkonserven in großer Zahl. In den städtischen Kliniken ist die Zahl der Blutspenden, die für geplante und Not-Operationen gebraucht werden, um etwa die Hälfte zurückgegangen. „Wir haben an normalen Werktagen in der Regel 80 bis 120 Blutspender“, sagt Horst Kierdorf, Direktor der Kliniken. „Schon jetzt haben wir aber im Moment nur 40 bis 50 Spender am Tag. Wenn davon noch – wie üblich – in den Sommerferien ein Drittel wegfällt, wird es sehr ernst.“ Die Reserven in den Kühlschränken sind so gut wie leer, derzeit können nur noch die Spenden verabreicht werden, die kurz zuvor abgegeben wurden.

Auch beim DRK, das etwa drei Viertel aller Spenden in Nordrhein-Westfalen sammelt, sind die Zahlen in den vergangenen Wochen stark eingebrochen. Die Krankenhäuser, die das DRK beliefert, bekommen derzeit – je nach Blutgruppe – bis zu 50 Prozent weniger als die bestellte Menge, sagt Sprecher Stephan Küpper. Zum Beispiel bei der ohnehin seltensten Blutgruppe 0 negativ. Wenn etwa die Uniklinik zehn Konserven bestellt, können nur noch fünf geliefert werden, bei A negativ sind die Liefermengen um 41 Prozent zurückgegangen, bei B negativ um 36 Prozent. Von den täglich etwa 2500 Spendern in NRW sind zum Beispiel am vergangenen Mittwoch nur gut 1700 geblieben – ein Rückgang von 29 Prozent. Das DRK führt den Rückgang unter anderem auf die Corona-Lockerungen zurück. Viele Menschen könnten wieder mehr in ihrer Freizeit unternehmen, sodass die Blutspende keine hohe Priorität mehr genieße.

Bis zu 80 Konserven für einen Patienten

Der Bedarf ist derzeit aber so hoch wie lange nicht. Seit kurzer Zeit werden in den Kliniken die zur Hochzeit der Pandemie vertagten geplanten Eingriffe nachgeholt. Dafür wird permanent frisches Blut gebraucht. „Für manche Operationen müssen wir bis zu fünf Konserven im Voraus zur Verfügung stellen. Diese Mengen können wir für die anderen Eingriffe nicht einplanen“, sagt Kierdorf. „Man jongliert da schon.“ Dazu kommen die eiligen Operationen etwa von Verkehrsunfallopfern – auch deren Zahl ist mit dem Ende des harten Lockdowns wieder gestiegen. „Seit Ende Mai gibt es wieder mehr schwer Verletzte nach Verkehrsunfällen, meistens Motorradfahrer“, sagt Kierdorf. Der Blutbedarf bei Unfallopfern ist dabei besonders hoch. „Ein einziger schwer verletzter Patient allein kann – zum Beispiel nach einem Autounfall – schon mal bis zu 80 Blutkonserven brauchen. Deshalb brauchen wir dringend eine Reserve“, sagt Kierdorf.

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In dieser Reserve sollten in Krankenhäusern der Größenordnung Merheim oder Holweide 100 bis 120 Konserven liegen, meint Kierdorf. Im Moment seien es aber nur noch 50 bis 60. „Zum jetzigen Zeitpunkt bekommen wir es noch geregelt. Wenn sich die Situation in den Ferien wie üblich verschlechtert, müssen wir bei Ereignissen mit mehreren Schwerverletzten geplante Operationen verschieben, bis wir wieder genügend Blut haben“, warnt Kierdorf. Für eine solche Lage mit vielen Verletzten könne man zwar grundsätzlich keinen Vorrat anlegen. Pläne, wonach die Kliniken in Notlagen von eigenem Personal oder bei Feuerwehr und Polizei Spenden bekommen, liegen aber in den Schubladen. „In dem Fall müssten wir schnell auch die elektiven Eingriffe zurückfahren“, sagt Kierdorf. Normalerweise kann eine Blutkonserve bis zu 42 Tage aufbewahrt werden. Dieser Zeitraum wird im Moment aber nicht mehr erreicht, weil vorher alle Bestände verbraucht werden.

Spenden können abgegeben werden in der Uniklinik, im Klinikum Merheim, im Spendezentrum der Städtischen Kliniken in der Breite Straße 2-4 und beim DRK, Neumarkt 1D. Terminvergabe online möglich, auch für mobile Angebote vor Ort. www.blutspende.jetzt

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