Ordensfrauen gewürdigtLetzte Schwestern verlassen Wohnstift in Neubrück

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Schwester Josefa Gruber beim Pontifikalamt in der Elisabeth-Kapelle.

Schwester Josefa Gruber beim Pontifikalamt in der Elisabeth-Kapelle.

Neubrück – Schwester Josefa verlässt das Deutschordens-Wohnstift Konrad Adenauer mit gemischten Gefühlen. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn hier habe ich auch ein Stück Heimat gehabt.“ Trotzdem freut sie sich über die Rückkehr in ihr Südtiroler Mutterhaus, auf ihre Angehörigen und die Berge.

Vor mehr als 40 Jahren wurden die Deutschordens-Schwestern nach Köln ausgesandt, um das Ordensmotto „Helfen und Heilen“ in der Pflegeeinrichtung umzusetzen, nun geht mit der Verabschiedung der vier verbliebenen Schwestern Josefa Gruber, Cordula Brothun, Hildegard Kuchlbauer und Kunigunde Nöbauer eine Ära zu Ende.

Mutterhäuser in Südtirol und Passau

In der Pflegeleitung und im sozialen Dienst haben sie das Leben im Wohnstift maßgeblich geprägt, viele Bewohner begleiteten sie in ihrer letzten Stunde, ihre pragmatische, lebensbejahende Art haben sie sich durch die Jahre bewahrt.

Ein Engagement bis über das Rentenalter hinaus liegt hinter ihnen, in ihren Mutterhäusern in Südtirol und Passau werden sie kein typisches Ruhestandsdasein führen – eine Rückbesinnung auf sich selbst wird ihnen dennoch möglich sein. „Ihr wart hier die ersten im Hause, als es auch nur annähernd bezugsfertig war“, weiß Diakon Winfried Müller über die Anfänge der beherzten Schwestern im Wohnstift.

„Diese Frauen haben mehr als ihre Schuldigkeit getan“

Seine Rede beim feierlichen Pontifikalamt in der Elisabethkapelle ist eine Verbeugung, in jedem seiner Worte schwingt Hochachtung mit. „Über 40 Jahre miteinander arbeiten und beten verlangt Hingabe,“ sagt er zum Miteinander der Ordensschwestern.

Frank Bayard, Generalabt und 66. Hochmeister des Deutschen Ordens, ist aus Wien angereist, um die Leistung der Frauen zu würdigen. Von ihrem „zupackenden“ Dienst am Menschen spricht er, der Orden sei kein kontemplativer Ort, an den man sich zurückziehen und meditieren könne. „Diese Frauen haben mehr als ihre Schuldigkeit getan“, betont er, „immer wieder haben sie sich hineingewagt ins pralle Leben.“

Seinen Ursprung führt der Deutsche Orden auf ein während des Dritten Kreuzzuges eingerichtetes Hospital vor Akkon zurück. Aus Bremen und Lübeck stammten die Bürger, die sich um die Verletzten im Zeltlager kümmerten. Ihre Schiffsreise in das ferne Land liefert den roten Faden, der sich durch die Abschiedsveranstaltung für die Ordensschwestern zieht. Mehrmals bezieht sich Generalabt Frank Bayard auf das Boot, in dem alle gemeinsam säßen, in den Reden der Ordensschwestern steht die Besteigung eines Schiffes als Sinnbild für den Antritt ihrer Rückreise.

„Ich bin mit 15 in den Orden eingetreten“, erzählt Schwester Kunigunde stolz, von ihrer Berufung ist sie, wie auch ihre Mitstreiterinnen, bis heute durchdrungen. Mit Schwester Hildegard und Schwester Cordula geht sie in ihr Passauer Mutterhaus. Für Schwester Cordula, die eigentlich aus Nippes kommt und des Ordens wegen nach Bayern zog, verwischen sich die Heimatverhältnisse vollends.

Generalabt Frank Bayard spricht beim Pontifikalamt in der Elisabeth-Kapelle über die Leistungen der Deutschordens-Schwestern Hildegard Kuchlbauer, Schwester Josefa Gruber, Schwester Kunigunde Nöbauer und Schwester Cordula Brothun (v. li.)

Generalabt Frank Bayard spricht beim Pontifikalamt in der Elisabeth-Kapelle über die Leistungen der Deutschordens-Schwestern Hildegard Kuchlbauer, Schwester Josefa Gruber, Schwester Kunigunde Nöbauer und Schwester Cordula Brothun (v. li.)

Guten Mutes sind alle vier Frauen - der Abschied durch die zahlreich erschienenen Ordensbrüder- und schwestern, das Heim-Personal und die Bewohner rührt sie sichtlich. Zwar gibt es ihren Konvent im Deutschordens-Wohnstift Konrad Adenauer künftig nicht mehr, der besondere Geist, den die insgesamt 19 nach Neubrück gesandten Schwestern hinterlassen, wird noch lange nachhallen.

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