Weil er nicht auf den Colonius durfteMann droht mit Macheten-Attentat in Kölner Büro

Lesezeit 3 Minuten
MDS-KSTA-2019-04-01-71-145634404

Der Fernsehturm Colonius

Köln – Im Architektenbüro, das sich unten im Colonius am Inneren Grüngürtel befindet, passiert es schon mal, dass Leute hereinkommen und sich erkundigen, ob man auf den Fernmeldeturm hinauffahren kann, was nicht mehr möglich ist. Auch Vlado M. (41, Name geändert) erschien dort eines Tages – und schaute dann immer wieder vorbei. Die Art, wie er sich dabei aufführte, brachte ihm eine Anzeige nach der anderen ein. Seit Mittwoch wird ihm vor dem Landgericht der Prozess gemacht – wegen Bedrohung und Verstoßes gegen das Gewaltschutzgesetz. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er wegen einer paranoiden Schizophrenie vermindert schuldfähig ist. Er ist bereits in der Psychiatrie untergebracht.

Der 52-jährige Leiter des Büros schilderte ausführlich die Begegnungen mit dem Angeklagten, der sich nicht mit der Auskunft habe zufrieden geben wollen, dass man nicht auf den Turm hinauffahren kann. Vlado M. kam ein ums andere Mal zurück, auch dann noch, als ihm eine Einstweilige Verfügung untersagte, dem Büro näher als 20 Meter zu kommen. Zum ersten Mal hatte der Architekt im März 2018 Anzeige erstattet; da hatte der Angeklagte ihm einen Schlag gegen die Brust versetzt.

Der Angeklagte betrat mit einer Machete das Büro

Besonders gefährlich schien eine Situation im Mai 2018: Vlado M. betrat das Büro mit einer Machete, hielt sie sich an den Hals und drohte: „Ich steche euch das Messer in den Kopf.“ Der Zeuge sagte dazu: „Ich war geschockt, wir waren wie erstarrt“. Ein anderes Mal soll der Angeklagte ein Feuerchen am Treppenabgang gelegt haben.

Schwer ist zu erklären, warum sich Vlado M. auf das Büro fixiert hatte. Nach seinen Angaben machte er die erste große Krise durch, nachdem er 2001 unter dem Eindruck des Kosovokriegs aus Serbien nach Deutschland gekommen war. Wegen paranoider Zustände begab er sich freiwillig in psychiatrische Behandlung. „Es ist gut ausgegangen“, sagt er.

Jahrelang arbeitet er als Friseur. Die Ehe mit einer Frau, die er nach einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit einem Mann geschlossen hatte, zerbrach. Dann verlor er seine Arbeit, Mietrückstände häuften sich; er nahm verstärkt Drogen. All das scheint ihn wieder aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben.

Immer wieder kam der Mann zum Colonius

Zu allem Überfluss traf eine extrem hohe Stromrechnung ein: 4600 Euro. Kombinierte er nun wahnhaft, dass die Telekom damit zu tun haben könnte, und suchte deshalb den Colonius auf? Oder kam er auf den Fernmeldeturm, weil der Name der Hausverwaltung auf ihn hinzuweisen schien? Möglich ist auch, dass er glaubte, die Funkwellen des Turms hätten mit den Stimmengeräuschen zu tun, die er zu hören meinte. „Ich verstehe nicht, was ich gemacht habe“, sagte er.

„Es war ein großer Fehler, dass ich ins Büro gegangen bin und Menschen was Böses tun wollte.“ Allerdings habe er die Machete allein zur Dekoration gekauft und nicht, um sie als Waffe zu gebrauchen.

Der Prozess ist auf vier Verhandlungstage angelegt.

KStA abonnieren