Die Ausstellung wird in der Begegnungs- und Beratungsstelle der Initiative „Keupstraße ist überall“ gezeigt. Die Stätte braucht finanzielle Unterstützung.
Finanzierung unsicherMinisterin Paul besucht Ausstellung zum NSU-Anschlag auf der Keupstraße

NRW-Ministerin Josefine Paul mit den beiden Betroffenen des Anschlags Kemal Gündogan und Muhammet Ayazgün.
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„Es ist wichtig und notwendig, dass hier weiter Erinnerungsarbeit geleistet werden kann“, sagte NRW-Ministerin Josefine Paul, als sie am Freitag die Ausstellung „Von der Nagelbombe bis zum Mahnmal – 21 Jahre danach“ besuchte. Gezeigt wird sie in der Begegnungs- und Beratungsstelle, die die Initiative „Keupstraße ist überall“ im November 2023 gegründet. Nur noch bis Ende dieses Jahres ist gesichert, dass die Schau, die an den Nagelbombenanschlag am 9. Juni 2004 erinnert, dort, in der Mülheimer Schanzenstraße, gezeigt werden kann.
Damit die Stätte erhalten werden kann, braucht es dringend finanzielle Unterstützung. Ministerin Paul konnte nichts konkret versprechen, ließ aber keinen Zweifel daran, für wie wichtig sie den Ort hält, der „Opfern und Überlebenden eine Stimme gibt“ und dazu bringe, sich auch „mit den dunklen Seiten unsere Geschichte“ auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit der Stadt Köln gelte es, über eine Lösung nachzudenken.
Bürgermeisterin Karadag verweist auf Haushaltssperre
Die Stadt war durch Bürgermeisterin Derya Karadag vertreten. Auch sie betonte die Bedeutung der Stätte, die Erinnerungs-, Lern- und Beratungsort in einem ist. „Ich bin hier, weil ich dem Projekt zur Seite stehen möchte“, sagte sie, verwies aber zugleich auf die Haushaltssperre. Bei der Führung durch die Ausstellung wurden Paul und Karadag von einer Gruppe begleitet, zu der zwei Betroffene der Tat gehörten: Muhammet Ayazgün und Kemal Gündogan.
Bei dem Anschlag wurden 22 Menschen verletzt, viele von ihnen schwer. Das Attentat in der Straße, in der besonders viele türkischstämmige Menschen leben und arbeiten, ging auf das Konto der rechtsterroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Doch die Ermittlungsbehörden vermuteten die Täter lange im Umfeld der Opfer.
Ausstellung wurde von Schülern und Lehrern der IGIS Gesamtschule konzipiert
Erst als sich der NSU 2011 in einem Bekennervideo selbst enttarnte, wurde klar, dass der Anschlag rassistisch motiviert war. So wie auch die anderen Verbrechen, die Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe begingen. Von 2000 bis 2007 brachten sie neun Migranten und eine Polizistin um, verübten 43 Mordversuche und drei Anschläge, zwei davon in Köln. Denn bereits im Januar 2001 führten sie in der Probsteigasse eine Explosion herbei, durch die eine Deutsch-Iranerin schwer verletzt wurde.
Konzipiert worden ist die Schau zusammen mit Schülern und Lehrern der IGIS Gesamtschule als „außerschulischer Erinnerungs- und Lernort“ – für andere Schüler und Schülerinnen, Studierende und alle, die sich mit dem Anschlag und rechtsextremer Gewalt auseinandersetzen wollen. An einer Wand können die Besucher Zettel mit Kommentaren hinterlassen. „Das Verhör der Polizei war die 2. Bombe“, ist da zum Beispiel zu lesen oder schlicht: „Stoppt Rassismus!“
Die Ausstellung in der Begegnungs- und Beratungsstelle, Schanzenstraße 22, ist bis zum 21. Dezember 2025 zu sehen, montags und mittwochs von 10 bis 15 Uhr nach Voranmeldung, auf Anfrage auch an anderen Tagen. Kontakt per E-Mail an ueberall@keupstrasse-ist-ueberall.de oder telefonisch unter 0152/2266 2155.

