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DrogengeschäfteKölner Hells-Angels-Mitglieder nach Schüssen auf Brüderpaar angeklagt

Lesezeit 3 Minuten

Mehrere Hells Angels wurden angeklagt.

Köln – Lebensgefährliche Verletzungen erlitt der Inhaber eines Kiosks in der Hochhaussiedlung Kölnberg, als in einer Nacht im Juni 2015 auf ihn geschossen wurde. Bei der Schießerei verletzt wurden auch sein Bruder und seine Mutter. Auf unterschiedliche Art an der Tat beteiligt gewesen sein sollen die acht Männer, die sich von diesem Montag an vor der 4. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts verantworten müssen.

Dreien von ihnen wirft die Staatsanwaltschaft versuchten Mord vor. Sie hätten die Absicht gehabt, die beiden Brüder für ihre Einmischung in Drogengeschäfte abzustrafen. Geschäfte des Kölner Charters der „Hells Angels“, eines lokalen Ablegers, der seit 2012 verboten ist. Deshalb wird den Beschuldigten auch die Mitgliedschaft beziehungsweise die Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zur Last gelegt.

Anklageschrift ist lang

Die Anklageschrift listet verschiedene, nach ihrer Auffassung typische, illegale Aktivitäten eines Rockerclubs auf, beispielsweise die Bekämpfung rivalisierender Gruppen, Schutzgelderpressungen und die Einschüchterung von Personen durch Schüsse auf Wohn- und Geschäftsräume.

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Der Prozess steht in engem Zusammenhang mit einer weiteren Hauptverhandlung, die bereits am vorigen Dienstag vor der 8. Großen Hilfsstrafkammer des Landgerichts begonnen hat, denn Angeklagte aus beiden Verfahren sollen zusammen an der Bildung jenes eigenständigen Kölner Charters beteiligt gewesen sein.

In dem anderen Rocker-Prozess geht es darüber hinaus vor allem um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Den beiden Mammutprozessen gemeinsam ist auch, dass an allen Verhandlungstagen verschärfte Sicherheitsvorschriften gelten. Dazu gehört, dass die Zuschauer vor den Sitzungssälen streng kontrolliert werden.

Rocker-Westen im Gerichtssaal verboten

Überdies hat der Präsident des Landgerichts angeordnet, dass an allen Sitzungstagen im gesamten Justizzentrum keine Kutten getragen werden, die die Zugehörigkeit zu einem Motorradclub bekräftigen. Demjenigen, der trotzdem eine der Westen anhat, wird der Zutritt zum Gebäude an der Luxemburger Straße verwehrt.

Zur Begründung des Verbots äußert sich Gerichtssprecher Jan W. Orth so: „Jegliche Symbolik für eine angebliche Machtposition oder zur Untermauerung einer bestärkenden Gruppenzugehörigkeit gemünzt auf ein bestimmtes Strafverfahren sind im Haus der Justiz fehl am Platz.“ Also viel Arbeit für all jene, die die Personenkontrollen vornehmen und das Kuttenverbot überwachen müssen, denn der bereits begonnene Prozess ist auf 49 Tage angelegt und der zweite sogar auf 61.

Wachsende Clubs

Die Zahl der Rocker hat sich in NRW nach Angaben des Landeskriminalamts von 2010 bis Februar 2017 ungefähr vervierfacht. Die Mitgliederzahl der Motorclubs ist demnach von 520 auf etwa 2100 gestiegen. Die meisten Mitglieder haben die Bandidos (775). Dahinter rangieren das Gremium MC (415), die Freeway Riders (355) und die Hells Angels (338).

Seit Mitte März dieses Jahres dürfen Mitglieder von Rockergruppen wie den Hells Angels und den Bandidos keinerlei Abzeichen ihrer Gruppierungen mehr auf ihren Kutten tragen. NRW werde das bundesweit in Kraft getretene vereinsrechtliche Verbot von Rocker-Symbolen konsequent durchsetzen, so Innenminister Ralf Jäger (SPD) . Die Symbole seien „Ausdruck der Verachtung dieser kriminellen Szene für den Staat und seine Institutionen“. (cs)