„Draussenseiter macht Schule“ will Kindern vermitteln, wie es ist, in Köln obdachlos zu sein. Es versteht sich auch als präventives Projekt.
Spenden werden verdoppeltKölner Obdachlose erzählen Schülern aus ihrem Leben

Christina Bacher (Draussenseiter) und Oliver (Stadtführer der Oase) beim Auftakt von Draussenseiter macht Schule
Copyright: Draussenseiter/ Christina Bacher
Der Verein für Obdachlose „Oase“ und das Straßenmagazin „Draussenseiter“ starten im November das Projekt „Draussenseiter macht Schule“. In direkten Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern sprechen (ehemals) wohnungslose oder obdachlose Menschen darüber, wie es ist „Platte zu machen“, erzählen den Schülerinnen und Schülern aus ihrem Leben und klären darüber auf, welche Hilfsmöglichkeiten es in Köln gibt. Ziel ist es nicht nur, über Obdachlosigkeit in Köln aufzuklären. „Es ist auch ein präventives Projekt. Armut betrifft längst auch Familien. Je besser man sich mit dem Hilfssystem in der eigenen Stadt auskennt, desto besser kann man sich und Freunden helfen, wenn man selbst in eine prekäre Situation gerät“, sagt Christina Bacher, die das Schulprojekt leitet.
Die Bethe-Stiftung unterstützt das Projekt mit einer Spendenverdopplungsaktion. Alle Spenden zur Finanzierung des Projekts werden drei Monate lang, vom 1. November 2025 bis zum 31. Januar 2026, bis zu einem Betrag von 4000 Euro verdoppelt.
Großes Interesse an Projekt von Schulen
Für Klassen zwischen der 4. und der 13. Klasse habe man je nach Alter verschiedene Module entwickelt, die je nach Wunsch direkt im Klassenraum, bei einem Stadtrundgang oder gleich während einer gesamten Projektwoche umgesetzt werden können. „Im Prinzip ist es ein Folgeprojekt der sozialen Stadtführungen, die wir bereits seit 15 Jahren anbieten“, so Bacher. Schon bei den Stadtführungen, bei denen Wohnungslose Einblick in das Leben auf der Straße bieten, habe es bereits häufig Anfragen von Schülerinnen und Schülern oder ganzen Schulklassen gegeben. „Dadurch entstand die Idee.“
Am Donnerstag startete das Projekt in der vierten Klasse der Grundschule Garthestraße in Köln-Riehl. Nach einer gemeinsamen Lesung aus dem Kinderbuch „Toni träumt“ von Bacher, in dem es um Freundschaft und Obdachlosigkeit geht, stellte sich der ehemalige Wohnungslose und Straßenseiter-Verkäufer Oliver den Fragen der Kinder.
Aus welchen Gründen wird man obdachlos? Was ist der Unterschied zur Wohnungslosigkeit? Wo findet man Essen, wenn man kein Geld hat? Und wie erhält man Post, ohne Anschrift? All das waren Fragen, die die Schülerinnen und Schüler Oliver stellten. „Viele Kinder haben nicht die Berührungsängste, die Erwachsene manchmal haben. Sie haben Oliver regelrecht ausgequetscht und waren mit großem Interesse dabei.“
Bacher hofft, durch die Spendenaktion das Projekt verstetigen zu können. Bereits jetzt sei das Interesse hoch, fünf weitere Schulen hätten bereits Interesse angemeldet. „Uns ist es wichtig, nicht nur über Obdachlose, sondern auch mit ihnen zu sprechen, sodass Kinder ihre Fragen direkt stellen können“, sagt sie.
Alle Informationen zur Spendenaktion unter oase-koeln.de/schulprojekt

