Prozess in KölnRocker-Paar soll Geschäftsmann um eine halbe Million geprellt haben

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Der Anführer der Kölner „Bandidos“ (2.v.l.) und dessen Ehefrau (r.) im Landgericht.

  • Aykut Ö. und seine Ehefrau Michelle Ö. sollen einen einen Schweizer Geschäftsmann geprellt haben – um mehr als eine halbe Million Euro.
  • Mit dem Vorwand einer gemeinsamen Schwangerschaft soll Michelle Ö. den Schweizer zu Zahlungen gebracht haben, die dem Paar einen luxoriösen Lebensstil ermöglichten.
  • Nun wurde die Anklage vor dem Kölner Landgericht verlesen.

Köln – Um mehr als eine halbe Million Euro sollen der ehemalige Präsident der Rockergruppe „Bandidos MC Cologne“ Aykut Ö. und seine Ehefrau Michelle Ö. einen Schweizer Geschäftsmann geprellt haben. Am Dienstag hat vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen das Paar begonnen, dem auch weitere Taten zur Last gelegt werden. Noch haben sich der 33-Jährige und seine vier Jahre ältere Frau nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Die Anklage: 2002 lernte Michelle Ö. jenen Schweizer kennen. Der Geschäftsmann erwies sich als großzügig, bezahlte zum Beispiel gemeinsame Reisen und gab ihr eine hohe Summe, damit sie ein Kosmetikgeschäft eröffnen konnte. Dass sie mit Aykut Ö. liiert war und ihn dann heiratete, verschwieg sie ihm. Im März 2017 teilte sie dem Mann mit, sie erwarte Zwillinge von ihm; in Wirklichkeit war sie von Aykut Ö. schwanger. Die Lüge diente dazu, den Schweizer zu weiteren Zahlungen zu bewegen; das Geld diente der „Finanzierung des exklusiven Lebensstils der Eheleute“, so der Staatsanwalt.

Geschäftsmann um mehr als eine halbe Millionen Euro betrogen

Schließlich machte Michelle Ö. ihrem Geliebten weis, sie habe im Kölner Zollhafen eine 140 Quadratmeter große Eigentumswohnung gefunden; der Kauf würde ihr und den Kindern eine „Existenzgrundlage“ verschaffen. Der Schweizer überwies zunächst 150.000 Euro, anschließende weitere Beträge, zum Schluss auch für den Unterhalt der Kinder. Insgesamt soll das Ehepaar den Geschäftsmann um mehr als 520.000 Euro betrogen haben.

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Weitere Anklagepunkte: Am 4. Januar 2019 trafen sich Aykut Ö. und ein Mitglied der rivalisierende Rockergruppierung „Hells Angels“ zufällig im Büro eines Steuerberaters in der Nähe des Hauptbahnhofs und gerieten aneinander. Der Streit verlagerte sich auf die Straße, wo beide Männer aufeinander schossen. In zwei Fällen versuchten die Eheleute, Falschgeld in Umlauf zu bringen: Bei Einzahlungen in Banken in der Innenstadt und in Kalk fiel auf, dass 500-Euro-Scheine nicht echt zu sein schienen – was die Prüfung durch die Deutsche Bundesbank bestätigte.

Urkundenfälschung bei Verkauf einer Shisha-Bar

Nach einem Einbruch in der Wohnung des Ehepaars in Erftstadt im Jahr 2016 gab es in der Schadensaufstellung an, unter anderem sei eine 10.800 Euro teure Armbanduhr gestohlen worden; nach einem Vergleich mit der Versicherung vor dem Kölner Landgericht flossen 6000 Euro. So weit Teile der Anklage. In anderen Fällen geht es um Urkundenfälschung im Zusammenhang mit dem Verkauf einer Shisha-Bar sowie darum, dass Aykut Ö. Zeugen zu Falschaussagen in Strafprozessen angestiftet haben soll.

In einer zweiten Anklageschrift wird allein ihm vorgeworfen, im Februar 2018 an einem Raubüberfall auf einen Rösrather Juwelier beteiligt gewesen zu sein. Dieser Fall soll nun als Erstes aufklärt werden. Weil Michelle Ö., die anders als ihr Mann nicht in Untersuchungshaft sitzt, dabei keine Rolle spielt, darf sie während dieser Verhandlungstage fernbleiben, um sich um ihr jüngstes Kind kümmern zu können. Für den Prozess sind 29 Verhandlungstage vorgesehen.

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