Ende des LockdownsWie sich ein Kölner Restaurant auf die Eröffnung vorbereitet

Lesezeit 3 Minuten
„Alfredo“-Inhaber Roberto Carturan und seine Frau Susanne stellen die Tische so um, dass die Mindestabstände eingehalten werden.

„Alfredo“-Inhaber Roberto Carturan und seine Frau Susanne stellen die Tische so um, dass die Mindestabstände eingehalten werden.

  • Am Montag öffnet das Kölner Restaurant „Alfredo“ wie viele andere wieder seine Pforten für hungrige Gäste.
  • Für „Alfredo“-Inhaber Roberto Carturan und seine Frau Susanne eine große Chance, aber auch eine Herausforderung.
  • Wie sie die Mindestabstände einhalten wollen und worauf sie sonst noch achten müssen.

Köln – „Der Gast soll hier ein gutes Gefühl haben, egal, wie er über Corona und die Krise denkt“, sagt Roberto Carturan, Inhaber und Chefkoch des Restaurants Alfredo in der Innenstadt, das seit vielen Jahren mit einem Michelin-Stern dekoriert ist. Deshalb herrscht schon am Freitag nachmittag geschäftiges Treiben in den Gasträumen an der Nord-Süd-Fahrt.

Carturan und seine Frau Susanne verschieben Tische und versuchen herauszufinden, wie viele Gäste unter Einhaltung der Abstandsregeln bedient werden können. Der große Einkauf nach acht Wochen Shut-down ist erledigt, in der Küche schmurgeln Fonds auf dem Herd, der Patissier werkelt an Eis und Pralinen, im Restaurant wird Staub gewischt und erste Tische werden eingedeckt. „Melanie, an Käse und Kaffee müssen wir auch denken“, ruft Carturan einer Angestellten zu. Das Team wirkt eingespielt und routiniert, der Maitre ist entspannt: „Es ist ein bisschen wie nach den drei Wochen Sommerpause, die wir normalerweise machen.“

Schon viele Tische reserviert

Zahlreiche Stammgäste hätten sich bereits gemeldet und Tische reserviert. „Die haben uns vermisst und wollen uns unterstützen“, freut sich Carturan, auch wenn er eine gewisse Unsicherheit spürt. „Das wichtigste wird sein, die Abstände einzuhalten“, alles andere werde sich dann zeigen. Viele Fragen würden nicht eindeutig geklärt, weder vom Land noch vom Gaststättenverband.

Wenn ein Gast mit zwei Freunden vorbeikommen wolle, also drei Personen aus drei Haushalten, dürfe er das oder nicht? Normalerweise hat sein Restaurant 40 Plätze. „Ich habe ja eher viel Raum zwischen den Tischen, deshalb werde ich wohl 20 Plätze einrichten können. Da haben die Kollegen etwa vom Le Moissonnier wohl größere Probleme“, sagt der Gastronom. In dem Zwei-Sterne-Restaurant an der Krefelder Straße stünden die Tische enger, da würden wahrscheinlich nur ein Drittel der Plätze zur Verfügung stehen. Das geht natürlich auf Kosten des Umsatzes. Was das betrifft, könne dieses Jahr kein Gutes mehr werden. Man müsse ums Überleben kämpfen. Wichtig sei es, die acht Arbeitsplätze zu sichern.

„Wir haben ein tolles Team, und das soll auch so bleiben.“ Carturan überlegt, ob er nicht zumindest abends zwei Durchgänge anbieten sollte. „Eigentlich bin ich kein Freund davon, aber ich hoffe auf das Verständnis der Gäste.“ Wer um 18 Uhr einen Tisch reserviere, müsse dann eben nach dem Essen den Tisch räumen, damit der um 20 oder 20.30 Uhr erneut belegt werden könne. „Wir müssen das einfach ausprobieren, flexibel sein und mit den Gästen darüber reden.“

Kein Tourismus

Wie zahlreich die überhaupt kommen, sei abzuwarten. „Der Tourismus, und damit auch der Gourmet-Tourismus, findet gerade nicht statt“, sagt Carturan, alle Messen würden bis auf weiteres ausfallen, auch geschäftliche Meetings würden kaum stattfinden. „Wir werden sehen. Und das Beste draus machen.“ Noch besseres Essen etwa, denn die Krise habe auch gute Seiten. „Wer viel Zeit hat, hat auch Zeit für Ideen.“

Und die will der Koch jetzt umsetzen. „Ich bin ja eher konservativ, was das betrifft, aber es gibt noch die eine oder andere Schraube, an der man drehen kann.“ Auch beeinflusst durch seinen Sohn, der Weinbau studiert, habe er sich viel mit Nachhaltigkeit beschäftigt. Carturan will etwa die Zusammenarbeit mit einem bio-dynamischen Gemüselieferanten aus Italien ausbauen.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Die Produkte von dem schmecken ganz anders, unglaublich.“ Tolle Produkte gepaart mit noch mehr Präzision in der Küche – ein gutes Argument, auch in Krisenzeiten Essen zu gehen. Und wer einmal Carturans legendären Entensugo probiert hat, der wird so oder so wiederkommen.

Ristorante Alfredo, Tunisstraße 3, geöffnet Mo–Fr von 12 bis 15 Uhr und 18 bis 23.40 Uhr,Tel. 0221-25 77 380. www.ristorante-alfredo.com

KStA abonnieren