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Kölner Musikerin Hiheme vor Album-Release„Ich bezeichne mich als multidimensionales Wesen“

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau in bunter Kleidung lacht vor einem roten Hintergrund in die Kamera.

Die Kölnerin Hiheme veröffentlicht am 14. April ihr neues Album.

Die Kölner Musikerin Hiheme ist im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig abgespacet. Am 14. April erscheint ihr neues Album „Game Changer“.

„In der Psychiatrie würde man sagen: Die ist einfach nur geisteskrank“, sagt Hiheme über sich selbst. Die Kölner Sängerin bezeichnet sich selbst als multidimensionales Wesen. „Ich habe nicht nur dieses Leben, sondern viele verschiedene Leben“, sagt sie und klingt dabei nicht so weltfremd, wie es im ersten Moment scheinen mag. Auch habe Hiheme Teile von sich in Visionen – sie nennt es „Downloads“ – auf anderen Planeten und in anderen Welten, etwa auf dem Mars gesehen. „Ich bin überzeugt, dass es immer noch Wesen gibt, die dort leben. Wir können sie aber nicht mit unseren Augen sehen.“

Abgespacet ist da vermutlich der richtige Begriff, wobei die gebürtige Togoerin über Aliens, Feenwesen und frühere Leben spricht, als sei es das normalste der Welt. „Zeit verstehe ich außerdem nicht als linear, nicht als ‚Heute, morgen, Vergangenheit, Zukunft‘. Es existiert alles im Jetzt.“ Ihr irdisches Alter behält sie daher auch für sich. Ihr Künstlername „Hiheme“ bedeute in der Sprache Ewe, die in ihrem Heimatland gesprochen wird, so viel wie „das Universum, die Welt“, erzählt sie. Ihren bürgerlichen Namen Donia Touglo hat sie weitgehend abgelegt.

Hiheme: Gewinnerin des Pop-NRW-Preises in der Newcomer-Kategorie

„Ich habe mich immer als alles Mögliche gefühlt. Konnte mich in viele verschiedene Menschen und das Universum hineinfühlen und verstehe mich als Teil davon“, sagt Hiheme. „Es passt auch gut zu meiner Musik und der Message, die ich der Welt geben möchte. Nämlich, dass wir alle eins sind.“ Dass es dann ausgerechnet „Hiheme“ wurde, hat auch einen ganz persönlichen Hintergrund: „Wenn mein Vater und ich uns unterhalten haben, und er einige meiner Weltansichten nicht verstanden hat, hat er mich zum Spaß immer ‚Hiheme‘ genannt.“

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Unter diesem Namen veröffentlicht die Kölnerin zum 14. April ihr Album „Game Changer“ und verspricht einen bunten, erfrischenden Mix aus Pop, Psychedelic, futuristischen Afro Beats und Electro. Seit dem 10. März ist die fröhliche, energetische Single „Walla Billa“ auf den gängigen Streamingplattformen zugänglich. Der Song ist auf englisch, Hiheme schreibt und singt aber auch auf Deutsch und Ewe. 2021 gewann Hiheme den Pop-NRW-Preis als beste Newcomerin. „Mit meiner Musik möchte ich die Geschichten, die ich im Leben sehe und die, die in mir stecken, mit der Welt teilen. Ich hatte viele Erlebnisse, die nicht schön waren, aber mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin“, sagt Hiheme. Sie möchte andere Menschen inspirieren, ihren Weg zu finden. „Was auch immer das bedeutet. Es geht nicht darum, dass ich den Weg diktiere, sondern darum, zu zeigen: So mache ich das.“

Immer wenn ich zurückgekommen bin und den Dom gesehen habe, dachte ich: Ich bin Zuhause.

Ihr Weg als Person of Color, also als Schwarze Frau, sei nicht immer einfach gewesen. „Wir werden immer in Schubladen gesteckt – egal welche Hautfarbe wir haben oder wie wir aussehen. Aber ich erfahre, dass es überall auf der Welt das Mindset gibt: Dunkelhäutige Menschen sind minderwertig“, sagt sie. „Ich meine: Der Kontinent, auf dem ich geboren bin, wird auch die ‚Dritte Welt‘ genannt. Wenn du Leute auf der Straße fragst, was sie mit Afrika verbinden, dann kommen Sachen wie Armut oder Krankheit.“ Das wandele sich inzwischen ein wenig, meint Hiheme, aber dennoch: „Diese Stereotypen werden mir immer wieder gegeben. Genauso ist es auch bei der Musik.“ Die Menschen würden von ihr Reggae oder Soul erwarten. Eben die Genres, „die man mit meiner Hautfarbe verbindet. Aber das macht mich nicht aus.“

Sie will ihr Ding machen. Und sich nicht von schlechten Erfahrungen runterziehen lassen. In ihrer Wahlheimat Köln gehe das besonders gut. „Ich habe mich nie irgendwo so richtig Zuhause gefühlt. Eine Zeit lang wusste ich nicht, was dieses Gefühl von Zuhause sein soll.“ In Köln studierte Hiheme dann Schauspiel. „Wir waren oft auf Theatertour und immer, wenn ich zurückgekommen bin und den Dom gesehen habe, dachte ich: Ich bin Zuhause.“ Es gab den Versuch, nach Berlin zu ziehen, erzählt sie. Aber: „Das war eine Katastrophe. Ich bin wieder zurück nach Köln gekommen.“ Eine Alternative gebe es für sie nicht. Die Schäl Sick ist für Hiheme zur Heimat geworden.

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