Rocker-KriegSchießerei am Kölner Hauptbahnhof – Hells Angel droht Haftstrafe

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Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Sebastian Schölzel.

Köln – Zwei Rocker, die sich auf einer belebten Straße in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs beschießen – Polizeipräsident Uwe Jacob sprach von Zuständen wie im Wilden Westen. Nun gibt es für einen der Beteiligten noch ein Nachspiel vor dem Kölner Landgericht. Dem Angeklagten, der damals dem Umfeld der Gruppierung Hells Angels zugeordnet wurde, droht Gefängnis.

Magnum-Revolver im Steuerberaterbüro gezogen

Am 4. Januar 2019 war der Angeklagte in einem Steuerberaterbüro in der Altenberger Straße zufällig auf einen Bekannten getroffen, mit dem er, angeblich wegen eines gescheiterten Autogeschäfts, auf Kriegsfuß gestanden hatte. Bei dem Mann handelte es sich um den Kölner Boss der konkurrierenden Rockergruppierung Bandidos. Es war offenbar ein Treffen mit Sprengkraft.

Laut Staatsanwaltschaft sei der 31-jährige Angeklagte zunächst verbal auf seinen Kontrahenten losgegangen. „Geh sofort mit mir raus“, habe er gebrüllt. Als der Bandido sich weigerte, habe der Beschuldigte seinen Magnum-Revolver gezogen, ihn dem Geschädigten an den Kopf gehalten. Auch sollen Schläge mit der Waffe gegen den Schädel gefolgt sein, was aber nie bewiesen wurde.

Schießerei in der Nähe des Hauptbahnhofs

Das Geschehen verlagerte sich auf die Straße, hier soll auch das „Opfer“ eine Pistole gezogen haben. Beide Männer feuerten Schüsse ab. Gegen den 33-jährigen Bandido-Chef wurde gesondert verhandelt, das Landgericht verurteilte ihn vergangenen September unter anderem wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren.

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Der zweite Beteiligte war bei einem ersten Prozess noch glimpflich davon gekommen, mit zwei Jahren Haft auf Bewährung. Die Staatsanwaltschaft wehrte sich gegen die in ihren Augen zu milde Entscheidung, daher wird seit Donnerstag in der nächsten Instanz mit allen Zeugen neu verhandelt. Die Vorsitzende Richterin Sylvia Sella-Geusen hat insgesamt drei Prozesstage angesetzt.

Kontrahenten hatten sich zwischenzeitlich versöhnt

Verteidiger Sebastian Schölzel hatte für seinen Mandanten erklärt, dass dieser am Tattag übermüdet gewesen sei, da er die ganze Nacht mit seiner Playstation gespielt habe. „Mein Mandant hat dummerweise mit der Waffe rumgefuchtelt“, so der Anwalt. Der abgegebene Warnschuss in die Luft täte ihm leid, er habe aber nie die Absicht gehabt, sein Gegenüber zu verletzen.

Auf mögliche psychische Folgen angesprochen, sagte eine Mitarbeiterin des Steuerberaters, sie sei schockiert gewesen vom Einsatz des SEK, denn plötzlich standen vermummte und bewaffnete Polizisten im Büro. Der Bandido-Boss hatte die Aussage verweigert, er muss sich nicht selbst belasten. Die Kontrahenten hatten sich zwischenzeitlich versöhnt. Der Prozess wird fortgesetzt.

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