Demokratie bedeutet mehr als wählen zu gehen. Mit einem neuen Projekt möchte das NS-Dokumentationszentrum darauf aufmerksam machen.
Ausstellung im NS-DokKölner Gruppen zeigen, wie Demokratie funktionieren kann

Die Ausstellung „We … together“ befasst sich mit der Demokratie und ihren Beteiligungsmöglichkeiten.
Copyright: Alexander Schwaiger
Fünf Jahre Vorbereitung brauchte es, bis das Hausprojekt „BG 1006“ im vergangenen November den Erbpachtvertrag für das Gebäude Bergisch Gladbacher Straße mit der Hausnummer 1006 unterschreiben konnte. Das Ziel der Initiative ist es, in den drei oberen Etagen selbstorganisiertes und gemeinwohlorientiertes Wohnen zu ermöglichen. Das Erdgeschoss soll ein Begegnungsraum für Menschen im Viertel bleiben.
„BG 1006“ gehört zu den Kölner Gruppen, die in Workshops die Themenräume für die neue Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums erarbeitet haben. Die Schau, die sich anhand von Beispielen der gelebten Demokratie im Alltag widmet, heißt „We … together“ und wird am Donnerstag, 18. September, um 19 Uhr im Gewölbekeller des Zentrums eröffnet. Dort ist sie bis zum 1. März zu sehen. Drei Kuratoren und eine Kuratorin haben daran mitgewirkt.
Ausstellung will Leute erreichen, die noch nicht ins Museum gehen
Mit Blick auf die NRW-Kommunalwahl sagte Zentrumsdirektor Henning Borggräfe am Dienstag bei der Präsentation der Ausstellung, ohne Wahlen sei Demokratie nicht denkbar. Doch sie erschöpfe sich nicht darin, die eigene Stimme für die eine oder andere Partei abzugeben, sondern bedeute die Garantie von Grund- und Menschenrechten. Die jüngsten Wahlergebnisse zeigten, „dass in NRW, auch in Köln, für eine größere Zahl von Menschen diese Werte offenbar nicht mehr selbstverständlich sind und oder sie diese sogar offen ablehnen“.
Die Ausstellung, eine Eigenproduktion des NS-Dokumentationszentrums, will einen Beitrag dazu leisten, dem entgegenzuwirken. „Wir wollen Leute erreichen, die noch nicht ins Museum gehen“, sagte Dominik Fasel vom Kuratoren-Team.
Ausstellung ändert sich durch Beteiligung der Besuchenden
„Wohnen“ ist einer von fünf Themenräumen. Den Raum „Erinnern“ hat die „Interjugend“ gestaltet, eine Gruppe junger Menschen zwischen zehn und 20 Jahren in Mülheim, die für eine diskriminierungsfreie, solidarische Gesellschaft eintritt. Mit dem Thema Feiern hat sich das sozio-kulturelle Zentrum „Kulturhof Kalk“ auseinandergesetzt. Weitere Räume sind dem Arbeiten und der Schaffung gemeinsamer Räume gewidmet. Zu den Exponaten gehören zum Beispiel von den Gruppen gestaltete Modelle, Sammlungen von Zitaten aus den Workshops, Audiostationen, an denen man Botschaften der Gruppen hören kann, und Bildschirme, die Straßenumfragen zu den Themen zeigen.
Immer wieder ist der Besucher oder die Besucherin eingeladen, sich aktiv zu beteiligen, etwa in einem Werkstattraum Veränderungswünsche und Forderungen an die Lokalpolitik aufzuschreiben, Aufnahmen zu machen oder ein Spiel zu spielen. So wie Demokratie nie „fertig“ sei, verhalte es sich auch mit der Ausstellung, sagte Kurator Ilja Gold. Durch die Beteiligung der Besucher und Besucherinnen komme immer wieder etwas Neues hinzu. Mit jeweils einer Podiumsdiskussion werden die Inhalte der fünf Themenräume durch weitere Perspektiven von Kölner Akteuren und Akteurinnen ergänzt; die erste, die sich um gemeinsames Arbeiten dreht, beginnt am Donnerstag, 25. 9., um 18 Uhr. Außerdem werde Führungen angeboten.
Über die Ausstellung
„We … together“, 18. September 2025 bis 1. März 2026 im NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 UhrEintritt: vier Euro, ermäßigt zwei Euro, kostenfrei am ersten Donnerstag im Monat