Testen, Abstand, LuftfilterWie Köln nach den Ferien den Schulbetrieb starten will

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Luftfilter Schule

Ein Luftfilter in einer Grundschulklasse

Köln – Wegen der hochansteckenden Delta-Variante steigen die Corona-Infektionszahlen wieder an. Es besteht die Sorge, dass die wachsenden Fallzahlen den Schulbetrieb nach den Ferien gefährden, vor allem den eigentlich fest eingeplanten Präsenzunterricht. Auch für die Kita-Öffnungen sieht die Stadt offenbar Risiken. „Die bisherigen Erfahrungen in der Pandemie zeigen, dass für Kinder, Jugendliche und Familien die Öffnung der Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflegen und Schulen entscheidend ist, um Schaden für die körperliche und geistige Entwicklung zu verhindern“, betont die Stadtverwaltung. Deshalb hat die Stadt nun ein Konzept zur „Sicherstellung des Kita- und Schulbetriebs nach den Ferien“ erarbeitet, über das der Hauptausschuss beraten hat. Das Konzept besteht aus fünf Säulen.

Testen

Die bisherigen Testmöglichkeiten mit regelmäßigen Lolli-Tests werden nach den Ferien in Kitas und Schulen fortgesetzt. Das gilt auch für die PCR-Pooltestungen, bei der die Abstriche von Kindern und Jugendlichen ganzer Klassen oder Betreuungsgruppen zusammen und in einem einzigen Verfahren untersucht werden, um Kapazitäten zu sparen. Sollte ein solcher Pool-Test positiv ausfallen, werden erneut Einzelproben entnommen.

Luftfilter

Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hatte fest installierte Luftfilter in allen Klassen- und Gruppenräumen und mobile Anlagen in Gebäuden, wo eine Nachrüstung mit dauerhaften Geräten nicht möglich sein sollte, ins Spiel gebracht. In der kurzen Zeit bis zum Start des neuen Schuljahres Mitte August ist es aber ausgeschlossen, alle Räume mit festen Luftfiltern auszustatten. Deshalb konzentriert sich die Verwaltung auf mobile Lösungen. Eine Marktanalyse der Stadt hat ergeben, dass derzeit gerade einmal 250 bis 300 mobile Geräte mit entsprechendem Qualitätsstandard verfügbar sind. Zumindest diese sollen in einem ersten Schritt erworben und an Grundschulen verteilt werden, weil es für Kinder unter zwölf Jahren bislang noch keine Impfempfehlung gibt. In einem zweiten Schritt will sich die Stadt den Zugriff auf bis zu 10.000 weitere mobile Geräte sichern, die die Schulen und städtischen Kitas „in den nächsten Monaten“ anfordern können.

Eine mobile Anlage kostet etwa zwischen 3000 und 3500 Euro, ist aus dem Rathaus zu erfahren. Sollten alle Geräte benötigt werden, entspräche das Gesamtkosten von 30 bis 35 Millionen Euro. Die Stadt will dafür entsprechende Fördermittel beantragen. Der Auftrag muss europaweit ausgeschrieben werden. „Wegen der sich aus der Gefährdungslage ergebenden Dringlichkeit“ kann die Angebotsfrist auf 15 Tage verkürzt werden. Dennoch ist es unmöglich, dass die Geräte zum Schulstart vorhanden sind. Sie werden sukzessive angeschafft, sagte der ärztliche Leiter des Rettungsdiensts. Wann wie viele Geräte angeschafft sind, darüber machte die Verwaltung keine weitere Angaben. „Ein analoges Förderprogramm für Kitas der freien Träger wird aufgelegt, die die Beschaffung des Luftfiltergerätes selbst vornehmen“, verspricht die Stadt.

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Impfen

Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es derzeit noch keinen zugelassenen Impfstoff. Der Krisenstab der Stadt und dessen Ethikkommission haben sich dafür ausgesprochen, für Kinder ab zwölf Jahren, die mit dem Präparat von Biontech immunisiert werden können, Impfmöglichkeiten zu schaffen. Dazu will die Stadt neben der Impfung dieser Altersgruppe in Kinderarztpraxen ein Angebot im Impfzentrum schaffen. Wie bei Erwachsenen sei damit zu rechnen, „dass geimpfte Jugendliche ab 12 Jahren sich zwar nach wie vor mit den Varianten von Sars-Cov-2 anstecken können, sie aber weniger zum allgemeinen Ansteckungsgeschehen beitragen“, begründet die Stadt.

AHA-L-Regeln

Abstand (A), Hygiene (H), Alltagsmasken (A), Lüften (L) – dieser Vierklang wird auch nach den Ferien in Schulen und Kitas gelten „und bei Bedarf erweitert“, kündigt die Stadt an. Masken, die also weiterhin getragen werden müssen, und Desinfektionsmittel stellt die Verwaltung. An Kitas, wo die Maskenpflicht nicht umsetzbar ist, soll das kommunale Programm „Alltagshelfer“ die Einrichtungen bei der Einhaltung der Hygienemittel unterstützen. Dabei bekommen die Einrichtungen Subventionen, um zusätzliches Personal einzustellen. Zudem habe das NRW-Schulministerium angekündigt, das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ auszuweiten, sagt die Stadt. Hier sollen die Angebote des Offenen Ganztags personell gestärkt werden, etwa um verpasste Lerninhalte nachzuholen. Sollte das Land dieses Mittel nicht bereitstellen, werde geprüft, ob und wie weit die Stadt die Kosten trägt, heißt es.

Psychologische Hilfe

„Um psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, die ursächlich den Pandemieeinschränkungen zugerechnet werden können, besser zu erkennen“, möchte die Stadtverwaltung „niederschwellige Hilfen zur Bewältigung“ bereitstellen. Wie genau diese Hilfen aussehen, steht noch nicht fest. Sie werden im September vorgestellt.

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