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Kölner Band Xul ZolarEmotionen wie im Fiebertraum

Lesezeit 4 Minuten
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Dennis Enyan, Marin Geier, Dennis Hofmann und Ronald Röttel (v.l.n.r.) sind Xul Zolar.

Köln – Talk Talk, Roxy Music oder The Smiths – die Popmusik der 80er Jahre ist für die Bandmitglieder von Xul Zolar mit ihren Vibes und vielschichtigen Klangfarben eine deutliche Inspiration für ihre Songs. Aber auch die Vergangenheit einiger Bandmitglieder in Punkrock- und Hardcorebands spielt hintergründig eine Rolle. So richtig einordnen können und wollen die vier Jungs ihren Sound allerdings nicht. Vielmehr geht es ihnen darum, über ihre Musik ein Gefühl zu vermitteln. „Ich denke, dass sich ein bestimmtes Genre da gar nicht finden lässt“, sagt der Leadsänger der Band, Ronald Röttel. „Wenn überhaupt, dann vielleicht so etwas wie experimenteller Indie-Pop.“

Marin Geier, mit dem zusammen er die Band gegründet hat, ergänzt: „In einem französischen Blog wurde unsere Musik mal als »Jungle Funk« beschrieben – das finden wir eigentlich ganz sympathisch, auch wenn wir selbst nicht genau wissen, was das ist.“ Ebenso flüchtig wie das Genre ist der Name der Band. Geier griff den Namen des surrealistischen Malers Xul Solar aus Argentinien in einer Kurzgeschichte von Jorge Luis Borges auf. „Ich fand anfangs nur das Schriftbild ansprechend. Die Bilder von ihm haben uns dann aber auch ganz gut gefallen.“ Leicht abgewandelt gab sich die Gruppe daher den Namen Xul Zolar.

Nach der Gründung vor sieben Jahren brauchte die Band zunächst etwas Zeit, um zu ihrer aktuellen Besetzung zu finden. Dennis Hofmann alias Pony ersetzt seit 2014 den bisherigen Schlagzeuger der Gruppe, Dennis Enyan vervollständigt sie seit dem vergangenen Jahr als Bassist.

Seit ihren Anfängen können Xul Zolar bereits auf mehr als 200 Auftritte zurückblicken – öfter als in Köln spielen sie nur in den Metropolen Hamburg und Berlin. Dabei ist aus einem einfach Grund ihr liebster Auftrittsort Köln: „Es ist schön, hier zu spielen, weil auch Freunde und Bekannte zu unseren Konzerten kommen. Das schafft natürlich eine besondere Atmosphäre bei den Auftritten.“

Aus kreativer Sicht wissen die Musiker die Domstadt ebenfalls zu schätzen. „Köln ist für uns ein Zwischending aus Großstadt und Provinz. Man geht nicht so sehr unter, wie beispielsweise in Berlin, und trotzdem ist hier eine Menge los“, so Geier über die Vorzüge.

Erste Tour nach Italien

Ein spezielles Erlebnis war für die Band trotz einer Mehrzahl an Auftritten in Deutschland ihre erste Tour, die sie nach Italien führte, wie sich Pony erinnert: „Da waren wir knapp zwei Wochen auf der Straße unterwegs, und jeder hat einmal alles von sich offenbart.“ Die Konzertauftritte waren erinnerungswürdig. „Einmal standen die Leute während des Auftritts nur teilnahmslos herum. Danach sind sie uns gefolgt und haben auf Italienisch auf uns eingeredet, ohne dass wir wussten, was sie von uns wollten“, berichtet Ronald. Ein bizarrer Moment für die Gruppe. „Das spiegelte die ganze Tour wieder. Wie eine Art einziger Fiebertraum.“

Dieses fiebrige Gefühl beschleicht den Zuhörer auch an etlichen Stellen des Albums „Fear Talk“. Und darum geht es dem Quartett. Nicht mit komplexen Inhalten bei den Texten, sondern mit Emotionen will die Band sprechen. So steht auch der Titel des Albums für eine Assoziation von Begriffen und Gefühlen – wie schon beim Bandnamen gibt es kein bestimmtes Konzept.

Und trotz der Reduktion auf eine gefühlvoll-malerische Klangwelt – reinhören lohnt sich, denn „Fear Talk“ entwickelt in seinen knapp 44 Minuten tatsächlich eine eigene Gefühlswelt, in die man spürbar hineingezogen wird.

STECKBRIEF

Ronald Röttel (29, Vocals), Marin Geier (29, Gitarre), Dennis Enyan (28, Bass) und Dennis Hofmann alias Pony (33, Drums) spielen ihre ganz eigene Musik. Einordnen lässt sie sich nur schwer. Neben Pony, der als Backliner bei anderen Bands aushilft und Dennis, der als Tontechniker tätig ist, stecken Marin und Ronald mitten in der Promotion. Bis auf Dennis Enyan sind die Jungs zwar keine gebürtigen Kölner, alle haben aber in Kalk, der Neustadt-Nord und in der Südstadt ihre Wahlheimat gefunden. Das Debüt-Album „Fear Talk“ haben sie im Januar dieses Jahres veröffentlicht. Herunterladen und als Vinylplatte oder CD kaufen kann man es unter www.xulzolar.bandcamp.com

Live zu sehen ist das Quartett am 27. Juli beim „Zugvögel Festival“, das vom 27. – 29. Juli in Hellenthal (Eifel) stattfindet.

www.zugvoegelfestival.org